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Wie gewonnen, so zerronnen. Einige Kinder sind als Erstkontakte erkrankter Kinder jetzt wieder zu Hause in Quarantäne.
© Monika Skolimowska/dpa

Coronakrise in Schöneberg und Friedrichshain: Zwei Kitas wegen infizierter Kinder geschlossen

Seit Montag gilt Regelbetrieb in Berlins Kitas. Doch in zwei Einrichtungen herrscht schon wieder Ausnahmezustand.

Marco Kempf hatte sich auf ein Stück Normalität gefreut. Drei Monate war er in der Coronakrise mit seinem dreijährigen Sohn zu Hause geblieben, weil die Kita geschlossen war. Vor zwei Wochen hatte er schließlich seinen Sohn wieder in die Betreuung geben können. Endlich kein Homeoffice mehr und etwas Entlastung.

Zumindest bis Kempf, der anders heißt, vergangenen Donnerstag um 18.02 Uhr eine Mail der Kitaleitung bekam. Darin hieß es: „Die Kita bleibt morgen wegen einer Schließung durch das Gesundheitsamt geschlossen. In Kürze wird es mehr Informationen geben.“

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Gut zwei Stunden später weiß Kempf: Ein Kind in der Kita seines Sohnes hat sich mit dem Coronavirus infiziert.

Seit Montag gilt in den Berliner Kitas wieder der Regelbetrieb, doch das stellt sich als schwierig heraus. Von mindestens zwei Coronavirus-Fällen in Kitas in Schöneberg und Friedrichshain hat der Tagesspiegel durch Eltern erfahren. Die Behörden bestätigten dies erst auf Nachfrage.

"Es ist zum Kotzen"

Dabei handelt es sich um die „Kita am Kleistpark“ und die Kita „Fredermäuse“. In Schöneberg wurden 36 Kinder und fünf Erzieherinnen unter Quarantäne gestellt, in Friedrichshain wurde die ganze Kita mit 210 Kindern geschlossen.

„Es ist zum Kotzen“, sagt Kempf, dessen Sohn, wie alle Kinder aus der Kita als Kontaktperson ersten Grades gilt und unter Quarantäne steht. Dass das Gesundheitsamt die gesamte Kita zugemacht hat, liegt offenbar daran, dass fast die Hälfte der Mitarbeiter wegen Vorerkrankungen oder hohen Alters nicht eingesetzt werden konnte.

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Um den gesetzlichen Betreuungsschlüssel zu erfüllen, wurden die Kita-Gruppen aufgelöst. Theoretisch kann deshalb ein Kind mit allen anderen Kindern in Kontakt gekommen sein. „Eigentlich finde ich es richtig, dass die Kitas wieder aufmachen, aber dieses Konzept ist nicht in Ordnung“, sagt Kempf.

Bei seinem Sohn wurde, wie bei allen Kita-Kindern, am Dienstag ein Abstrich gemacht. „Alle Testergebnisse, die bislang vorliegen, waren negativ“, teilte der Gesundheitsstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Knut Mildner-Spindler (Linke), mit.

Die Kita ist nahe dem Friedrichshainer Plattenbau, der unter Quarantäne steht

Es ist nicht die einzige Baustelle für den Stadtrat: Nur etwa 100 Meter weiter befindet sich der Plattenbau, dessen rund 200 Bewohner bereits seit Tagen unter Quarantäne stehen, nachdem sich dort mindestens 44 Menschen mit dem Virus infiziert hatten. Ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Ausbrüchen gibt, ist unklar. Auch der Fall in dem Plattenbau war erst durch Tagesspiegel-Recherchen bekannt geworden.

„Ich verstehe nicht, warum die Gesundheitsämter nicht transparenter kommunizieren“, sagt Marco Kempf. Um die Kita in der Fresendorfer Straße gebe es drei Spielplätze, auch für Anwohner könnten die Informationen hilfreich sein.

In Schöneberg geht der Betreuung weiter

Die persönliche Kommunikation mit der Kita-Leitung und dem Gesundheitsamt habe dagegen sehr gut funktioniert. Auch sein Sohn sei negativ getestet worden. Bleibt es bei dem einen Fall muss er voraussichtlich noch bis 29. Juni in Quarantäne bleiben, dann soll auch die Kita wieder öffnen. Die Kita am Kleistpark dagegen ist weiterhin geöffnet, hier wurden die Gruppen besser voneinander getrennt. Trotzdem wurden nach einem positiven Fall 36 Kinder und fünf Erzieherinnen unter Quarantäne gestellt, ein Teil der Kita geschlossen.

Ein Sprecher der Bildungsverwaltung versicherte, dass die Eltern umgehend informiert worden seien, weitere Tests würden durchgeführt. Laut Homepage der Kita werden dort insgesamt 122 Kinder betreut.

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