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Die im klassizistischen Stil errichtete Burg Schlitz wurde zwischen 1806 und 1823 gebaut.
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Mecklenburg-Vorpommern: Burg Schlitz ist das ideale Versteck für wintermüde Berliner

Tee-Somilier, Treca-de-Paris-Bett, picknicken im Landschaftspark. Im schönsten Herrenhaus Mecklenburgs fühlt man sich schon nach einer Nacht adelig.

Ob Königin Silvia von Schweden bei ihrem Besuch 2016 auch piratengleich durchs goldene Fernrohr geschaut hat, ein Auge zugekniffen? Hier, am Fenster von Burg Schlitz, meditiert es sich bei einem Gläschen Sherry durchaus königlich über die Mecklenburgische Schweiz. Hügel und Bäume, frisches Grün bis zur Erdkrümmung. Keine Menschenseele. Die nächste Stadt, Teterow, ist knapp zehn Kilometer entfernt.

Der blendend helle Bau wurde zwischen 1806 und 1823 im Auftrag des preußischen Diplomaten Hans Graf von Schlitz als Familiensitz auf den Überresten einer alten Burg errichtet. Er verteidigt hartnäckig seinen Status als Geheimtipp für metropolen- und wintermüde Hamburger und Berliner.

Seit 2011 ist das Herrenhaus im Besitz des Ehepaars Manuela und Armin Hoeck und beherbergt seine Gäste in 20 knarzenden Zimmern und Suiten. Entdeckt haben die Hoecks ihren neuen Wohnsitz, als sie nach einem Ort für die eigene Hochzeitsfeier suchten.

Nur 90 Autominuten von Berlin entfernt

Hausherr Hoeck sinkt in ein tiefes Salonsofa, vor ihm eine Etagere mit hausgemachten Minikuchen, und telefoniert nach dem Tee-Sommelier. In dieser edlen Umgebung könnte man zumindest eine „stiff upper lip“ vermuten, doch Armin Hoeck erzählt überraschend locker von den Angewohnheiten des schwedischen Hochadels und dem Fotoshooting eines Männermagazins auf seiner klassizistischen Burg.

Die Hoecks haben früher ein Hotel im Moseltal geführt. Keine Frage, sie haben das Gastgebergen. Das zeigt sich in den vielen Details auf Burg Schlitz. „Bitte einfach als eigenes Wohnzimmer benutzen“, erklärt Armin Hoeck den Zweck des Salons und schiebt Gebäck mit flüssigem Schokokern quer über den Tisch. „Wie zu Hause!“ Ob er wohl Hamburger und Berliner Gäste auf den ersten Blick unterscheiden kann? Armin Hoeck lacht. Ja, das könne er. Nur wie, das bleibt sein Hoteliersgeheimnis.

Allein der Empfang: Keine Rezeption trennt den Gast vom Portier. Man tritt ein und ist Teil des Ganzen. Der kleine Rest Alltag, der das Passieren des Autobahnbahndreiecks Wittstock/Dosse überlebt hat, bleibt draußen. Hier ist alles weit ab vom Schuss, und das 90 Autominuten von Berlin entfernt. Oder, wie es Hans Graf von Schlitz in lateinischer Sprache auf einen Obelisken in seinem Vorgarten meißeln ließ: „Gast, der Du aufsteigst, übergib dieser freundlichen Urne Deine Sorgen!“

Wer will sich dem Motto schon verweigern? Die größte klassizistische Anlage Mecklenburgs verschlingt ihre Besucher, ob sie nun dem Wild nach dem Leben trachten, Wellness suchen oder das Fine-Dining-Erlebnis im neugotischen Wappen-Saal.

Bei schönem Wetter können Gäste auf der Terrasse frühstücken.
Bei schönem Wetter können Gäste auf der Terrasse frühstücken.
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Hier tobt sich die Mecklenburgerin Sabine Teubler aus, die bereits mehrere Vorbesitzer erlebt hat. Die Küchenchefin bereitet saisontypische Menüs zu - gern klassisch-französisch mit regionalen Zutaten. Für kleine Gesellschaften veranstaltet sie Küchenpartys, bei denen die Gäste im Weg stehen und Kostproben von Teublers Repertoire aus kleinen Gläsern naschen dürfen.

Für größere Gesellschaften lässt die Köchin lange Tafeln unter der Vertäfelung errichten. Ihre Hühner flattern durchs Dorf Hohen Demzin, bevor sie in Teublers Töpfen landen, auch die Ente kommt vom Bauern um die Ecke. Im Schlossgarten gedeihen Schafgarbe, Giersch und wilder Kerbel.

Ein Gläschen Riesling im Park

Sabine Teubler, Meisterin ihres Fachs, ist bei all dem offenbar auch noch mecklenburgisch-bodenständig, züchtet Kamerunschafe und „liebt lange Spaziergänge“. Spleens der Spitzengastronomie liegen ihr fern. Ihr und dem perfekten Service ist es zu verdanken, dass einem das Handtaschen-Bänkchen am Tisch so gar nicht mehr affektiert erscheint. Oder ist man nach einer Nacht im Treca-de-Paris-Bett auf Burg Schlitz bereits zum Snob geworden?

Mit dieser Ruhe, die einen umgibt wie ein Wattebausch, muss man erstmal klar kommen. Dabei hilft als sanfter Großstadtentzug eine kleine Wanderung den Skulpturenweg entlang oder durch den 180 Hektar großen Landschaftspark nach englischem Vorbild, der das Anwesen umgibt.

Wer mag, kann in der Schlossküche einen Picknickkorb vorbestellen und sich mit einem Gläschen Riesling vom Weingut Schloss Proschwitz aufs Moos herablassen. Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist's!

Später, am Dreieck Wittstock/Dosse, hämmert sich nur ein Gedanke ins Hirn: Wiederkommen. Tee-Sommelier, richten Sie schon mal den weißen Oolong auf der Terrasse an!

HINKOMMEN

Das Schlosshotel liegt etwa 90 Autominuten von Berlin entfernt in Hohen Demzin. Nächster Bahnhof ist Waren/Müritz, die Burg ist über eine eigene Bushaltstelle mit dem Nahverkehr verbunden.

UNTERKOMMEN

Übernachtungen ab 198 Euro pro Person im Doppelzimmer unter burg-schlitz.de.

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