25 Jahre Lufthansa in Berlin: Zurück im Nest
Vor 25 Jahren war es soweit: Lufthansa, die Kranich-Airline, durfte zurück nach Berlin. Ein Sonderflug landete in Tegel.
Die Lufthansa kommt! Der erste Linienflug der nationalen Fluggesellschaft am 28. Oktober 1990 war Anlass für ein Fest. Frühmorgens landete der Airbus 310-300 in Tegel, und er hatte zahlreiche Ehrengäste aus Köln/Bonn an Bord. Das Polizeiorchester intonierte die „Berliner Luft“, auf der Gangway erschien strahlend der Vorstandsvorsitzende Heinz Ruhnau, und aus dem Cockpitfenster winkte der Pilot – natürlich ein Berliner, wie der Tagesspiegel damals berichtete. Dass wenig später Mitarbeiter von PanAm streikten und den Verkehr durcheinander brachten – geschenkt. Hauptsache, die Lufthansa war endlich wieder da.
Denn nach dem Krieg und zu DDR-Zeiten hatte der Kranich nicht in Berlin landen dürfen. Jetzt sei er „in sein Nest zurückgekehrt“, freute sich der damalige Verkehrssenator Horst Wagner. Schließlich war die Gesellschaft 1926 in Berlin als „Luft Hansa“ gegründet worden.
Amerika-Flüge konnten sich nicht halten
Die Euphorie war groß. „Berlin wird nun sehr schnell eine ganz normale große Drehscheibe des Luftverkehrs“ prognostizierte Ruhnau. Der Tag der Rückkehr nach Berlin sei der wichtigste in der Nachkriegsgeschichte der Lufthansa. Wenig später hatte der Vorstandsvorsitzende noch die Vision von einem Großflughafen in Sperenberg mit gleich sechs Landebahnen. Aus dem Drehkreuz wurde nichts – und auch die Lufthansa musste ihre ehrgeizigen Pläne ziemlich schnell eindampfen.
Mit ihrem Premieren-Airbus flog die Airline anschließend nach Schönefeld und startete von dort dann nach New York. Auch Tokio nahm sie ins Progamm – und strich die Linie nach wenigen Wochen wieder. Die Amerika-Flüge konnten sich nur ein wenig länger halten.
Die Lufthansa-Planer hätten den Berliner Markt zu optimistisch eingeschätzt, sagt ihr Berliner Sprecher Wolfgang Weber heute. Einen Geschäftsreisemarkt gab es nicht. Daran hat sich auch bis heute nicht viel geändert. Und auch bei den innerdeutschen Flügen war die Rechnung nicht aufgegangen. Zum Flugplanwechsel, der mit der Rückkehr der Lufthansa verbunden war, gab es keine Subventionen mehr für Flüge im Berlin-Verkehr durch die Bundesregierung. Die Preise stiegen, die Nachfrage sank.
Einer der größten privaten Arbeitgeber
Zudem waren die meisten Maschinen viele Jahre lang nur montagmorgens bei Flügen nach Berlin und freitags am Nachmittag gut gefüllt – mit Pendlern, die in der Stadt arbeiteten, aber weiter im westlichen Bundesgebiet wohnten. Unter der Woche waren die Maschinen leer. Dabei hatte Lufthansa im ersten Flugplan 386 Flüge wöchentlich im Programm.
Lange war die Gesellschaft nach der Aufgabe der New-York-Flüge gedrängt worden, die USA wieder ins Programm zu nehmen. Im März 2001 war es soweit: Nonstop nach Washington. Das große Geschäft allerdings wurden diese Flüge nicht, und nach dem Terroranschlag in New York am 11. September 2001 stellte die Lufthansa diese Verbindung wieder ein. Berlin aber blieb sie immer treu.
Fast alle Geschäftsbereiche des Konzerns hätten nach der Einheit Niederlassungen in Berlin eröffnet, sagt Weber. In rund 20 Tochter- und Konzerngesellschaften beschäftige sie heute mehr als 3100 Mitarbeiter. Damit gehöre Lufthansa zu den größen privaten Arbeitgebern in Berlin und Brandenburg, sagt Thomas Kropp, der Bevollmächtigte des Vorstands für Berlin. Rund 900 Millionen Euro habe die Lufthansa seit 1990 in der hiesigen Region investiert.
Zentrum mit zwölf Vollflugsimulatoren
Vieles musste die Lufthansa neu aufbauen, aber sie konnte auch vorhandene Anlagen nutzen, etwa den Flugsimulator in Schönefeld. Die Interflug der DDR hatte ihn für viel Geld gekauft, um ihre Piloten für die drei Airbus–Maschinen trimmen zu können, die sie Ende der achtziger Jahre gekauft hatte.
„Für drei Maschinen einen Simulator anzuschaffen, war wirtschaftlich Irrsinn“, sagt Weber. Normalerweise schickten die Gesellschaften ihre Piloten zur Ausbildung dorthin, wo es bereits Simulatoren gab. Weil die im Westen standen, kam dieser Weg für die Interflug nicht in Betracht. Lufthansa hat aus dem einen Simulator in Schönefeld inzwischen ein Zentrum mit zwölf Vollflugsimulatoren gemacht, das Piloten aus aller Welt nutzen. Der Interflug-Simulator ist immer noch dabei.
Kranich sitzt in seinem Nest
Sogar die BVG und die S-Bahn profitieren von den Lufthansa-Aktivitäten. Die Software-Entwickler der Lufthansa Systems, die in Charlottenburg arbeiten, hätten auch schon Programme für den Nahverkehr erstellt, sagt Weber.
Heute fliegt Lufthansa nur noch zu den Drehkreuzen in Frankfurt/Main und München, das Berlin beim Aufbau eines zweiten Umsteigeknotens – Hub genannt – abgehängt hat. Mit Austrian Airlines, Brussels Airlines, Swiss sowie mit Germanwings /Eurowings verbindet der Konzern aber Berlin weiter mehr als 600 Mal pro Woche mit über 40 Zielen vor allem in Europa. Der Kranich sitzt also fest in seinem Nest.