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In der Waschküche: Berlin unter einer dichten Nebelglocke.
© Doris Klaas.

Trübes Novemberwetter: Zugvögel verlieren Orientierung im dichten Nebel

Der dichte Novembernebel, unter dem sich Berlin versteckt hatte, schlug den Menschen allenfalls auf die Stimmung, schränkte sie aber nicht besonders ein. Anders sah es bei Zugvögeln aus - einige ließen sogar ihr Leben im trüben Wetter.

Das ist der Novemberblues: Die Stadt versinkt unter einer Nebelglocke, ist wie in Watte gepackt. Die Stars der „Twilight“-Saga Kristen Stewart (22) und Robert Pattinson (26) haben ihren Flug aus Madrid nach Berlin zur Deutschlandpremiere ihres Vampir-Streifens aus Sicherheitsgründen verschoben, Presse und Fans mussten warten.

Sonst bereitete der Nebel auf den Berliner Flughäfen in Tegel und Schönefeld keine Probleme. „Alle Maschinen konnten starten und landen“, sagte ein Flughafensprecher. Lediglich eine Maschine von Ryan Air, die von Liverpool aus auf dem Weg ins polnische Stettin war, musste am Freitagmittag in Schönefeld einen Stopp einlegen. „Das Flugzeug konnte wegen des Nebels nicht in Polen landen“, sagte der Sprecher. Die Passagiere wurden den Angaben zufolge per Bus weiter nach Stettin gefahren.

Im Straßenverkehr kam es laut Polizei nicht zu mehr Unfällen wegen des Nebels als sonst. In Brandenburg aber wurde der Nebel für viele Zugvögel zur Todesfalle. Beim verzweifelten Versuch, einen Weg aus dem dichten Nebel zu finden, sind in der Nacht zu Freitag mehr als hundert Wildgänse, einige Kraniche und Schwäne umgekommen oder schwer verletzt worden. In ihrer Panik steuerten die orientierungslosen Tiere auf Autobahnen, größere Straßen und Gebäude zu, deren Beleuchtung sich als diffuse Lichtquellen durch die Nebelschwaden abgezeichnet hatte. Bei der Notlandung knallten die Vögel teils frontal gegen fahrende Autos oder Lkws, brachen sich beim Sturz auf die Fahrbahnen und Äcker Flügel und Beine oder prallten gegen Gebäude.

Allein die Autobahnmeisterei Rangsdorf sammelte auf dem Berliner Ring bis zum Mittag 25 tote Tiere ein. An anderer Stelle stießen die Beamten auf bis zu 20 Gänse, die verwirrt und verletzt umherliefen. Betroffen war das Gebiet zwischen Potsdam und Rangsdorf am südlichen Berliner Stadtrand, das Havelland, Teltow-Fläming und Ostprignitz-Ruppin. Laut Landesumweltamt waren es vor allem nordische Gänse, die auf ihrem Zug aus Skandinavien und dem Baltikum in den Süden in Brandenburg rasten, ein lokaler Treffpunkt der Zugvögel.

Am Rangsdorfer See versammeln sich jährlich bis zu 40 000 Tiere, am Gülper See im Havelland mehr als 100 000. „Die Tiere waren desorientiert. So etwas kommt schon mal vor, doch in der Dichte ist mit das in den vergangenen 20 Jahren nie begegnet“, sagte Behördenpräsident Matthias Freude. „In dieser nebligen Nacht haben alle Navigationssysteme versagt.“

Der dichte Nebel behindere auch auf andere Weise die Flugtauglichkeit der Tiere, sagte der Ornithologe Tobias Dürr von der Vogelschutzwarte Buckow. Die feine Feuchtigkeit mache die Federn schwer und zwinge die nachtaktiven Tiere zum Tiefflug. Der Nebel müsse die Vögel überrascht haben, meist mieden sie Flüge bei dieser Witterung. In den kommenden Tagen können sie sich wieder besser orientieren, am Sonnabend kommt ein wenig die Sonne raus.

Alexander Fröhlich, Matthias Matern

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