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Ein Seidenkimono aus der Winterkollektion 2018.
© Klaus Haapaniemi

Finnisches Design: Klaus Haapaniemi ist neu in der Stadt

Der Designer Klaus Haapaniemi illustriert seine eigene Fantasiewelt. Jetzt ist er von London nach Berlin gezogen - auch wegen des Brexits.

Eigentlich ist egal, wo Klaus Haapaniemi lebt. Seine Welt hat er immer bei sich. Auf einer Tapete den finnischen Wald, in dem die Sonne den letzten Schnee schmilzt und die ersten Blüten und Pflanzen sprießen lässt. Auf einem Kimono das Meer, in dem Algen wogen, Seepferdchen in Formation schwimmen und darüber ein Wal thront, der eine Krone aus schimmernden Quallen auf dem Kopf trägt. Nur zu nah will der Designer seiner Inspirationsquelle nicht kommen: seiner Heimat Finnland. Die finnische Landschaft, finnische Volkssagen und Märchen sind oft Grundlage seiner Arbeit.

Seit 20 Jahren lebt er nun im Ausland, die ersten fünf Jahre in Italien. Dort arbeitete er als Kreativdirektor für eine Modemarke, entwarf Drucke für Dolce & Gabbana, Diesel und Cacharel. Danach lebte er 15 Jahre in London. Jetzt ist er mit seiner Frau Mia Wallenius und seiner alten schwarzen Katze Putte nach Berlin gezogen. Für das Treffen hat er das Soho House in Mitte gewählt. Wegen der internationalen Gemeinschaft ist er direkt nach seiner Ankunft in Berlin Mitglied geworden. So fühlt er sich für den Anfang nicht so verloren.

Auch wenn das Paar schon länger darüber nachdachte, in einer anderen europäischen Stadt zu leben, der Brexit hat ihre Entscheidung beschleunigt. „Wir haben eine Firma in England. Aber wir denken darüber nach, das zu ändern“, sagt Haapaniemi. Ihr Geschäft im Londoner Szeneviertel Shoreditch haben sie schon aufgegeben. Die Brexit-Abstimmung hat sich vor allem für kleinere Marken spürbar auf die Konsumstimmung ausgewirkt. Haapaniemi: „Die Leute sind verunsichert und kaufen viel weniger. Das betrifft vor allem die schönen Dinge des Lebens, nicht so sehr Mobiltelefone.“

Der Designer wagt also mit seiner Frau und Geschäftspartnerin einen Neuanfang in Berlin. So genau wissen sie noch nicht, was sie hier erwartet. Auch wenn sie die lebendige Kunstszene, Galerien und Museen lockten, war der schnelle Direktflug nach Helsinki ein wichtiger Grund, dass sie sich eine Wohnung in Kreuzberg suchten. Und Klaus Haapaniemi freut sich auf Spaziergänge durch mitteleuropäische Wälder, „Die sind zwar nicht so spektakulär wie die in Finnland, dafür stehen hier richtige Bäume.“

Seine Referenz ist eben immer noch seine Heimat. Weil er in Lahti, hundert Kilometer von Helsinki entfernt, Grafikdesign studierte, kennt er die finnische Designszene gut. Er attestiert ihr eine sehr starke Identität, die aber manchmal ins Eigenbrötlerische umschlägt. „Die Designer haben einen hohen ästhetischen Anspruch und sind nicht so kommerziell ausgerichtet wie die Dänen oder Schweden“, sagt Haapaniemi. Natürlich hat auch er schon für das Textilunternehmen Marimekko und die Haushaltswarenmarke Iittala entworfen. „Diese Firmen sind gewaltige Wahrzeichen in Finnland, es ist schwer, daran vorbeizukommen. Sie sind ein bisschen wie eine undurchdringliche Mauer", sagt der Designer. Auch deshalb denkt er, ist es wichtig für finnische Designer, das Land auch mal zu verlassen. „Was wäre ich wohl für eine Person geworden, wenn ich geblieben wäre?“, fragt sich Haapaniemi und muss lachen.

Auf jeden Fall ist er mit seiner Arbeit meilenweit von der nordischen Schlichtheit entfernt, die zum Beispiel den finnischen Designgott Alvar Aalto auszeichnet. Und er hat sich vielleicht auch durch die Distanz seine eigene Designsprache erschaffen können.

Dramatik im Bett: Samtkissen mit schwarzen Schwänen.
Dramatik im Bett: Samtkissen mit schwarzen Schwänen.
© Klaus Haapaniemi

Überraschenderweise ist der 50-Jährige ein großer Fan des Wiener Architekten Adolf Loos, der 1910 sein Standardwerk „Ornament und Verbrechen“ für Verfechter des Schnörkellosen schrieb. Es ist eines seiner Lieblingsbücher. „In seinen Augen wäre ich sicher ein Schwerverbrecher. Aber es ist halt meine Art, meine Gefühle auszudrücken“, kichert Klaus Haapaniemi.

Adolf Loos argumentiert, dass alles Ornamentale überflüssig und reine Vergeudung menschlicher Kraft sei. Das kann man im Falle von Klaus Haapaniemi keinesfalls sagen. Ihm geht es nicht nur um die verzierte Oberfläche. Seine Schnörkel führen ein Eigenleben – wie auf dem dunklen, ovalen Teppich mit den pinkfarbenen Walen, der dem Raum eine weitere Dimension verleiht. Gar nicht sinnlos sind auch all die anderen Muster, die zusammen eben eine Welt ergeben, in die man sich nur zu gern begeben würde. Und sie sind die ideale Ergänzung eines generell minimalistischen und speziell skandinavischen Lebensstils, voll mit schlicht gestalteten Möbeln und Stoffen. Da reicht es schon, sich in einem Kleid von Klaus Haapaniemi auf ein dunkelgrün gemustertes Sofa mit bunten Kissen zu setzen. Da erzählt sich die Geschichte ganz von allein. Auch seine Katze Putte verwandelt er in ein Fabelwesen, mal taucht sie mit gesträubtem Fell und Buckel, mal mit einem Hahnschweif auf seinen Stoffen auf.

Viele seiner Produkte werden in Japan hergestellt, dort hat Klaus Haapaniemi eine richtige Fangemeinde, die ihn auf der Straße erkennt. Die Bereitschaft, sich auf eine sagenhafte Welt einzulassen, ist in Asien besonders groß. In einem der größten Einkaufszentren Tokios baute er eine Skulptur aus Washi-Papier, 15 Meter hoch und von innen beleuchtet.

Outfit bestehend aus Bluse und Rock.
Outfit bestehend aus Bluse und Rock.
© Klaus Haapaniemi

Ein anderes wichtiges Thema ist die Oper für ihn. Das hat auch familiäre Gründe – seine Großmutter war Bühnenbildnerin. Er hat mit der Finnischen Nationaloper zusammengearbeitet. Für „Das schlaue Füchslein“ hat er nicht nur die Kostüme, sondern auch das Bühnenbild entworfen, für Haapaniemi einmal mehr eine Gelegenheit seine eigene Welt zu entwerfen. Um noch tiefer darin einzutauchen, arbeitet er mit einem finnischen Komponisten an seiner ersten Oper. Aber vor allem will er in Berlin seine Marke weiter entwickeln – ohne Eile. „So vieles sieht gleich aus, da muss man auf seine eigene Sprache achtgeben.“ Klaus Haapaniemi ist da auf dem richtigen Weg.

Die Produkte von Klaus Haapaniemi sind nur online erhältlich. Sein Geschirr von Iittala gibt es in den Filialen am Kurfürstendamm in Charlottenburg und in der Münzstraße in Mitte.

Mehr Infos unter: klaush.com

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