zum Hauptinhalt
Anfang Mai hat Attila Hildmann seine erste Snackbar in der Schillerstraße eröffnet.
© www.facebook.com/AttilaHildmannOfficial/

Berliner Imbisse im Test: "Das Scheiß-Matcha-Eis!"

Traumatische Szenen spielen sich ab. Ausgerechnet hier! Wer im Imbiss des Gottkochs der Veganer einkehrt, meint, eine Fritteuse zu betreten. Und das ist nicht das größte Drama.

Er ist der Gott der Veganer. Der Mann, der den Glauben in Deutschland erst so richtig verbreitet hat. Seine Bücher sind alle Bestseller: „Vegan for fit“, „Vegan for fun“, „Vegan for Starters“, „Vegan for Youth“. Der reine Gesundbrunnen. „Cholesterinbewusst, laktosefrei und klimafreundlich kochen“, verspricht Attila Hildmann im Untertitel mehrerer Bände. Und dann das.

Wer im Imbiss einkehrt, den der Fleischverächter im Frühjahr in Charlottenburg eröffnete, meint, eine Fritteuse zu betreten. Kein Zweifel, hier wird gern in Öl gebadet. Der Tofu zum Beispiel, der den pikanten Thaisalat (kleine Portion 5,90 Euro) krönt. Ändert auch nichts an der Gummikonsistenz. Oder die Süßkartoffeln, eher klebrig statt knusprig. Dazu gibt’s Ketchup. Die vegane Mayo schmeckt künstlicher als das Naturprodukt aus Ei und Öl.

Die Spezialität des Hauses sind Hamburger. Da wird ordentlich hochgestapelt: Scharf gebratenes „Hackfleisch“ – die Ähnlichkeit ist verblüffend –, Guacamole, Mayo, Chili, Koriander, gebratene Zwiebel, Taco-Chips ... Das Brötchen mag aus Dinkel sein, ist aber genauso labberig wie in den großen Hamburgerketten. Während man das so vor sich hin mampft, fällt der Blick auf ein Attila-Hildmann-Zitat: „Über die Welt von morgen entscheiden wir heute mit Messer und Gabel!“ Was mag das wohl für ein Morgen sein, das man sich mit manschigem Fast Food erkämpft?

"Jetzt sind wir für das Scheiß-Matcha-Eis ’ne Stunde gefahren"

Während seine verschwitzten Mitarbeiter vors Nachbarhaus ziehen, um eine zu rauchen, setzt sich der muskelbepackte Chef an diesem Abend breitbeinig auf die Treppe vor seinem Laden. Vegane Männlichkeit muss wohl bewiesen werden. Zum Beispiel, indem man sich den Hamburger megascharf bestellt. Im Sommer brach ein Gast daraufhin zusammen.

Die V teilen sich in Ethik-Veganer, für die Veganismus eine erweiterte Form des Humanismus ist und die sogenannten Lifestyle-Veganer. [...] Grob gesagt: Ethik-Veganer lieben Tiere, Lifestyle-Veganer vor allem sich selbst.

schreibt NutzerIn Pantagruel

Das Fläschchen Mineralwasser („bio“) kostet 3,50 Euro, das kleine Burger-Menü 9,50 Euro. Zum Nachtisch gibt’s nussiges Softeis. Mit welchen Zutaten das wohl so cremig wird?

Wer noch nicht genug hat, kauft Hildmanns Bücher, Leberwurst, Matcha-Tee für zu Hause. Das Publikum kommt von weit her, spricht Englisch, Schwedisch, Holländisch. Leicht entnervt sitzen junge Freundinnen auf dem Bänkchen unterm Baum. „Jetzt sind wir für das Scheiß-Matcha-Eis ’ne Stunde gefahren“, beklagt sich eine, „da müssen wir auch noch was machen.“ Ihr Vorschlag: in den Ein-Euro-Shop gehen.

Adresse  Schillerstraße 71

Im Netz  attilahildmann.de

Geöffnet  Di-Sa 12-21 Uhr, So 12-20 Uhr

Interessanter Nachbar  Der kleine Zirkusladen, Schillerstraße 70

Zur Startseite