Berlin, dein Schmutz: Zu viel Dreck: BSR braucht größere Mülltonnen
Alle haben To-go-Becher, alle machen Müll: Die BSR hat deshalb neue Mülleimer angeschafft, 360 Liter fassende Kugeln namens "Bubble". Im Partyviertel werden sie befestigt - damit keiner den BSR-Behälter wegrollt.
Oben leuchtet die Kugel des Fernsehturms, unten leuchtet die Kugel der BSR. "Bubble" heißt das Ding, das hier vor den Rathauspassagen steht.
Sieht aus wie eine viel zu groß geratene Christbaumkugel, ist aber dank des grellorangenen Deckels gerade so als BSR-Mülleimer zu identifizieren.
Ein neuer BSR-Mülleimer, schon wieder? Ja, genau. Diese Woche erst wurden erst riesige Abfallbehälter für großgewachsene Touristen vor Bahnhöfen aufgehängt (damit Berlin-Besucher auch wissen, wie die BSR-Eimer aussehen), jetzt präsentiert die Stadtreinigung also schon das nächste Modell.
"Bubble" soll die neueste Waffe der Berliner Stadtreinigung im Kampf um Sauberkeit auf den Straßen der Hauptstadt sein und kommt jetzt überall dort zum Einsatz, wo die klassischen Abfallkörbe die anfallenden Müllmengen nicht bewältigen können.
Alle haben To-Go-Becher - das ist zu viel Müll
Für BSR-Chefin Tanja Wielgoß ist "Bubble" ein "sehr knuffiger neuer Wegbegleiter". Bisher habe man vor dem Dilemma gestanden, dass die nur 70 Liter fassenden, orangefarbenen Standard-Papierkörbe an stark frequentierten Orten stets nach kurzer Zeit wieder überquellen. "Doch wir können sie nicht stündlich leeren", so die BSR-Chefin.
Eine erste Konsequenz waren die knapp 100 installierten Unterflurbehälter, die ein Fassungsvermögen von 350 bis 1000 Litern haben. Sie können jedoch nur an den wenigen Stellen eingebaut werden, wo keine Versorgungsrohre oder -kabel im Berliner Boden liegen.
"Die to-go-Mentalität lässt die Müllmenge im öffentlichen Straßenraum explodieren", so Peter Solbach, Geschäftsführer der Firma Lune Raummobiliar. Deren Mutterkonzern, die holländische Brink-Gruppe, hat den futuristischen Müllbehälter erfunden. "Bubble" ist oberirdisch und kann bei Bedarf sogar den Standort wechseln.
Ganz im Gegensatz zu ihrem Namen ist die Edelstahlkugel mit 90 Zentimetern Durchmesser alles andere als eine Seifenblase, resistent gegen Vandalismus, hat eine Anti-Graffiti-Beschichtung und glänzt so edel, dass die BSR sie noch nicht einmal mit einem ihrer sonst üblichen Sprüche bekleben will.
Die ersten "Bubbles" sind unter anderem vor dem Brandenburger Tor, am Leipziger Platz und vor dem Jüdischen Museum in der Lindenstraße gelandet. Weitere Standorte sollen nach Abschluss von Straßenbauarbeiten in Friedrichshain-Kreuzberg folgen. Nur in der Warschauer Straße fürchtet man, dass die Kugeln trotz ihres Eigengewichts von 150 Kilogramm in Bewegung gebracht werden könnten und wird sie hier deshalb fest im Boden verankern, so der für die Straßenreinigung zuständige BSR-Prokurist Winfried Becker.
Das Ding darf nicht wegrollen!
Mit 360 Litern fassen die Kugeln die fünffache Menge der klassischen, Papierkörbe. Wie diese verfügen sie über einen separaten Einwurfbehälter für Zigarettenkippen. Geleert werden sie mit einem riesigen "Staubsauger", der sich auf einem Spezialfahrzeug befindet, das ebenfalls erprobt wird. Berlin ist die erste Stadt, in der "Bubble" zum Einsatz kommt. Zunächst 50 Stück wurden in Holland in einer Art Nullserie produziert, 60 werden bis zum Jahresende von der Berliner Stadtreinigung beschafft. Zum Kaufpreis wollte man keine Angaben machen.
"Sauberkeit ist ein Thema, das für die Stadt, für die Bevölkerung und für die Touristen wichtig ist", sagte Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD), der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der Berliner Stadtreinigung ist. "Wir alle sind ein Teil des Problems". Da fast jeder Einwegverpackungen nutze "braucht man auch etwas, wo man es fallen lassen kann" sagte der Politiker und warf seinen zuvor geleerten Kaffeebecher in den Behälter in die Kugel.
Rainer W. During