Interview über das Unternehmen Karl Lagerfeld: "Karl Lagerfeld ist ein Vorbild"
Vergangene Woche eröffnete der CEO der Marke Karl Lagerfeld, Pier Paolo Righi ein Geschäft in Berlin und erzählte, wie er mit Lagerfeld zusammenarbeitet.
Pier Paolo Righi ist sich ganz sicher. Nein, Karl Lagerfeld wird heute nicht zur Eröffnung kommen. Also muss der CEO der Marke Karl Lagerfeld ihn vertreten... Unser Interview für Tagesspiegel-Mode:
Sie arbeiten sehr eng mit Karl Lagerfeld zusammen. Wie sieht das genau aus?
Er schaut sich nicht die Bilanzen an – er ist Kreativdirektor, und als solcher verantwortet er alle kreativen Prozesse des Unternehmens. Er weiß, was funktioniert und was nicht, wo wir besonders erfolgreich sind. Er ist an der Entwicklung des Geschäfts interessiert.
Ist für ihn spannend, dass Chanel am anderen Ende der Skala der Marke Karl Lagerfeld steht?
Es ist ein Stimulus. Er war ja der erste Designer, der mit H&M zusammen gearbeitet hat. Das hat in der Branche wie eine Bombe eingeschlagen, und heute sind ja quasi alle Designer nachgezogen und haben es gemacht. Das hat er bewusst betrieben. Man kann Designerprodukte auch auf eine andere Art und Weise darstellen und den Konsumenten daran teilhaben lassen.
Die Marke Karl Lagerfeld ist ja recht preissensibel.
Mit der Idee sind wir an den Start gegangen. Karl wollte, dass die Designermode zugänglich ist, die die Leute von ihm erwarten. Wir wollten kein zweites Chanel oder Fendi sein, bei uns gibt es eine Tasche für 295 Euro, bei Chanel ist der Preis zehnmal so hoch. Bei uns soll es keine Barrieren geben, die Kunden sollen sich eingeladen fühlen, auch in der Kommunikation. Wir machen sehr viel über Social Media und haben 1,5 Millionen Follower auf Instagram. Unsere Zielgruppe ist sehr jung.
Bei der Entwicklung der Marke hat man den Eindruck, dass viel ausprobiert wurde.
Wir haben die Marke vor vier Jahren mit einer neuen Gruppe von Unternehmern ganz konsequent aufgebaut. Wir haben definiert, was wir sein wollen, wie wir uns positionieren wollen, was die Attribute der Marke sind, wie wir uns entwickeln und in welchen Märkten wir wann vertreten sein wollen. Es gibt natürlich immer wieder Versuchungen. Wenn Sie mit einem Namen wie Karl Lagerfeld operieren, haben Sie weltweit mögliche Partner, die mit Ihnen arbeiten wollen, sei es im Lizenzgeschäft, sei es in der Distribution.
"Wir haben in Frankreich und Deutschland begonnen"
Wo haben Sie Geschäfte?
Wir begannen mit Europa, wo das Herz der Marke ist, mit Schwerpunkt Frankreich und Deutschland. Wir haben jetzt auch Läden im Mittleren Osten, in China und starten nächstes Jahr in Amerika.
Die Tasche um 400 Euro ist zum Besteller geworden. Auch bei Ihnen?
Dieses Segment ist extrem wichtig. Karl Lagerfeld hat eine sehr breite Fanbasis – von der 20-jährigen Studentin bis zur 50-jährigen Luxuskonsumentin. Mit der Kollektion kann man nur einen bestimmten Kundenkreis ansprechen, aber eine Tasche ist zeitlos. Für uns macht das Accessoire-Geschäft mehr als die Hälfte aus. Das hat sich massiv entwickelt, was strategisch auch so gewollt war. Wir könnten uns vorstellen, in Zukunft reine Accessoire-Läden zu machen.
Jetzt kommt Kindermode.
Karl lag das am Herzen, er hat es noch nie gemacht und er hat ja ein Patenkind Hudson– den Sohn von Brad Krönig, den wollte er gern einkleiden. Und mit CWF ist ein Partner an uns herangetreten, der der Beste im Kindergeschäft ist, er hat zum Beispiel die Kinderlinie von Burberry aufgebaut.
Wie wichtig sind Modenschauen noch? Werden sie von sozialen Medien abgelöst?
Wenn ich für uns spreche, haben Schauen keinen Sinn mehr. Wir konzentrieren uns möglichst direkt auf unsere Verbindung zum Kunden. Wir lassen die Leute daran teilhaben, was in der Welt von Karl Lagerfeld passiert. Wir haben beim letzten Fotoshooting hinter den Kulissen live mitgestreamt – da können Sie zuschauen, wie Karl fotografiert, Sie können es kommentieren. Da wird auch drauf geantwortet. Ich glaube, der Konsument will nicht mehr nur schauen – er will teilnehmen.
Karl Lagerfeld ist ideal dafür, weil er nicht in private und öffentliche Person zerfällt.
Ob es nun hinter verschlossenen Türen, im Büro oder in der Öffentlichkeit ist – er sagt immer offen und ehrlich, was er denkt. Er ist sehr diszipliniert, und die Attribute, die man von ihm sieht, lebt er auch. Das ist sehr erfrischend, deshalb hat er in der jungen Zielgruppe so ein Standing.
Ist Karl Lagerfeld für Männer ein Vorbild?
Ich glaube schon. Wir sehen, dass unsere Kunden sehr individualistisch sind. Es sind selbstbewusste Männer, die wissen, wie sie aussehen wollen. Da ist schon ein gewisser Respekt vor der Art, wie sich Karl darstellt.
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