Jugend und Lesen: Kinder lesen sowieso
Trotz sozialer Medien und des bösen Internets: Bücher lesen steht bei Kindern und Jugendlichen nach wie vor hoch im Kurs.
Wie verhält sich das denn nun mit den Kindern, den Jugendlichen und den Büchern? Lesen sie noch, und wenn ja: was? Oder wischen sie nur noch auf dem Smartphone oder Tablet, kommunizieren, snapchatten, laden Fotos hoch, runter, schauen die sich an und so weiter?
Der Friedrichstadt-Palast wirbt gerade mit einem riesigen Flyer für eine im Herbst stattfindende Premiere seines jungen Ensembles, einer Show mit dem Titel „Im Labyrinth der Bücher“, und da macht sich der eine oder die andere doch ernsthaft Sorgen um das Berliner Revue- Theater: Wie uncool ist das? Wen glaubt Intendant Bernd Schmidt mit dieser Kindershow ansprechen zu können, mit seinen, wie es in der Ankündigung heißt, „spannenden Reisen durch weltberühmte Märchen und Erzählungen“? Wohl eher Eltern und Großeltern, die eben mit Robin Hood, Robinson Crusoe oder den drei Musketieren noch etwas anfangen können.
Es war noch nie cool, ein Bücherwurm zu sein
Aber diese Show wirkt gar nicht aus der Zeit gefallen. So schlimm steht es mit dem jugendlichen Lesen nämlich gar nicht. Zum einen hat gerade der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest in einer großen Studie über den Medienkonsum 6- bis13-Jähriger herausgefunden, dass diese sehr wohl noch lesen, gerade auch zum Vergnügen: 16 Prozent lesen jeden Tag in ihrer Freizeit, ein gutes Drittel mindestens mehrmals pro Woche. Gut möglich, dass die Eltern- und Großelterngeneration da zahlenmäßig gar nicht herankommt.
Distinktionsgewinne können eingefahren werden
Zum anderen ist das mit der Coolness oder Uncoolness beim Bücherlesen so eine Sache. Die Kategorie stimmt in diesem Zusammenhang nicht: Cool war es noch nie, ein Bücherwurm zu sein. Nur ist es das genauso wenig, im Internet in welchen sozialen Medien auch immer unterwegs zu sein. Das sind nämlich sowieso alle.
Eher ist es so, dass inzwischen viel Distinktionsgewinn gemacht wird mit einem Buch in der Hand. Praktisch jeder Jugendliche in Deutschland kennt Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“, und nicht nur weil der Schullektüre ist. Aber eben auch: „Mädchenmeute“ von Kirsten Fuchs oder „Sonne und Beton“ von Felix Lobrecht. Ob diese Bücher auf dem Tablet gelesen worden sind oder analog, spielt keine Rolle. Und ob manche es weiter bevorzugen, Coolness daran zu messen, nie ein Buch in der Hand gehabt zu haben, genauso wenig.
Wie sagte es Siegfried Lenz einmal: „Nichts ist so beständig wie der Wechsel; Literatur aber war schon immer nur für eine Minorität gedacht.“ Deshalb könnte man auch sagen: Lesen bei Kindern und Jugendlichen ist inzwischen ein Massenphänomen.
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