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Update

„Anne Will“ und „Maybrit Illner“ zur Wahl: Hält Angela Merkel auch die nächste Weihnachtsansprache?

Die Talkshows haben sehr deutlich gezeigt: Sie müssen ihre Gäste sorgfältig auswählen. Hier die In-und-Out-Liste. Ein Kommentar.

SPD-Politiker lieben am Wahlabend diese Formulierung erkennbar am meisten: "Wir müssen die Kirche im Dorf lassen". Das hatte Gerhard Schröder 2005, amtierender Bundeskanzler, in der "Elefantenrunde" dekretiert, als er, der Verlierer, eine künftige Bundeskanzlerin Angela Merkel für unmöglich erklärte.

Jetzt hat Sigmar Gabriel, ehemaliger Parteichef und Vizekanzler der SPD, in der Talkshow "Mabybrit Illner Spezial", wieder die Kirche im Dorf lassen wollen, als er mit starken Worten den künftigen Bundeskanzler Olaf Scholz herbeiredete. Immerhin, dieses Mal war der SPD-Kandidat Wahlgewinner.

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ARD und ZDF hatten jedenfalls schon mal die Kirche im Dorf gelassen, als sie ihre beiden Talkshows "Anne Will" (4,09 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer) und "Maybrit Illner" (2,49 Millionen) zur Bundestagswahl nicht gegeneinander, sondern hintereinander setzten. Die Besetzung war relativ identisch, nicht in den Personen, wohl aber in den Parteien: CDU, SPD, Grüne und FDP. Journalistinnen und Journalisten arbeiteten den Moderatorinnen von der Seite zu.

Und es zeigte sich, dass die Personen in den anstehenden Koalitionsverhandlungen möglicherweise entscheidender sein werden als die Programme. Der FDP-Generalsekretär Volker Wissing und der Grüne Cem Özdemir hatten deutlich mehr Dissens als der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Alexander Graf Lambsdorff und das Grüne-Parteimitglied Marina Weisband im ZDF-Talk. Je später der Abend, desto klarer die Perspektive: Liberale und Grüne werden erst einmal ein gemeinsames Regieren ausloten, ehe sie bestimmt/wahrscheinlich mit der SPD reden werden.

Bitte Gäste sorgfältig auswählen

In beiden Runden war der "Zivilisationsbruch" in Deutschland sehr spürbar. Die erste Dreierkoalition wird eher kommen als die große Koalition, obwohl eine eingespielte Umfrage belegte, dass eine relative Mehrheit eine Bundesregierung aus Rot und Schwarz vor allen anderen Konstellationen präferieren würde.

Das Wahlergebnis wird noch viele politische Talkshows füllen, zu wünschen wäre, dass die Parteienvertreter aus dem Wahlkampfmodus kommen. Heißt: Die Redaktionen müssen die Gäste sehr sorgfältig auswählen, wirklich zusehen, dass über die jeweilige Blase hinausgesprochen wird.

Mein Vorschlag: Der immer leicht zerzaust wirkende Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), sollte weiterhin die Stimme der Vernunft sein, er hat immense Regierungserfahrung, er führt eine Koalition aus CDU, SPD und FDP, er weiß, wie man zu einem Dreierbündnis kommt. Und er warnt intensiv vor "blauen Wahlkreisen", vor den Erfolgen der AfD. Auch ein Sigmar Gabriel sollte nicht fehlen, er braucht wenige Worte, um handfeste Analysen zu liefern.

Hat CDU-Mann Norbert Röttgen wirklich in seiner Partei noch was zu sagen, oder ist er nur jener, der in der Stunde der Niederlage nicht kneift? Lars Klingbeil ist SPD-Generalsekretär, damit ist das Beste gesagt. Cem Özdemir, der Grüne, gibt zu oft zu sehr den Schmerzensmann, den falsche Politik leiden lässt.

Auch das darf künftig fehlen: Die Talk-Moderatorinnen haben schon jetzt großen Gefallen an der Frage gefunden, ob die Weihnachtsansprache 2021 von einer Bundeskanzlerin Angela Merkel kommen werde. Gemeint ist: Wann steht die nächste Bundesregierung? So schlicht würde die Frage auch funktionieren-

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