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Da ist was im Busch. Mitten im Madikwe-Nationalpark steht die Morukuru Lodge. Geweckt werden Gäste im Morgengrauen: vom Brüllen der Löwen.
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Reise: Familienurlaub in Südafrika: Kneif mich mal!

Nationalpark, Farmstay und Zelt: Drei Tipps für Familienurlaub in Südafrika von Luxus bis Tipi.

The Morukuru Game Lodge

Südafrika, Land der Kneif-mich-Momente. Zum Beispiel an der Pforte des Madikwe-Nationalparks. Hat der Ranger eben wirklich gesagt, wir sollen seinem Geländewagen (sehr groß) im eigenen Mietwagen (eher Matchbox-Auto) den langen Weg bis zur Lodge folgen? „Wenn ihr meinen Warnblinker seht, legt den Rückwärtsgang ein und gebt langsam Gas“, sagt der Uniformierte und wirft einen Blick in den Himmel. Dicke Wolken. Wenn Regen die rostrote Erde zu Schlamm macht, haben wir mit unserem Spielzeugauto keine Chance. Doch das Wetter klart auf.

Madikwe liegt im Norden des Landes, an der Grenze zu Botswana, etwa dreieinhalb Fahrstunden von Johannesburg entfernt – wenn man der Versuchung widersteht, eine ausgedehnte Pause im Vergnügungspark Sun City zu machen. Mit 75 000 Hektar Land ist das Gebiet das fünftgrößte Naturreservat Südafrikas. Touristen können hier in Lodges übernachten, wir werden zur Morukuru Game Lodge geleitet. Dort sind auch kleine Kinder willkommen, die normalerweise nicht auf Safari dürfen.

Nach einer Viertelstunde versperrt ein Elefant den Weg. Warnblinker. Der Bulle rührt aufgebracht mit seinem Rüssel. So stehen wir und warten, die Jungs wie eingefroren in ihren Sitzen auf der Rückbank.

Nach Einbruch der Dunkelheit hocken wir am Feuer auf der Terrasse, jemand hat Lichter in eine Akazie gehängt. Luft wie Balsam. Oker, der Mann, der uns am nächsten Morgen in den Busch zu den Big Five begleiten wird, erzählt mit Afrikaans-Akzent von seinem Vorhaben: „We’re darting an Elephant.“ Toll, wieder ein Date mit einem Elefanten! „Yes, and no. We are D-A-R-T-I-N-G it.“ Ein Veterinär wird sich aus einem fliegenden Hubschrauber lehnen und mit der Betäubungspistole auf eine Elefantenkuh schießen, damit er ihr GPS-Halsband reparieren kann, während sie narkotisiert ist. Ob Oker um fünf an die Tür klopfen dürfe?

Eine Runde im Schwimmbad oder eine Outdoor-Massage?

Wieder so ein unwirklicher Moment: plötzlich zu wissen, wie sich Elefantenhaut anfühlt. Rissig-spröde und nachgiebig. Sie ist voller langer schwarzer Haare. In die Rüsselöffnung hat der Tierarzt ein Stöckchen geklemmt, damit die umgekippte Riesin atmen kann. Der Bauch hebt und senkt sich. Während der Doktor mit dem Schraubenschlüssel hantiert, dürfen wir die Elefantenkuh berühren. Das große Staunen um halb sieben Uhr morgens. Hoffentlich hatten die Löwen schon einen Snack.

Uns Menschen wird das Frühstück später am Fluss serviert: Eier, Scones, Marmelade, eine Käseplatte, saftige Papayastücke zum kühlen Joghurt. Eine Runde im Schwimmbad oder eine Outdoor-Massage? Wo sind eigentlich die anderen Gäste? In Morukuru hat jede Familie ihr eigenes Haus und ihren eigenen Ranger. Es gibt kein festes Programm, aber möglich gemacht wird fast alles, sogar Kindersitze für den Jeep, Spuren lesen, Pizzateig ausrollen. Wir können uns nicht mehr vorstellen, jemals wieder abzureisen.

Zwei-Meter-Mann Oker will, dass wir die Löwen nicht nur hören, sondern sehen. Mit Tracker Gummy heizt er seit fast zwei Stunden umher. Giraffen! Büffel! Zebras! Wie im Bilderbuch – stimmt.

Auf einmal bremst Oker scharf und macht „Shhhshh“. Er deutet auf das frisch abgenagte Gerippe eines Huftieres, das wie ein Waschbrett hinter einem Strauch mit weißen Stacheln steht. Ein Haufen Gedärm dampft gleich daneben. „Fresh kill“, flüstert Oker. Frische Beute. Und um die Ecke, in hüfthohem Gras, zwei Löwinnen mit halb herabgelassenen Lidern, vielleicht eine Jeeplänge von uns entfernt. Wie auf Befehl pressen wir unsere Hände vor die Münder der Kinder. Jetzt bloß kein Mucks. Oker grinst. Seine Jagdgewehr, das er angeblich noch nie benutzen musste, liegt quer hinter der Windschutzscheibe. Wir glauben dem passionierten Sukkulenten-Sammler.

Als wir uns von Morukuru verabschieden, liegen im Handschuhfach des Matchbox-Autos Berge von Biltong, dem typischen Trockenfleisch, und Pralinen. Ein guter Geist hat den Wagen mit Proviant ausgestopft. Wir zehren lange davon.

Wir sind die einzigen Menschen

Ein Cottage auf der Milchfarm bei Wilderness.
Ein Cottage auf der Milchfarm bei Wilderness.
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Oakhurst Dairy Farm

Über Johannesburg und Port Elizabeth geht’s weiter zur hügeligen Garden Route. Hier liegt Wilderness, ein Dorf mit Standortvorteil: weißer Strand, angenehm temperiertes, türkisblaues Wasser. Hier wollen wir zwar bleiben, nicht aber im B & B absteigen, sondern lieber selber grillen. Im Netz stoßen wir auf eine Milchfarm, die etwa 20 Minuten bergauf auf einem Hochplateau liegt.

Der Bauer hatte uns im Haupthaus den Schlüssel gegeben, und jetzt ist es so dunkel, dass wir nur im Schein einer Taschenlampe das Türschloss zu unserem Cottage finden. Ist das wirklich der richtige Eingang? Im Wagen schnarchen und schnullern die Jungs. Mit einem Quietschen öffnet sich die Holztür. Wir tasten nach dem Lichtschalter. Dann öffnet sich vor uns eine Bude wie aus einem Interior-Magazin. Kneif mich mal.

Traumstrand? War da was?

Claire, Chefin und Frau des Bauern, ist Inneneinrichterin und Ex-Bühnenbildnerin. Sie hat die alten Arbeiterhäuschen zu knarzenden Cottages umgebaut, in denen jedes Detail durchdacht ist. Betten, Schränke, Tische und Bänke sind von einem Schreiner im Ort handgefertigt – auch die Veranda mit integriertem Braai, dem Grillplatz. Es duftet nach Gras und feuchtem Holz, und heißt es nicht eigentlich, dass Zikaden sanft zirpen? Hier rasseln sie in allen Tonlagen. In diesem Szenario schmecken Pasta mit Dosentomaten und Parmesan aus dem Tütchen wie ein Fünf-Sterne-Dinner. Am nächsten Morgen stehen Milchflaschen vor der Tür.

Frei laufende Kinder, der Traum vieler Berliner Spielplatz-Eltern, sind in Oakhurst kein Problem: Der Abenteuerspielplatz mit Riesenschaukel und Baumhaus liegt in Sichtweite der Veranda. Aus einem runden Wasserspeicher wurde ein Schwimmbad am Waldrand, am Teich liegen zwei Kajaks und Schwimmwesten zur Selbstbedienung. Durch den farmeigenen Wald führt ein Mountainbike-Parcours. Irgendwo soll es einen Wasserfall geben. Wir sind die einzigen Menschen.

Traumstrand? War da was? Wir schaffen es in fünf Tagen nur einmal raus aus Oakhurst: um im Hoekwil Country Café „South Africa’s best cheesecake“ zu probieren.

"Die Cowboys finden uns hier gar nicht"

Komm, hol das Lasso raus. Bei Robertson stehen Winnetou-Zelte. Nicht im Bild: das Klo-Häuschen.
Komm, hol das Lasso raus. Bei Robertson stehen Winnetou-Zelte. Nicht im Bild: das Klo-Häuschen.
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Klaasvoogds Tipi

Wir wandern auf einer Anhöhe im Protea-Wald. Die Protea gehört zu den Silberbaumgewächsen, sieht aus wie eine holzig-bunt blühende Artischocke. Von hier oben wirkt das Tipi wie ein Teil des Playmobil SuperSet „Indianerlager“.

In der Nähe von Robertson, klassische Winetasting-Destination, 150 Kilometer von Kapstadt. Wir haben unser Zelt bezogen, Steven hat uns nach Art eines Dorfältesten eingewiesen: Wenn der große Regen kommt, Spitze schließen. „Creepy Crawlies“ – Krabbeltiere jedweder Art – werden durch ein Bodennetz abgehalten. Mülltonne gut verschließen, der Stachelschweine wegen. Das da in dem Einmachglas sind nicht etwa Rooibos-Teebeutel, sondern in Paraffin getränkte Mullfetzen, Brandbeschleuniger fürs Lagerfeuer. Am Horizont ein Klo-Haus. Außendusche. Die Zwölf-Volt-Buchse für die Kühlbox speist sich aus Solarenergie, ansonsten bringt der Häuptling täglich einen Sack Eis vorbei.

Einschlafen geht leicht, durch die Öffnung blinken die Sterne

Die Tage vergehen mit Protea-Wald-Wanderungen, Stachelschweinstacheln-Sammeln und Pfeil-und-Bogen-Schießen. Um die Mittagszeit wird es einmal so heiß, dass wir uns im nahe gelegenen Weingut „4 Cousins“ zur Sauvignon-Blanc-Probe einladen. Schon wieder ein geniales Kinderbeschäftigungskonzept: Vor der Tür steht im Schatten ein alter Traktor, drum herum turnen alle auf Klettergerüsten.

Wirklich spannend wird es nach Sonnenuntergang, wenn vor dem Tipi der karamellisierte Mäusespeck den Mund verbrennt. Wer sich jetzt noch mal zum Klohäuschen traut, bekommt einen Tapferkeitsorden aus Straußenfedern. Einschlafen geht im Tipi leicht – durch die Öffnung blinken die Sterne. Man liegt auf Matratzen, der Boden ist mit Kieseln ausgestreut. Irgendwo muss doch der Knopf des winzigen LED-Leuchtstreifens sein. „Die Cowboys finden uns hier gar nicht“, murmelt ein Kind im Halbschlaf. Großes Indianer-Ehrenwort.

Die Unterkünfte

The Morukuru Game Lodge

Eine Nacht mit Vollpension und mehreren Pirschfahrten kostet pro Person ab 200 Euro, je nach Reisezeit und Auslastung des Hauses. In Madikwe haben Gäste die Chance, ganz klassisch die „Big Five“ zu erspähen, die Führer erklären aber auch jedes Kleinstlebewesen sehr spannend. Eine Besonderheit: Hier sind Kinder, im Gegensatz zu vielen anderen Lodges, erlaubt. Der Nationalpark ist malariafrei und auch auf eigene Faust einfach von Johannesburg zu erreichen. Alle Infos: morukuru.com

Oakhurst Dairy Farm

Günstiger sind die Cottages auf diesem Bauernhof bei Wilderness. Etwa 60 Euro zahlt man für ein Häuschen mit drei Schlafzimmern, Küche, großer Spielkiste, Reinigungsservice – und jeden Morgen steht frische Milch vor der Tür. Alle Infos: oakhurst.co.za

Klaasvoogds Tipis

Wer in den Zelten bei Robertson ein Klappern hört, der weiß: Das Stachelschwein muss ganz in der  Nähe sein. Ab 30 Euro pro Nacht für alle. Alle Infos: klaasvoogds.co.za

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