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Seelöwin im Zoo mit Nachwuchs.
© Zoo Berlin

Kalifornische Seelöwen im Zoo: Intelligent, wenn es ums Fressen geht

Diese Robben haben niedliche Kulleraugen - und schön scharfe Zähne. Vorsicht, wer ihnen zu nahe kommt.

Zum Beispiel Eileen. Sie ist eine Musterschülerin mit Launen. Reviertierpfleger Norbert Zahmel hat sie mit der Hand aufgezogen, weil ihre Mutter vergangenes Jahr an einer Infektion verstorben ist. Wäre Eileen eine Erstklässlerin, würde in ihrem Zeugnis stehen: Sie lernt rasch, ist manchmal schnell gelangweilt und kann sich höchstens fünf Minuten am Stück konzentrieren.

Deshalb ist sie bei der Rolle rückwärts so geschwind, dass Zahmel ein „krass“ entfährt – aber beim Sprung durch den Reifen lustlos wie ein Punk auf Jobsuche.

„Das ist Arbeit“, sagt Norbert Zahmel. Was er meint: die Kunststücke, die er mit Eileen jeden Tag einübt. Die Besucher können zugucken, wie die halbwüchsige Robbe durch den blauschwarzen Reifen springt, auf Befehl an Land schlittert – und wenn sie gute Laune hat, die weiße Frisbeescheibe apportiert wie ein Hund.

Norbert Zahmel dirigiert Eileen im Neoprenanzug, er schwimmt mit ihr durch das Wasser und bläst in eine Hochfrequenzpfeife, wenn er ihre Aufmerksamkeit will.

Aus der Hand fressen

An einem Stock hat er eine schwarzrote Kugel befestigt, die Zahmel „Target“ nennt. Damit gewöhnt er das Tier an sich und seine Hand. Nach und nach wird die Entfernung zwischen Target und Hand geringer, zum Schluss sollen die kalifornischen Ohrenrobben ihm aus der Hand fressen. Dabei muss er aufpassen, dass sie ihm nicht aus Versehen in die Hand beißen.

Obwohl die Tiere mit den dunklen Kulleraugen niedlich aussehen, sind sie alles andere als friedfertig. Nicht umsonst heißen sie Seelöwen. Sie sind Raubtiere, haben scharfe Zähne und können rabiat ihr Revier verteidigen.

„Wenn die wollen, komme ich nicht lebend aus dem Becken raus“, sagt Zahmel. Er hat sich bereits Bisswunden an Waden und Händen zugezogen. Unfälle, weil er das Futter nicht richtig gehalten hat. Er zuckt mit den Schultern. „Ein Tierpfleger, der nicht gebissen wurde, ist kein Tierpfleger.“

Passive Überlebensstrategie

Die Schrauben, Rollen, Sprünge, die er mit allen sieben Exemplaren im Zoo-Becken probt, sind Kunststücke, die einerseits die Tiere beschäftigen. Andererseits dienen sie dazu, das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier zu vertiefen.

Bei gelungenem Trick erhalten die Seelöwen eine Belohnung: Makrelen, Oktopus, Heringe, im Herbst mehr Sprotten, damit sie winterfett werden. Für die Tiere ist die Nähe eine passive Überlebensstrategie. Wenn sie krank werden, können sich die Pfleger mit Medikamenten nähern oder ertasten, wo sich eventuell Zysten bilden.

Kolonie am Hafen

In freier Wildbahn ist das Herausspringen aus dem Wasser hingegen eine überlebenswichtige Fähigkeit. An der kalifornischen Küste stehen die Robben nicht an der Spitze der Nahrungskette. Haie und Schwertwale kreuzen ihre Jagdgründe, deren messerscharfen Gebissen können sie nur entkommen, wenn sie wie Pfeile aus dem Wasser springen.

In San Francisco können Touristen sogar eine Seelöwenkolonie am Fisherman’s Wharf beobachten. Nur dicht heran kommen sie nicht. Die Männchen reagieren gereizt, wenn ihnen jemand den Ruheplatz vergrätzt. „Besonders gesellig sind die Tiere nicht“, sagt Zahmel – aber wenn es ums Fressen geht, in Maßen klug.

KALIFORNISCHER SEELÖWE IM ZOO

Lebenserwartung: 15 bis 20 Jahre

Fütterungszeit: Show um 15.15 Uhr

Interessanter Nachbar: Königspinguin, Kondor, Zwergotter

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