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Chaos vor dem Flughafen in Cluj. Erntehelfer warten auf ihren Abflug.
© Inquam Photos/Raul Stef via REUTERS

Ziel Baden-Baden, Berlin und Düsseldorf: 1800 rumänische Erntehelfer warteten in Massenansammlung auf Flieger

Derzeit werden rumänische Erntehelfer nach Deutschland geflogen. An den Abflughäfen herrscht Chaos. So erklärt der Flughafenchef in Cluj die Vorfälle.

Trotz scharfer Kritik an den mangelhaften Corona-Schutzmaßnahmen während der Reise sollen weiterhin tausende rumänische Erntehelfer nach Deutschland eingeflogen werden. Am Freitag warteten tausende Menschen an rumänischen Flughäfen auf ihren Abflug.

"Drei Charterflüge mit fast 600 Passagieren warten auf grünes Licht vom Verkehrsministerium, bevor sie nach Deutschland abheben können", sagte der Sprecher des internationalen Flughafens Bukarest der Nachrichtenagentur AFP.

Saisonarbeiter mit Mundschutz warten vor ihrer Abreise nach Deutschland vor dem Flughafen Avram Iancu in Cluj.
Saisonarbeiter mit Mundschutz warten vor ihrer Abreise nach Deutschland vor dem Flughafen Avram Iancu in Cluj.
© Raul Stef/AP/dpa

Weitere sechs Flugzeuge sollten demnach von den Städten Cluj sowie zwei von Iasi im Osten des Landes in Richtung Deutschland starten.

Am Donnerstag hatten Bilder von rund 1800 Saisonarbeitern, die Schulter an Schulter auf einem überfüllten Parkplatz am Flughafen in Cluj, im rumänischen Siebenbürgen, warteten, in sozialen Netzwerken Empörung ausgelöst. Auch der rumänische Regierungschef Ludovic Orban kritisierte die Situation scharf. Es sei "unzulässig", dass die Menschen in großen Menschenmengen ohne die erforderlichen Abstandsregeln auf ihre Flüge gewartet hätten.

Erntehelfer in Corona-Zeiten: Ziel Baden-Baden, Berlin und Düsseldorf

Am Donnerstag waren dann auch die ersten dringend benötigten Erntehelfer aus Rumänien in Deutschland angekommen. Mehrere hundert von ihnen kamen mit Charterflügen am Berliner Flughafen Schönefeld, in Düsseldorf und Hamburg an. Eurowings und Tuifly führten die Flüge durch.

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Die Helfer sollten am Flughafen zunächst medizinisch untersucht werden. Anschließend gilt für alle Ankommenden eine quarantäne-ähnliche Phase. Die Betriebe stünden dann in der Verantwortung, die Helfer in kleinen Teams zu organisieren, die während dieser ersten Zeit in Deutschland unter sich blieben, lebten und arbeiteten, sagte eine Sprecherin des Deutschen Bauernverbands.

Der Flughafendirektor von Cluj, David Ciceo, sagte örtlichen Medien, die Organisatoren hätten alle Erntehelfer auf einmal zum Flughafen gebracht, obwohl zwischen den einzelnen Flügen mehrere Stunden lagen. "Es gab drei Reiseziele: Baden-Baden, Berlin und Düsseldorf. Die Passagiere wussten nicht einmal, welche Stadt ihr Ziel war. Sie wurden auf dem Parkplatz einfach stehengelassen", kritisierte Ciceo.

Das rumänische Verkehrsministerium teilte am Freitag mit, alle Charterflüge würden "heute abgefertigt, damit die Fluggäste ihre Ziele erreichen können". Es wies damit Berichte über gestrichene Flüge zurück.

Das Chaos in Cluj könnte ein Nachspiel haben. Rumäniens Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen des mutmaßlichen Verstoßes gegen das Seuchengesetz eingeleitet. Ministerpräsident Ludovic Orban forderte bei einer Kabinettssitzung am Donnerstag die Entlassung des Flughafen-Direktors. Dieser habe keine der lokalen Behörden über die bevorstehenden Massentransporte von Saisonarbeitern informiert.

Anmeldung für knapp 10.000 Erntehelfer in der Corona-Krise

Die Flugzeuge, die die Erntehelfer bringen, werden von den Agrarbetrieben gechartert, die die Helfer auch vom Flughafen abholen sollen. Über ein Portal des Deutschen Bauernverbands müssen sie die benötigten Arbeitskräfte anmelden. Laut Bauernverband lagen bis Donnerstagvormittag für den Monat April die Anmeldungen für rund 9900 Saisonkräfte vor, deren Daten an die Bundespolizei übermittelt wurden. Für Mai seien bislang weitere 4300 Anmeldungen eingereicht worden.

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Die Zahlen stiegen aber schnell an. Die Fluggesellschaft Eurowings, die zahlreiche Sonderflüge für die Erntehelfer durchführt, sprach von Registrierungen für 20 000 Erntehelfer, die auf einem eigenen Portal eingegangen seien.

Erntehelfer warten vor dem Flughafen in Cluj auf ihre Abreise.
Erntehelfer warten vor dem Flughafen in Cluj auf ihre Abreise.
© Raul STEF / AFP

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) hatten sich am vergangenen Donnerstag darauf geeinigt, 80 000 ausländische Saisonkräfte unter strengen Auflagen nach Deutschland zu fliegen. Um beim Ernten und anderen dringenden Feldarbeiten zu helfen, können im April und Mai je 40 000 Menschen kommen. Die Arbeiter werden vor allem zur Spargelernte dringend benötigt.

In Rumänien wurden bislang rund 5470 Coronavirus-Infektionen sowie 265 Todesfälle registriert. Im vergangenen Monat hatte die Regierung in Bukarest den Ausnahmezustand ausgerufen und Linienflüge in mehrere EU-Länder verboten, darunter Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.

Nach Angaben des Deutschen Bauernverbands reisen jedes Jahr rund 300.000 Saisonarbeiter nach Deutschland, um bei der Obst- und Gemüseernte zu helfen. Die meisten von ihnen kommen aus Polen und Rumänien. (AFP/dpa)

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