Bildergalerien von den Modenschauen: Im Schnelldurchlauf: Die wichtigsten Trends für den Herbst 2015
Von Februar bis März reihen sich die Modewochen aneinander. New York machte den Anfang, gefolgt von London, Mailand und Paris. Und hier kommen die Trends aus den Modemetropolen.
Jede Woche eine andere Stadt: Im Februar und März folgt eine Fashion Week auf die nächste. Erst New York, danach London, dann Mailand und das großer finale der Saison findet - wie könnte es anders sein - in Paris statt. Fazit: Nächsten Herbst trägt man vor Allem Uniformen, Karos und Blumenmuster, Orange und Weiß, Glitzer, Lack und bunten Pelz. Aber bitte nicht zusammen!
Grande Finale
Nächste Woche, nächstes Debut: Auf der Mailänder Fashion Week feierte Alessandro Micheles mit seiner ersten Damenkollektion als Chefdesigner von Gucci Premiere, in Paris stellte jetzt Nadège Vanhee-Cybulski ihre erste Linie als Hermès-Chefin vor. Zuvor war Vanhee-Cybulski bei Marken wie Céline oder Maison Martin Margiela tätig, zuletzt leitete sie die Designabteilung von The Row, dem Label der Zwillings-Schauspielerinnen Mary-Kate und Ashley Olsen. Einen großen Knall als Premierenfeier gab es bei Hermès allerdings nicht zu sehen. Das war auch nicht zu erwarten. Die Mode des französischen Traditionshauses ist auch unter Vanhee-Cybulskis Vorgänger Christophe Lemaire eher still gewesen. Die Marke ist ohnehin eher bekannt für ihre Accessoires und Lederprodukte. Auch von ihnen hat sich Nadège Vanhee-Cybulski inspirieren lassen. So findet Leder vielfache Verwendung, ein Hemdentwurf sieht aus wie aus den ikonischen Seidentüchern des Labels zusammen genäht. Auch stilistische Elemente der Reitermode, in der die Wurzeln der Marke liegen, greift Vanhee-Cybulski auf.
Von der angespanten Lage inspiriert
Viele andere Marken wurden für die nächste Saison von armee-Uniformen inspiriert. Olivgrüne Stoffe, goldene Knöpfe in Doppelreihe, aufgesetzte Taschen und Taillengürtel: Dries Van Noten, Elie Saab, Rick Owens, Rochas, Carven und Chloé. Die Liste an Marken, die den Army-Look ganz unterschiedlich interpretieren, ist lang. Der Hintergrund des großen gemeinsamen Nenners ist nicht schön: Die Mode wird immer vom Zeitgeist inspiriert, jetzt zeigt sie sich beeinflusst von der aktuell angespannten politischen Lage. Der Gaza-Konflikt, die Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine, die globale Allgegenwärtigkeit von Terror ‒ das beeinflusst die Kultur der Gegenwart und so auch ihre Mode.
Aber nicht alles war von Politik geprägt und in olivgrüne Army-Ästhetik getaucht: Die Nichtfarbe Weiß und leuchtende Orange- und Gelbtöne setzten farbliche Signale. Auch schwarz-weiße Looks, vorwiegend im Karomuster, waren großes Thema in Paris. Denen hat sich auch Alexander Wang für Balenciaga gewidmet. Er präsentierte eine herausragende Kollektion für den Herbst 2015.
Ein Amerikaner in Paris
Seit 2013 ist Wang neben seinem eigenen Label auch für die Kollektionen von Balenciaga verantwortlich. Eine gute Mischung, davon waren die meisten Kritiker von Beginn an überzeugt. Dieses mal erntete Alexander Wang aber besonders viel Lob. Den Spagat zwischen dem klassischen Stil einer Traditionsmarke und den eigenen innovativen Ideen zu schaffen, das ist ein schwieriges Unterfangen ‒ besonders für einen Amerikaner Anfang 30 an der Spitze eines europäischen Hauses. Wang hat es geschafft. Das Volumen um die Hüften, die runden Schultern, glanzvolle Applikationen: Die Kollektion für den Herbst 2015 zeigt viel von dem, was die Handschrift des spanischen Markengründers Cristóbal Balenciaga ausgemacht hat. Mit einigen sportiven Elementen, ganz viel Schwarz und Weiß und einigen witzreichen Details wie Heftklammern an asymmetrischen Nähten hat Alexander Wang trotzdem viel Platz für seinen eigenen Stil gefunden. Auch darüber waren sich die Kritiker einig: Diese Kollektion richtet sich perfekt an das Klientel von Balenciaga. Zu oft entwerfen Designer Mode, die nur an den blutjungen Models gut aussieht. Das steht im starken Kontrast zu den eher älteren Kunden der hochpreisigen Marken.
Gleich der erste Tag der Mailänder Modewoche hatte eine Premiere zu bieten: Alessandro Michele, zuvor für die Accessoires von Gucci verantwortlich, präsentierte seine erste Damen-Kollektion als neuer Chefdesigner der Marke. Seine Vorgängerin Frida Giannini hatte das Label unlängst verlassen, der CEO des Mutterunternehmens Kreing, François-Henri Pinault will Gucci künftig in eine stilistisch mutigere Richtung lenken. Tatsächlich war es ein starker Bruch von Gianninis erwachsener, kühler, formaler Attitüde zu der Vision Micheles: Er zeichnet ein deutlich jüngeres, melancholisches Bild der Gucci-Frau.
Mit einigen Anleihen aus vergangenen Jahrzehnten ließ sich Alessandro Micheles Faible für Vintage-Ästhetiken nicht leugnen. Viele Outfits sahen aus, als hätte ihre Trägerin sie sorgsam aus Second Hand-Läden zusammen gesucht: Weite Pelzmäntel, feingliedrige Blumen-Dessins, große Hornbrillen, Baretts und Pudelmützen. Eine neue Richtung ist das in jedem Fall, einige wichtige Attribute der fast 100-jährigen Marke fehlen in Micheles Entwürfen jedoch. Sie waren weniger kultiviert als die Designs seiner Vorgängerin, mädchenhafte Naivität statt weiblicher Stärke. Auch der Sexappeal, mit dem Tom Ford die Marke in den 90ern erst wieder relevant gemacht hatte, war kaum mehr spürbar. In einigen Entwürfen wirkte das frisch und innovativ, mit einigen Designs schoß Michele jedoch über’s Ziel hinaus: Die mit langem Fell besetzten Loafers sehen eher lächerlich als originell aus.
Bunt und haarig: Farbereiche Pelz waren in Mailand großes Thema.
Da können andere Fell schon besser: Fendi zum Beispiel. Die Marke ist ohnehin für Pelz bekannt. Karl Lagerfeld, der neben Chanel auch die Kollektionen von Fendi verantwortet, hat sich dem umstrittenen Material einmal mehr mit besonderem Nachdruck gewidmet. Die Krägen überdimensionierter Steppjacken, die Besätze der Stiefel, kleine Details an Taschen – fast jedes Teil der Fendi-Linie ist mit Pelz besetzt. Die Italiener und ihre Designer sind sowieso Fell-Narren, nicht selten laufen auch unter den Sommerkollektionen einige Pelz-Stücke über die Mailänder Laufstege. Labels wie Marni, Etro, Max Mara und viele Andere zeigten für den Winter 2015 ebenso Pelz. Zurück zu Fendi: Da fiel noch ein Trend ins Auge. Grafik. Die ist schon seit einigen Saisons ein wichtiger Protagonist in der Mode. Im nächsten Winter sind grafische Details zum Beispiel bei Bottega Veneta, Salvatore Ferragamo und eben Fendi Thema. Das führt direkt zum nächsten Trend: dem fließenden Übergang der 60er zu den 70ern, in denen der Anfang des Grafik-Stils zu verorten ist.
Ganz einfach lassen sich die Mailänder Kollektionen nicht einem der beiden Jahrzehnte zuordnen. Manche Linien wirken wie ein Hybrid aus der strengen, architektonischen Schnittführung der 60er und der farbenreichen Romantisierung der 70er. Prada entschloss sich jedoch klar für eine Dekade: Leicht ausgestellte 7/8-Hosen, übergroße Sonnenbrillen und eine Farbpalette aus ungewöhnlich kraftvollen Pastelltönen waren einige Indizien für die 60s. Miuccia Pradas Kollektionen sind stets für den zweiten Blick geschaffen. Viele Referenzen an kulturelle und bisweilen politische Inhalte, Fragen nach ästhetischen Idealen und der Relation von Echt zu Unecht machen es dem Betrachter nicht immer leicht. Im Winter 2015 sind vor Allem die Drucke stilisierter Molekulare und die vielseitige Verwendung künstlicher Materialien wie Neopren nichts für schwache Nerven. Da macht es einem die Marke Jil Sander einfacher: Chefdesigner Rodolfo Paglialunga fokussiert mit Schlaghosen und klassischen, gegürtelten Zweireihern die 70er. Mit Karos und Streifen schafft er auch Platz für Grafik.
Mutti als Stilvorbild
Wer nächsten Winter nicht in Quadraten und Kreisen rumlaufen will, für den gibt es in Sachen Muster quasi nur eine Alternative: Blumen. Die wachsen zum Beispiel auf den Kleidern von Antonio Marras oder Blumarine. Auch bei Dolce & Gabbana sprießen rote Rosen. Die Show der sizilianischen Designer dürfte noch länger für Gesprächsstoff sorgen: Elf Models kamen mit Babies und Kleinkindern auf den Laufsteg, drei von ihnen mit dem eigenen Nachwuchs. Die Mutter war die Inspiration der Linie. Kinder im Rampenlicht einer Modenschau, das dürfte Manchem aufstoßen. Vielleicht hätten die eigentlichen Stars der Show, die Kleider ausgereicht, um die Idee der Linie zu verdeutlichen. Besagte Rose in all ihren Facetten, Prints der heiligen Mutter und Kinderzeichnungen glücklicher Strichmännchen-Familien von Domenico Dolces Nichte symbolisieren das Stilvorbild der Saison doch ausreichend: La Mamma!
Nach New York kommt London. Die britische Hauptstadt hat sich in den 60ern zur Modemetropole mit exzentrischem Charakter gemausert. Ein bisschen "Swinging 60s" hat es auch in den Herbst 2015 rüber geschafft: Bei Mary Katrantzou gibt es bunte Mäntel, die irgendwo zwischen den 60ern und 70ern einzuordnen sind. Farbe und Material sind allerdings eher den technoiden Strömungen der 90er entlehnt.
Punkte, Streifen, Blumen - in London ist alles gemustert
Bunt ist in London nächsten Winter sowieso so gut wie alles: Von Burberry Prorsum bis Jonathan Saunders bis Erdem versuchen sich alle Labels an farbenfrohen Prints. Viel Folklore ist darunter, das gab's ja auch schon letzte Woche in New York zu sehen!
Eine Farbe ist scheinbar besonders wichtig. Rot. Richtig Rot. Signalrot! Und zwar vor Allem bei den Accessoires, da sind sich zum Beispiel Christopher Kane und J.W. Anderson einig. Den starken Kontrast dazu gibt's aber auch: Viele Marken zeigten schwarz-weiße Muster. Mal sehen ob es bei den Mailändern genauso zugehen wird. Die sind nämlich als nächstes dran...
New York kann auch anders: Eigentlich ist die Modeszene der Metropole sportlich geprägt. Die ganz großen Marken der Stadt, wie Lauren oder Hilfiger, haben sich mit Poloshirts und Jeans internationale Namen gemacht. Aber auch Eleganz und Glamour kommen in New York nicht zu kurz - vor allem im nächsten Winter! Von den Rodarte-Schwestern bis zu Badgley Mischka, funkeln die Klamotten um die Wette.
In New York ist sich niemand einig. Ethno? Glitzer? Grunge?
Den starken Kontrast stellt der Grunge-Look dar: Robuste Materialien und Karos sind deutlich tragbarer als die Pailletten-Parade, aber eben auch um Einiges trotziger. Hat Marc Jacobs den Grunge ohnehin erfunden und in seiner Zeit als Chefdesigner von Louis Vuitton trotzdem mit besonders luxuriösen Kollektionen Erfolge gefeiert, versucht er sich für den kommenden Winter im Spagat zwischen beiden Welten: Raue, karierte Materialien verarbeitet er zu langen Kleidern und eleganten Mänteln.
Ein weiterer großer Trend ist der Ethno-Stil, der sich in kräftigen Farben und starken Mustern Luft macht. Ganz New York sind ebenso sportive Kollektionen Thema. Wichtigster Protagonist bleibt auch im Winter 2015 der Mantel - in dieser Saison in besonders ungewöhnlichen Formen.