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Großes Finale bei Balenciaga.
© AFP / Kovarik

Internationale Modenschauen: Hier geht's lang: Die Trends für den Frühling 2016!

Der September ist der Januar der Mode: Jetzt ist alles neu! Die Kollektionen für den Herbst kommen in die Geschäfte und die internationalen Designer zeigen derweil in New York, London, Mailand und Paris schon mal ihre Linien für den Sommer darauf. Wir arbeiten die Schauen durch und präsentieren die neuen Trends in mundgerechten Bildergalerien.

Das war's, die Saison Frühling 2016 ist gelaufen. Zumindest über die Laufstege von New York, London, Mailand und Paris. In die Kleiderschränke gut situierter Modeenthusiastinnen werden die Entwürfe der Designer dann im nächsten Frühjahr laufen. Wie die dann aussehen? Das lässt sich dieses Mal kaum zusammen fassen, denn auch in Paris gab es so gut wie alles zu sehen.

Alexander Wang lässt Balenciaga hinter sich.

Einen Abschied zum Beispiel: Nach nur drei Jahren an der Spitze von Balenciaga verlässt der Amerikaner Alexander Wang das Label. Zumindest farblich schien das kein Grund zur Trauer: Ausgerechnet seine letzte Linie für die Traditionsmarke präsentierte er ausschließlich in Weiß. In den letzten Saisons hatte Wang den klassischen Stil des Gründers Cristóbal Balenciaga vielfältig besprochen: Runde Schultern, ausladende Röcke, weite Mantelformen. Dieses Mal feierte er jedoch vor Allem seine eigene Handschrift und verlieh Balenciaga eine sportive Note. So gibt es im Frühjahr 2016 durchaus auch Bauchtaschen und Baggy Pants von Balenciaga. Ganz in weiß, wie gesagt.

Bunt durcheinander gewürfelt: Starke Farben und entfremdete Karos.

Sehr viel mehr Farbe gab es andernorts zu sehen: Signalrot, kräftiges Lila und intensive Blautöne setzen farbliche Akzente. Und das mit besonderem Nachdruck. Die starken Nuancen werden bei Labels wie Kenzo, Lanvin oder Sonia Rykiel nämlich als Komplettlook eingesetzt. Den monochromen Outfits stehen starke Musterungen entgegen. Waren in Mailand und New York vor Allem Streifen ein großes Thema, widmen sich die Pariser Designer vornehmlich einem anderen Muster-Klassiker. Viele Marken lassen im Frühjahr 2016 die Karos wieder aufleben. Allen voran Karl Lagerfeld: Für Chanel zeigte die Modelegende eine entfremdete Form des geradlinigen Musters.

Mehr ist mehr: Die Pariser Designer spielen mit Form und Fülle.

Im Schnitt sind wiederum runde Formen angesagt: Designer wie Raf Simons bei Dior, Nadège Vanhee-Cybulski bei Hermès oder Carvens Alexis Martial und Adrien Caillaudaud zeigten kreisrunde Details. Doch nicht nur wellenförmige Säume oder runde Cut-Outs rücken die weiche Form in den Vordergrund, auch Form und Fülle der Kleider und Blusen an sich repräsentieren die neue Pariser Lust auf Rundlichkeit. Das Spiel mit Volumen war schon in Mailand Thema, bei Fendi etwa. Jetzt zeigte auch Vorreiterin Phoebe Philo für Céline voluminöse Ärmelformen und runde Schulterpartien.

Alles geht, nichts muss.

Das große Trend-Durcheinander der Modewoche wurde von einigen Designern schon innerhalb der eigenen Kollektion allein besprochen. Da wurden Stile und Strömungen, Farben und Formen, Muster und Materialien nach Lust und Laune durcheinander geworfen. Auch Inspirationen fremder Kulturen und Bezüge zur Kostümhistorie lassen sich kaum noch klar voneinander trennen. Ist das jetzt noch ein Aztekenmuster oder schon nepalesisches Kunsthandwerk? Ist das Kleid dem viktorianischen Stil entlehnt oder erinnert es an die Formen der Gotik? Fragen, die bei Isabel Marant oder Valentino offen bleiben. New York, London und Mailand hatten das ja schon angedeutet. Und auch Paris verdeutlicht: Auf umfassende Trends wollen sich Designer im Frühjahr 2016 nur ungern festlegen. Das sieht man auch in unserer Fotostrecke, die die Trends aus Paris bildlich zusammenfasst:

Und das gab es in Mailand zu sehen:

Die Schauen aus New York und London waren vorbei, und noch gab sich der modische Frühling 2016 recht unförmig. Viele unterschiedliche Inspirationen, keine einheitlichen Trends, wenig greifbare Tendenzen. Doch man darf die Saisons wohl kaum vor der Mailänder Modewoche und schon gar nicht vor den Schauen in Paris bewerten. Hier erst wird die Sache richtig rund. Und tatsächlich: Schon die Fashion Week in Mailand vergangene Woche, hat dem Frühling 2016 ein Gesicht verliehen. Dabei fühlte man sich bisweilen in die letzte Saison versetzt...

Wieder schauten alle auf Gucci. Und sahen eine Verlängerung der vorigen Saison.

Genau wie bei den Mailänder Schauen für den Herbst 2015, waren alle Augen auf Gucci gerichtet. Damals hatte Alessandro Michele sein Debüt für das italienische Traditionshaus gezeigt und für reichlich Wirbel gesorgt: Entgegen seiner Vorgängerin Frida Giannini, die nah an der sexualisierten, starken Vision Tom Fords arbeitete, der die Kollektionen der Marke in den 90ern entwarf, hatte Michele seine ganz eigene Sicht auf Gucci gezeigt. Kräftige Farbwelten in irrwitziger Kombination, mädchenhafte Schnitte, romantische Details und ganz viel Retro. Ein bisschen erinnerte das Ganze an Miuccia Pradas Entwürfe für Miu Miu. Alessandro Micheles beinahe naive Version der Gucci-Frau, die hier wohl eher als junges Mädchen inszeniert war, hatte für viel Beifall gesorgt, also wurde auch seine neue Kollektion mit Aufregung erwartet. Zu sehen bekamen die Gäste allerdings eher eine Verlängerung aus dem Herbst: Auch die neue Linie von Alessandro Michele ist geprägt von Vintage-Looks in starken Farben, Pailletten-Stickereien, Plissés und Strick. Dicke Hornbrillen und aufwändige Schuhe hat er ebenfalls aus der vorigen Saison herüber gerettet. Noch muss Alessandro Michele seinen eigenen Gucci-Stil wohl ausprobieren, sich tiefer und tiefer in seine Vision verirren. Doch er muss sie künftig auch weiterentwickeln. Man darf also gespannt sein.

Dick und dünn, Rot, Gelb oder Grün: In Mailand war alles bunt gestreift.

Viele andere Designer konnten sich in Mailand auf ein großes Trendthema einigen: Die Streifen. Ein bisschen dürfte sich der ein oder andere Besucher der Fashion Week in Mailand zurück versetzt in den Sommer 2011gefühlt haben. Hier hatte Prada eine sehr erfolgreiche Linie gezeigt, die von Streifen in unterschiedlichen Stärken und Farben geprägt war. Und genauso gibt sich auch der neue Streifen-Trend: Marken wie Trussardi, Missioni oder Salvatore Ferragamo mischten facettenreiche Streifen-Teile bunt durcheinander. Und noch ein Muster zeigte sich einige Male: Der Leo-Print, zum Beispiel bei Bottega Veneta, Versace oder der Debüt-Kollektion von Peter Dundas für Roberto Cavalli. Wer keine Lust auf Muster hatte, der spielte diese Saison in Mailand mit Form und Fülle. Karl Lagerfeld zum Beispiel. Der zeigte für Fendi eine vielschichtige Besprechung des stofflichen Volumens. Auch der Trend zum militärischen Stil, den es in New York und London schon reichlich zu sehen gab, festigte sich etwa mit der Schau von Versace oder den Entwürfen von Tomas Maier für Bottega Veneta. In unserer Bildergalerie gibt es eine Übersicht über die vielen Mailänder Trends:

Und so war's in London:

In vielerlei Hinsicht bot die Londoner Fashion Week eine Verlängerung der Schauen in New York. Viele Ästhetiken und Themen, die schon letzte Woche auf den amerikanischen Laufstegen zu sehen waren, flanierten auch den Londoner Catwalk herunter. Auch in der britischen Hauptstadt musste man eines schmerzlich vermissen: Den Sommer. Und das ausgerechnet in den Frühjahrskollektionen für 2016. Düstere Farben, äußerst zugeknöpfte Outfits und eine eher schwere Stimmung bestimmen die Trends aus London.

Der Londoner Sommer wird dunkel, schwer und melancholisch

Allen voran Burberry Prorsum: Das Label, das ob seiner großen internationalen Aufmerksamkeit so etwas wie das Flaggschiff der Londoner Modeszene ist, zeigte sich ziemlich winterlich. Nur wenige Farbkleckse inmitten eines Meers aus Schwarz und Weiß, schwere Parkas im Military-Look und recht festliche Ensembles aus Spitze und goldenen Details, gaben sich nur wenig frühlingshaft. Damit trifft Chefdesigner Christopher Bailey den Trend zur saisonlosen Mode, die in New York bereits Designer wie Givenchy's Riccardo Tisci, Georgina Chapman und Keren Craig von Marchesa oder Vera Wang zeigten. Dass Saisons wegen der unbeständigen Wetterlage und des globalen Kundenkreises künftig ohnehin eine weniger wichtige Rolle spielen werden, ist schon seit einigen Jahren an den internationalen Kollektionen abzulesen. Die neue Lust auf düstere Linien aber, wird sicherlich auch von der sehr unsicheren Weltlage und den politischen Tragödien historischen Ausmaßes unserer Zeit gestützt. Die Mode als Spiegel ihrer Zeit wird sich in den nächsten Saisons wohl häufig eher ruhig geben. Die Inspiration durch militärische Ästhetiken zum Beispiel bei Christopher Raeburn oder eben Burberry's Christopher Bailey, sind ein weiteres Indiz dafür, das aktuelle politische Zusammenhänge auch an der Mode nicht spurlos vorüber gehen.

Einige Designer trotzen der tristen Stimmung mit viel Farbe und sportlichen Schnitten

Doch auch Farbe und Lebenslust gab es in London zu sehen. Christopher Kane, Anya Hindmarch oder Jonathan Saunders zum Beispiel zeigten recht farbenfrohe Linien, die allesamt sportlich inspiriert sind. Viel Farbe und das Spiel mit Form und Fülle sind auch für J.W. Anderson wichtige Instrumente für eine aufregende Frühjahrs-Kollektion. Anderson, der mittlerweile neben seiner eigenen Linie auch für das spanische Traditionshaus Loewe entwirft, gilt seit einigen Saisons als größte Nachwuchshoffnung der Mode. Das dürfte auch seine neue Kollektion unterstützen: Eine äußerst mutige Schnittführung, seine kompromisslose Lust auf Farbe und Muster und ein untrügliches Gefühl für perfektes Material, lassen J.W. Andersons Kollektion zu einer der bisher am meisten beachteten Linien für den Frühling 2016 werden. Die versetzten, tief fallenden Schultern und die großzügigen Puffärmel bringen tatsächlich etwas ganz eigenes und neues für die kommende Saison.

Mary Katrantzou macht einen Satz nach vorn

Neu war auch bei Mary Katrantzou so einiges: Die britische Designerin mit griechischen Wurzeln hat einen ganzen Satz nach vorn gemacht und ihrer Handschrift einen neuen Anstrich verliehen. Katrantzou ist eigentlich bekannt für fotoreale Drucke auf simpel geschnittener Mode. Für den Frühling 2016 aber zeigte sie, dass sie weit mehr kann: Eine virtuose Schnittführung, ein ungewöhnlicher Umgang mit Volumen und ein neues Interesse an feinen Stickereien und glänzenden Materialien machen ihre Kollektion zu einer der besten aus London. Aber auch hier fühlte man sich an New York erinnert: Zeigten nicht die Rodarte-Schwestern eine ganz ähnliche Linie? Egal, beide schön! Einen Überblick über die Londoner Trends gibt es in unserer Bildergalerie zu sehen:

Und das sind die Trends aus New York:

Sie sind rar geworden, die großen Momente der Mode. Irgendwo zwischen immer schneller wechselnden Trends, zwischen Marketinganalysen und Verkaufszahlen, Instagram-Profilen und Selfie-Sticks sind die magischen "Fashion-Moments" auf der Strecke geblieben. Die Branche ist in Zugzwang, die Konsumenten sind übersättigt. Vergangene Woche war es dann aber soweit: Givenchy lieferte eine Schau, die ihresgleichen sucht. Und das nicht wie sonst in Paris, sondern zum ersten Mal in New York. Ausgerechnet am 11. September, einem denkbar sensiblen Datum für die Vereinigten Staaten. Deswegen wollte Riccardo Tisci eine Schau darbieten, die einen Ruhepol in einer Welt voller Ungewissheit symbolisieren sollte. Niemand Geringeres als die Künstlerin Marina Abramović, "die Mutter der Performance-Kunst", erarbeitete eine Choreographie, in der sich Performer mit Zweigen oder einem Wasserspiel äußerst ruhig und statuenhaft bewegten. Das aber blieb im Hintergrund, gerichtet waren die Augen von ganz New York auf den Laufsteg.

Düstere Stimmung, Spitze und Stickereien – ein "Best Of" von Riccardo Tisci für Givenchy.

Und tatsächlich, "ganz New York" passt hier sehr gut. Erstmals präsentierte Givenchy eine öffentliche Schau mit mehr als 1.000 Gästen. Neben Presse und Prominenz konnten sich auch New Yorker Modestudenten und weitere Schaulustige nach dem Prinzip "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" online ein Ticket sichern. Was sie zu sehen bekamen war sehr Givenchy und ganz Riccardo Tisci: Nicht umsonst inszenierte der italienische Designer für das französische Label so etwas wie ein "Best-Of" seiner bisherigen Kollektionen, schließlich markiert 2015 sein zehnjähriges Bestehen als Chefdesigner von Givenchy. Die düstere Stimmung, die feine Spitze und virtuose Stickerei, die schmale Silhouette und das aufwendige Material Tisci zeigte, was er am besten kann.

Auch exaltierter Gesichtsschmuck war wieder dabei. Den gab es bei Givenchy schon in vielen Saisons. Dem Publikum schien es zu gefallen und Riccardo Tiscis über einstündige (!) Schau wurde mit Standing Ovations belohnt. Zurecht: Er präsentierte die Pariser Schneiderkunst in Hochform. Und doch hatte die Schau so ihre Tücken: Zwei Models landeten äußerst unschön auf dem Boden und mussten den Rest der Show mit blutigen Knien bestreiten. Auch der Rhythmus auf dem Laufsteg stimmte nicht so ganz: Die als sehr langsamer Lauf erarbeitete Choreographie kam hier und da zum Liegen und die Models mussten stehen, weil es vorne nicht weiter ging. Vielleicht sogar gut so, da ließen sich die dramatischen Roben schließlich länger und sorgsamer begutachten.

Die Franzosen kommen, also schalten die Amerikaner einen Gang hoch

Mit langen, extravaganten Kleidern war Riccardo Tisci in dieser Saison in New York keineswegs allein. Als hätten sie alle einen Gang hoch geschaltet, weil sich jetzt ein Pariser Geniestreich unter die sonst so coole New Yorker Szene mischt, haben auch viele andere Designer einen ungewöhnlich luxuriösen Stil gezeigt. Präsentierten auch Labels die ohnehin für Abendmode bekannt sind wie Marchesa oder Vera Wang aufregende schwarze Roben, zeigten sogar das junge Label Proenza Schouler oder der sonst so sportlich inspirierte Alexander Wang eine neue Lust auf elegante Kleider. Neben auffallend viel Garderobe für den Abend gab es – ganz New York – auch viel Sportliches zu sehen. Besonders für Victoria Beckham bedeutete das einen Sprung nach vorn: Zeigte sie sonst häufig perfekt geschnittene und doch sehr schlichte Mode, wagt sie für das Frühjahr 2016 ein bisschen mehr und kombiniert karierte Stoffe mit stilisierten Blumenmustern. Phillip Lim wiederum verleiht dem Ledermaterial eine sportive Note. Auch die 70er waren wieder Thema: Seit einigen Saisons ist die Dekade nicht mehr aus dem aktuellen Trendgeschehen wegzudenken. Im kommenden Frühling spielt sie zum Beispiel für Derek Lam eine Rolle. Eine der besten Kollektionen der Saison aber präsentierten die Rodarte-Schwestern, die ebenfalls in die 70er gereist sind.

Alles geht und die Saison ist ganz egal.

Ansonsten ging in New York das, was in der Mode im Moment sowieso schon los ist: Nämlich so ziemlich alles! Irgendwie wollen sich die Designer nicht mehr so recht auf klar erkennbare Trends und umfassende Strömungen einigen. Auffällig viele von ihnen widmen sich allerdings der saisonunabhängigen Mode. Mit einer globalen Wetterlage, die längst nicht mehr verlässlich ist, und einem Kundenkreis, der sich ohnehin heute in Bangkok, morgen in Brüssel und übermorgen auf Bora Bora tummelt, macht das Sinn. Felle, Mäntel, Schals und lange Kleider wird es künftig auch im Sommer immer mehr geben. Einen bildlichen Überblick über die vielen Trends aus New York gibt es in unserer Bildergalerie zu sehen:

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