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Wie ein altes Ehepaar. Jan Josef Liefers und Axel Prahl im "Tatort" mit dem Titel "Erkläre Chimäre".
© WDR

Knapp am neuen Rekord vorbei: 13 Millionen sehen "Tatort" aus Münster

Luftröhrenschnitte, die Homo-Ehe auf westfälisch, ein Krankenhaus voller Polizisten und immer wieder Crystal Meth: Wie der "Tatort" aus Münster auf Twitter ankommt und wie stimmig die Fakten sind. Die Quote ist jedenfalls wieder einmal hervorragend.

Der "Tatort" aus Münster stand in der Zuschauergunst am Sonntag wieder einmal ganz oben: 13,01 Millionen schalteten den Münster-"Tatort" ein, damit war der ARD-Krimi trotz seiner polarisierenden Wirkung einmal mehr Tagessieger. Zudem blieb die Folge "Erkläre Chimäre" nur ganz knapp unter dem Rekord von 13,13 Millionen Zuschauern, den der Westfalen-"Tatort" im vergangenen Herbst mit der Folge "Mord ist die beste Medizin" aufgestellt hatte. Der Marktanteil an diesem Sonntag lag bei 37, 2 Prozent. Die Liste der erfolgreichsten „Tatorte“ insgesamt wird jedoch von einem anderen Duo angeführt. Manfred Krug und Charles Brauer erreichten mit „Stoevers Fall“ im Jahr 1992 15,86 Millionen Zuschauer.

Der „Tatort“ aus Münster zog nach Meinung der Twitter-Nutzer anfangs offenbar die richtigen Register. Der Luftröhrenschnitt mit dem Werbe-Kugelschreiber löste die erste Tweet-Lawine aus. Auch das „Animale“-Logo auf der Unterhose des Mordopfers wurde vom Publikum dankbar gewürdigt. Thiels Sprachprobleme nach dem Eingriff hingegen kümmerte die Zuschauer hingegen weniger. Mitleid mit dem Kommissar Fehlanzeige. Die „Homo-Ehe“ zwischen Boerne und Thiel passte zwar unabsichtlich bestens zur aktuellen Debatte. Doch wie der „Tatort“ mit dem Thema umging, wurde hingegen überwiegend kritisch bewertet - etwas verklemmt und so 80er Jahre wie YMCA von den Village People, lauteten die Kommentare.

Überhaupt kann man es nicht allen recht machen, vor allem nicht mit Krimikomödien wie denen aus Münster. Offenbar enthielt diese Folge doch einige Klischees zu viel, und auch die Handlung überzeugte viele Twitterer nicht. Allerdings sollte sich 14 Jahre nach dem ersten „Tatort“ mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl herumgesprochen haben, um was für eine Art von Unterhaltung es sich hierbei handelt, egal welches Etikett auf der Verpackung steht. Umso erstaunlicher, dass es immer noch einige „Tatort“ und vor allem Münster-Novizen gibt.

Könnten Karl-Friedrich Boerne und Frank Thiel heiraten?

Der Gerichtsmediziner und der Kommissar als trautes Paar: Karl-Friedrich Boerne alias Jan Josef Liefers mit Blumenstrauß und Frank Thiel aka Axel Prahl neben ihm, so soll der Erbonkel des Pathologen getäuscht werden. In Deutschland müssten Boerne und Thiel allerdings auf die Eheschließung noch warten. Die Homo-Ehe, wie sie gemeinhin genannt wird, gibt es hierzulande (noch) nicht. Gleichgeschlechtliche Paare können sich stattdessen als eingetragene Lebensgemeinschaft stärker aneinander binden, beziehungsweise Steuern sparen.

Der Umgang in der EU mit dem Thema Homo-Ehe ist höchst unterschiedlich. In zwölf Ländern - darunter England, Frankreich, Irland, Spanien, den Be-Ne-Lux-Ländern sowie Dänemark und Schweden - können Homosexuelle wie andere Ehepaare standesamtlich heiraten. In Deutschland, Österreich, der Tschechischen Republik und einigen anderen Ländern gibt es eine Gleichstellung über die eingetragenen Lebensgemeinschaften. In Italien oder Polen oder Griechenland gibt es jedoch nicht einmal diese Anerkennung. Immerhin können sich die "Tatort"-Fans darüber freuen, dass sich Boerne und Thiel nur vor der Kamera streiten und sich Liefers und Prahl so gut verstehen, dass ein baldiges Aus für dieses Duo nicht befürchtet werden muss.

Was steckt hinter dem Begriff „Chimärismus“?

Die Suche nach dem Mörder im „Tatort“ aus Münster wird dadurch erschwert, dass am Tatort zwar reichlich Blut gefunden wird, das aber vermeintlich nur von einer Person stammt. Tatsächlich haben das Opfer und der Täter den gleichen genetischen Fingerabdruck. Erklärt wird dies mit dem medizinischen Begriff Chimärismus. In der Wikipedia wird dies so erklärt: „Chimäre nennt man in Medizin und Biologie einen Organismus, der aus genetisch unterschiedlichen Zellen bzw. Geweben aufgebaut ist und dennoch ein einheitliches Individuum darstellt.“ Im konkreten Fall hat sich das Opfer einer Stammzellentherapie unterzogen, wobei die Zellen vom Täter stammten. Das Blut des Opfers hat danach die selbe DNA wie das des Täters, die anderen Körperzellen hat hingegen die DNA des Opfers. In der medizinischen Praxis kann der immunologische Effekt des Chimärismus auf verschiedene Weise genutzt werden, unter anderem um Abstoßungseffekte nach Organtransplantationen zu verhindern.

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