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Shoppingzeit. Am Black Friday startet der Einzelhandel traditionell in das Weihnachtsgeschäft.
© imago/Arnulf Hettrich

Die Sparkolumne: Gib mir Prozente

Jetzt ist Hochsaison für Schnäppchenjäger. Und das Internet ist voll mit geheimnisvollen Rabattcodes.

Ich mache mir Sorgen. Eigentlich bin ich doch hier der Sparfuchs. Aber jetzt, vor Weihnachten, geht’s mit meiner Frau durch. Das fing schon mit Amazons Cyberwoche an und wurde am sogenannten Black Friday nicht besser. Sie, die immer so besonnen ist, geht auf Schnäppchenjagd, weil diverse Online-Händler jetzt mit speziellen Preisnachlässen werben.

So war das nicht geplant, als wir unseren Deal vereinbarten. Der lautet wie folgt: Weihnachtsgeschenke dürfen einen bestimmten Preis nicht überschreiten. Dieser wiederum ist Ergebnis komplizierter Tarifverhandlungen, bei denen festgelegt wurde, welcher Familienangehörige mit welcher Summe bedacht wird. Natürlich kann ich an dieser Stelle aus Gründen der weihnachtlichen Verschwiegenheitspflicht keine Summen nennen. Ebenso wenig möchte ich beim folgenden Beispiel genauer sagen, worum es sich handelt.

So viel sei aber verraten: Es ging um exakt 78,10 Euro, und das war zu viel. „Schade“, klagte meine Frau, „ich bin sicher, das wäre genau das Richtige für Tante Toni“ – der Name ist logischerweise auch geändert. Ich blieb jedoch hart, worauf sie anfing, nach Rabattcodes zu suchen. Das Internet ist voll mit solchen geheimnisvollen Ziffern und Buchstabenfolgen. Tatsächlich entdeckte sie einen Code, der zehn Prozent versprach – wenn man dafür einen Newsletter akzeptiert.

„Tue es nicht“, rief ich, mein eigener Privataccount ist längst verstopft mit solchem Kram. Aber es war zu spät. „Hah“, rief sie, „7,81 Euro Nachlass“, so stand es auf dem Display, ich habe es aus den Augenwinkeln gesehen.

Was gibt es da zu rechnen?

Dann kam die Mail mit der Rechnung. Jetzt waren es nur noch 6,41. „Ist doch auch in Ordnung“, versuchte ich zu trösten, „du hast es geschafft.“

Sie dagegen war ganz und gar nicht zufrieden, schrieb eine Reklamationsmail. Die Antwort kam prompt, die verehrte Kundin könne ganz beruhigt sein, natürlich würden die vollen 6,10 abgezogen.

Nun war meine Frau endgültig außer sich, kriegte schließlich die Telefonnummer des Versenders raus, hing eine Weile in der Warteschleife. Ihr ging es inzwischen ums Prinzip. Endlich erreichte sie eine offenbar überforderte Mitarbeiterin, die sich Bedenkzeit erbat. Das mit dem Rabatt wolle sie in Ruhe schriftlich ausrechnen. Sie melde sich wieder.

„Zehn Prozent von 78,10 Euro? Was gibt es da zu rechnen?“ Meine Frau schnappte nach Luft.

Gegen meine Überzeugung bat ich sie, auf den Rabatt zu verzichten. Vergeblich. Was habe ich da nur angerichtet?

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