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In der Johannes-Basilika wurden am Sonntag 18 Gläubige zu neuen Rittern des Ordens zum Heiligen Grab von Jerusalem geschlagen. darunter auch Sebastian Gehrold (Bildmitte, mit dem Patriarchen von Jerusalem, Erzbischof Fouad Twal).
© Darmer/Davids

Johannes-Basilika in Kreuzberg: Zwölf Christen zum Ritter geschlagen

Zwölf Gläubige wurden in der Kreuzberger Johannes-Basilika in den Orden vom Heiligen Grab zu Jerusalem aufgenommen.

Nachbarn stützen sich auf Balkonbrüstungen, Jogger wischen sich den Schweiß von der Stirn und staunen. Was sich an diesem Nachmittag in der Kreuzberger Lilienthalstraße abspielt, ist großes katholisches Kino: 700 Männer und Frauen in knöchellangen weißen und schwarzen Mänteln ziehen in die Johannes-Basilika ein. Die Männer tragen schwarze Samtbaretts. Die Frauen haben ihre Haare mit schwarzen Spitzenschleiern bedeckt.

Sie sind Ritter und Damen vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Der Orden hat seinen Ursprung im 14. Jahrhundert, als es unter europäischen Adeligen wichtig war, nach Jerusalem zu pilgern und sich an Jesu Grab den geistlichen Ritterschlag zu holen. Im 19. Jahrhundert belebte der Papst den Orden neu, heute sind unter den weltweit 28 000 Mitgliedern nur wenige Adelige. Die Mitglieder versprechen, ein Leben gemäß der katholischen Lehre zu führen und die Christen im Heiligen Land zu unterstützen. Der Orden hilft Krankenhäusern, Hospizen, Flüchtlingsprojekten in Israel, Palästina und Jordanien. 2014 flossen 2,6 Millionen Euro in Schulen, in denen 20 000 christliche und muslimische Kinder gemeinsam den Unterricht besuchen. In Deutschland gibt es rund 1400 Ritter vom Heiligen Grab, in Berlin 40, darunter auch der frühere Zoo-Chef Bernhard Blaszkiewitz. Seit Sonnabend sind es 41.

Der Neuzugang ist Sebastian Gehrold, 42, Historiker, Referent in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, verheiratet, drei Kinder. Ein Freund hat ihn für die Sache begeistert, als sie zusammen Israel und Palästina bereist und die heiligen Stätten besucht haben. Vor allem der Fokus des Ordens aufs Heilige Grab und somit auf Kreuzigung und Auferstehung reize ihn. Die Auferstehung sei ja nun mal mit dem Verstand schwer zu begreifen, sagt Gehrold, man könne das Geschehen am ehesten „intellektuell erspüren”. Die Gemeinschaft des Ordens helfe dabei. In der Hand hält er ein nagelneues Samtbarett. Er hat es in Rom bei einem der Vatikan-Schneider gekauft. Wenn schon, denn schon.

Dieser Sonnabend ist Gehrolds großer Tag: Er wird in den Orden aufgenommen, zusammen mit elf weiteren Männern und sechs Frauen. Es geht los mit einem kräftig gesungenen Halleluja. Gehrold ist die Anspannung anzusehen, immer mal wieder wippt er mit dem Oberkörper nach vorne. Nach Kyrie, Gloria, Lesungen und Predigt ist es so weit. Der lateinische Patriarch Fouad Twal von Jerusalem ist extra für den Einsetzungsgottesdienst nach Berlin gereist. Gehrold kniet vor ihm nieder. „Das ist das Symbol der Verteidigung des christlichen Glaubens”, sagt Fouad Twal, hebt ein Schwert in die Höhe und erinnert zugleich daran, dass das „Reich Gottes nicht mit Gewalt errichtet wird, sondern mit Glaube und Liebe”. Er legt Gehrold das Schwert auf die Schulter, ein Mitbruder bindet ihm das Ordenskreuz um. Danach legt ihm ein anderer den weißen Mantel über die Schultern. Früher war Gehrold Pfadfinder. Jetzt ist er Ritter.

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