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Hereinspaziert. Im Kunsthotel ist jedes Zimmer andres, dieses hat die Künstlerin Elvira Bach gestaltet.
© promo/www.luise-berlin.com

Hotelkolumne: In fremden Federn: Hier übernachtet man in Kunstwerken

Andy Warhol lässt grüßen. Silberne Sessel, rote Rosen auf dem Teppich, die Wände voll mit Marilyn Monroe: Im Arte Luise übernachtet man in Kunstwerken.

Der Garten wächst vier Stockwerke hoch, man sieht die Fassade vor lauter Blättern nicht mehr. Berliner Hinterhof, Aufstieg über die steilsten Hoteltreppen der Stadt. Ein Gefühl wie nach Hause kommen: Altbau, breite Holzdielen, eine richtige Wohnungstür führt ins Zimmer. Sieht dann aber doch anders als zu Hause aus. Türkise Wände, silberne Sessel, auf dem Teppich blühen rote Rosen. Die Wände voll mit Marilyn Monroe, Andy Warhol lässt auch schön grüßen. Die Luise ist ein Künstlerhotel im alten Stadtpalais von 1825, jedes Zimmer wurde von einem anderen Kreativen gestaltet.

Würde man eine Fernsehserie hier drehen, sie hieße „Im Hinterhof der Macht“. Der Reichstag liegt um die Ecke, nebenan Bundestagsbüros, Lobbyisten, Botschaften, der deutsche Omnibusunternehmerverband.

Ein Dienstagabend im Herzen der Stadt – und alles geschlossen. Die Eisdiele zu, „Thai Tasting“ zu, das Café „Lina“ natürlich auch. Eine Gegend mehr zum Arbeiten als zum Leben. Man gewöhnt sich rasch daran, die Stille hat etwas Friedliches. Der alte Campus der Charité – eine Gartenstadt aus Backstein mit weißen Bänken. Die kurze Charitéstraße wirkt fast wie eine Filmkulisse. Alt, aber adrett. Vor dem Bettenhochhaus hockt ein Patient am Tropf im Schneidersitz auf der Bank, Zigarette im Mund, tief übers Handy gebeugt. Am Bauzaun wird ein Konzert aus dem März angekündigt, längst verklungen.

Man freut sich, Berliner zu sein

In so einer lauen Sommernacht ist man bereit, der Stadt alles zu verzeihen. Plattenbau, Schießschartenarchitektur, Touristennepp. Am rummeligen Schiffbauerdamm findet man doch noch ein Plätzchen in der zweiten Reihe. Auch das Berliner Ensemble hat zu, dafür spielt das „Ganymed“ Theater: französische Brasserie. Madame sagt der Kellner, voilà. Statt Scheinwerfer bunte Glühbirnenketten, wie auf einer Gartenparty. Wann bist du geboren, fragt die Frau am Nachbartisch ihre Freundin. Um neun, sagt sie.

Dann gibt es doch noch eine richtige Vorführung. Die deutsche Demokratie im Zeitraffer als Open-Air-Kino mit Lichtshow, projiziert aufs Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. „Völker dieser Welt, schaut auf diese Stadt“, ruft Ernst Reuter ihnen zu, und sie tun es tatsächlich, aus der ganzen Welt sind die Touristen an die Spree gekommen, die mal Todesstreifen war. Am Schluss wird applaudiert, der deutschen Demokratie. Man freut sich, Berliner zu sein.

Und kehrt zu Luise zurück, schlummert ein zum Sound der S-Bahn, die sich schon beim Spaziergang immer wieder ins Bild schob. Gutenachtmusik.

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