Eine von vielen sanierungsbedürftigen Straßen: Zwei Spuren auf der Avus wieder befahrbar
Nachdem Schäden durch Regenfälle in der Nacht zu Donnerstag repariert wurden, ist die Avus wieder zweispurig befahrbar. Von 5700 Kilometern Straße in Berlin sind 4000 sanierungsbedürftig.
Wegen des starken Dauerregens der vergangenen Tage war die Fahrbahn im Bereich der stadtauswärts führenden rechten Spur unterspült worden und gebrochen. Eine Nacht Vollsperrung hatte nicht gereicht, um die Schäden zu beheben. Auch tagsüber musste die Fahrbahn stadtauswärts (Fahrtrichtung Süd) ab Hüttenweg bis zur Havelchaussee auf eine Spur eingeschränkt werden. Nach Auskunft der Berliner Verkehrsmanagementzentrale hatte auch "das fehlerhafte Befahren des unbefestigten Seitenstreifens neben der als Baustellenführung eingerichteten Standspur durch LKW-Fahrer" den Zustand der Fahrbahn weiter verschlechtert.
In der vergangenen Nacht nun wurden die restlichen Reparaturarbeiten abgeschlossen. Auf der Avus stehen nun seit Donnerstagfrüh wieder zwei Fahrstreifen pro Richtung zur Verfügung. Doch die umfangreichen Sanierungsarbeiten laufen ohnehin schon einige Zeit und gehen auch noch lange weiter. Sie waren ohnehin überfällig.
Wie der Avus ergeht es laut dem Verkehrsingenieur Bernd Dudenhöfer den meisten Straßen in Berlin: Der Zeitpunkt der notwendigen Erneuerung ist überschritten. Dabei ließen sich die Schäden nicht auf Schlaglöcher reduzieren; diese machten nur deutlich, dass der „Eingreifzeitpunkt“ überschritten sei, sagte Dudenhöfer auf einer Podiumsdiskussion von ADAC, Bauindustrieverband, Fachgemeinschaft Bau, Fuhrgewerbe-Innung und Vereinigung der Straßenbau-und Verkehrsingenieure, die alle mehr Geld für die Unterhaltung der Straßen fordern.
Einig sind sich zwar alle Parteien, dass das Geld nicht reicht, um die Straßen instand zu halten, doch fast ebenso einig sind sie sich, dass das erforderliche Geld dafür nicht aufgetrieben werden kann. Dabei sind nach Angaben Dudenhöfers von 5700 Kilometern Straße bereits rund 4000 Kilometer „dringend sanierungsbedürftig“.
Dudenhöfer berechnet den Erhaltungs- und Erneuerungsbedarf auf jährlich rund 250 Millionen Euro. Der Senat habe im laufenden Haushalt jedoch nur 74 Millionen Euro eingeplant. Dem widerspricht die Verwaltung. Hinzu zählen müsse man auch andere Posten – etwa die Wartung von Brücken oder Ausgaben des Bundes. Somit würden über 100 Millionen Euro in den Straßenbau gesteckt, sagte der Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung, Mathias Gille.
Dudenhöfer forderte, ein Kataster über den Zustand der Straßen zu erstellen. Nur so sei eine seriöse Erhaltungsplanung möglich. Ein solches Verzeichnis wollte der Senat vor Jahren aufstellen; derzeit wird laut Gille wegen des enormen Aufwands nicht mehr daran gearbeitet. Ein Kataster führe außerdem nicht zwangsläufig zu besseren Straßen. Brandenburg habe zum Beispiel eines erstellt; der Zustand der meisten Straßen sei aber nicht besser als in Berlin.
Bei der Avus sei der Zeitpunkt der nötigen Sanierung längst überschritten worden, bestätigte Lutz Adam von der Stadtentwicklungsverwaltung. Zuständig ist hier der Bund. Erst jetzt wird der Abschnitt zwischen Dreieck Funkturm und der Spanischen Allee saniert. Dass im Baustellenbereich am Wochenende die für den Verkehr genutzte Standspur stark beschädigt worden ist, sei auf den starken Regen zurückzuführen. Auf der überschwemmten Fahrbahn sei die Markierung nicht mehr zu erkennen gewesen; Lastwagenfahrer seien über den Rand gefahren und hätten so die Schäden verursacht. Nun soll die Spur besser markiert werden. Wie teuer die Reparatur wird, konnte Adam nicht sagen. Was nun erneuert wird, muss bei der anstehenden Grundsanierung wieder abgerissen werden.
Dass es bei erneutem Starkregen zu Beschädigungen und Sperrungen an anderen Abschnitten kommt, will die Entwicklungsverwaltung nicht ausschließen. „An dieser alten Strecke kann alles passieren“, sagte Sprecher Gille. Vermeidbar gewesen wären allerdings Kommunikationspannen. Ortsfremde Autofahrer klagten darüber, dass sie nirgends auf die Umleitung ab Hohenzollerndamm hingewiesen wurden. Die Berliner wunderten sich bereits am Dienstag, dass auf Schildern auch eine Sperrung für Mittwochnacht angekündigt wurde. Dies hatte die Stadtentwicklungsverwaltung zwar veranlasst, aber nicht öffentlich angekündigt.