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Im Retro-Stil. Den "Social Space" im Erdgeschoss des Hotels hat die israelische Designerin Alona Eliasi eingerichtet.
© promo

In fremden Federn: Das falsche New York

Industriekacheln, Messingwasserhähne, senfgelbe Telefone mit Wählscheibe: Beim Betreten des Max Brown wähnt man sich am Set von "Mad Men".

Am Ludwigkirchplatz ist die Welt eine gediegene. Das heißt, sie sieht nicht wie Berlin aus: Kein Mülleimer quillt über, nirgends baumelt eine Primark-Tüte an Touristenarmen, kein Passant taumelt auf seine Mitmenschen zu und erkundigt sich, ob man noch etwas Bürozunder brauche: Gras, Koks, Ecstasy?

Dafür flanieren, ja, sie gehen wirklich aufreizend langsam, Wilmersdorfer Pärchen in kuschligen Woolrich-Jacken auf dem Bürgersteig. Frauen tragen Kaschmir-Ponchos, Männer Sonnenbrillen, obwohl der Himmel graublau mit Regen droht. Man hat das Gefühl, alle befänden sich auf dem Absprung zum Skiurlaub nach Klosters.

Das Café „Ottenthal“ ist das Ruhezentrum des Quartiers. Ältere Semester beugen sich über dicke Zeitungen, es gibt österreichische Kaffeespezialitäten und brasilianischen Konserven-Bossanova, draußen fahren Kinder in Warnwesten Fahrrad. Es ist so schön gemütlich hier, so friedlich, dass einem angst und bange wird um die Touristen, die im „Max Brown“ absteigen: Wo finden die ihr verruchtes Berlin?

Das Gute liegt nur einen Block entfernt

Während vor den Hoteltüren Wilmersdorf ein bisschen Paris spielt, gibt das Hotel vor, New York zu sein. Weiße Industriekacheln, Messingwasserhähne, senfgelbe Telefone mit Wählscheibe, der Gast fühlt sich wie in einer Kulisse der TV-Serie „Mad Men“. Ein Blick auf die Schautafel im Erdgeschoss empfiehlt nichts weniger als eine Flucht daraus: zur East Side Gallery, zum türkischen Markt ans Maybachufer, am Wochenende sollen Gäste zum Shopping nach Friedrichshain. Hauptsache weit weg von hier.

Dabei liegt das Gute so nah, nämlich einen Block entfernt: das „Manzini“. Eine Brasserie mit würdevollen Abnutzungserscheinungen. Da sitzen die Nachbarn herum, nur, dass diese hier verwegene Margiela-Mäntel tragen und Lederschuhe von Ludwig Reiter. Ein Mittfünziger erklärt, wie gewachsen der Kiez sei. Dass hier seit Jahren schon eine der besten Bars Berlins um die Ecke liege, der „Rum Trader“, etwas „mühsam“ das Bedientwerden, dafür klasse Drinks. „Frau Sander und Herr Meier“ schauen vorbei, die eine ist Deutschlands bekannteste Modedesignerin mit Vornamen Jil, der andere Zürichs bekanntester Musiker mit Vornamen Dieter. Der besitzt nebenan auch die Weinbar „Ojo de Agua“.

Es könnte alles herrlich sein, bis einen Berlin wieder fertig macht. Einige Häuser hinter dem Ludwigkirchplatz sind nacheinander wie folgt gestrichen: taubenblau, schweinchenrosa, lindgrün, eierschalengelb. Man weiß gar nicht, wo man zuerst wegsehen soll. Dann lieber ins falsche New York zurück.

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