Pille für den Mann: Geteiltes Leid ist immer noch Leid
Sie hat Depressionen, er den Spaß. Das könnte sich bald ändern. Die Pille für den Mann rückt näher - aber ist sie wirklich ein Fortschritt? Ein Kommentar.
Migräne, Übelkeit und depressive Zustände – die gesundheitlichen Folgen der Pille boten über Jahrzehnte Anlass für feministische Diskussionen. Frauen aus aller Welt kritisierten das patriarchalische Verhütungssystem, schließlich trugen sie überwiegend die Verantwortung für geteilte Freuden. Dieser Zustand könnte bald ein Ende haben. Neuste Studienergebnisse versprechen den Durchbruch bei der Pille für den Mann. Doch ist das gerechte Verhüten auch ein Fortschritt?
Das Los Angeles Biomedical Research Institute (LA BioMed) präsentierte jüngst erfolgreiche Resultate. 28 Tage lang schluckten gesunde 18 bis 50-jährige Männer die Pille. Dabei erhielten 30 Teilnehmer das Präparat, zehn bekamen ein Placebo. Der erlösende Wirkstoff, so die Hoffnung, sollte die Spermaproduktion stoppen, ohne die männliche Libido zu hemmen. Die Lust aufrechtzuhalten, war den Forschern ein besonderes Anliegen. Das Resultat: vielversprechend. Die Pille wirkt. Nebenwirkungen waren leichte Kopfschmerzen und Gewichtszunahme. Allerdings hatten einige Tester auch erhebliche Potenzprobleme.
Wer leidet jetzt?
Aus Perspektive der Gleichstellung bringt die Pille für den Mann die Geschlechter auf Augenhöhe. Frauen können nun auch einfordern, dass er sich um die Verhütung kümmert. Bei der Pille für ihn entfallen auch Ausreden, mit denen er einst die Verantwortung von sich schob. „Gummis fühlen sich nicht gut an“ - so einfach redet er sich nicht mehr raus. Umgekehrt stehen Männern zukünftig mehr Optionen zur Verfügung, als nur Kondome und Vasektomie.
Doch die Frage, wer die Nebenwirkungen für das gemeinsame Vergnügen aushält, bleibt bestehen. Wem hilft es, wenn er statt ihr unter Lustfrust leidet. Unnötige gesundheitliche Einschränkungen sollten für kein Geschlecht zur Debatte stehen. Zudem lohnt es sich für Frauen darüber nachzudenken, ob sie dem Mann so viel Verantwortung geben wollen. Die Konsequenzen müssten sie letztlich immer noch weitgehend alleine austragen.
Warum nicht das Pillenzeitalter beenden? Viele Frauen legen bereits ihre Blister nieder, die zahlreichen Nachteile sind erdrückend. Längst gibt es zeitgemäße und hormonfreie Alternativen, wie Kupferketten und Spiralen.
Salonika Hutidi
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