Fahrrad-Sternfahrt: Zehntausende Radler demonstrieren in Berlin
An diesem Sonntag findet erneut die Fahrrad-Sternfahrt statt, deren Teilnehmer für ihre Interessen kämpfen. Und gegen Ärgernisse, von denen wir hier eine Auswahl zeigen.
An diesem Sonntag werden wieder mehr als 100.000 Menschen zur Fahrrad-Sternfahrt erwartet – der nach Angaben der Veranstalter größten Demonstration ihrer Art weltweit. Aus allen Himmelsrichtungen führen Routen quer durch die Stadt zum Großen Stern im Tiergarten (siehe Grafik).
Seit der ersten Demonstration dieser Art im Jahr 1977 hat sich viel verändert, doch die zentrale Forderung bleibt aktuell: Radfahrer wollen von Autofahrern und Verkehrsplanern ernst genommen und respektiert werden. Dass es noch ein langer Weg ist bis zur Gleichberechtigung, hat die erfolgreiche Stimmensammlung der Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ den Parteien im vergangenen Jahr vor Augen geführt. Aus welcher Richtung der Ärger von Berliner Radfahrern kommt, dokumentieren viele Fotos, die Leser dem Tagesspiegel schicken und von denen wir hier eine Auswahl dokumentieren.
Zum Beispiel dieses: Der Smart mit dem bekannten Slogan „Jetzt ein Auto“ steht quer auf dem Radstreifen der Westfälischen Straße in Halensee. Sein Fahrer hat den Wagen vor eine Baumscheibe gesetzt, damit keines der umstehenden Autos Probleme beim Ausparken bekommt. Ein beispielhaftes Bild für die Nachlässigkeit, mit der nicht nur Mietwagen stadtweit geparkt werden und andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Carsharer parken in Einfahrten, an Kreuzungen und besonders oft auf Radwegen.
Dort stehen auch Zusteller mit ihren klobigen Transportern im Weg. Die DHL unternimmt zaghafte Versuche, dem Problem mit Lastenrädern zu begegnen. Im Sommer sollen einige E-Bikes mit Transportboxen durch die Stadt rollen, die bis zu 125 Kilo tragen können. In der Summe wird sich das Falschparkerproblem aber auch nicht lösen, wenn sämtliche Pakete auf Lastenrädern zugestellt und alle Mietwagen ordentlich geparkt werden. Zu alltäglich ist das Fehlverhalten vieler Berliner Autofahrer. Parkt erst einer falsch, ist der Bann gebrochen und schnell ist der Radstreifen zu einer Parkzone geworden.
Zu den Klassikern der Radweg-Ärgernisse gehören chaotisch beschilderte Baustellen. Da wird plötzlich eine Benutzungspflicht angeordnet, die direkt in eine Absperrung führt, während nebenan der Kraftverkehr ungestört weiterrollt. Selbst die Berliner Stadtreinigung (BSR) gefährdet Radfahrer, wenn Glasbruch auf den Radstreifen gefegt wird und sich lange keine Kehrmaschine blicken lässt.
Einige Radweg-Fallen bergen Lebensgefahr. An der Treskowallee Ecke Wandlitzstraße in Karlshorst wird der durchgezogene Radstreifen in Kreuzungsnähe zur doppelt gestrichelten Linie. Gleichzeitig verengen sich beide Fahrspuren, sodass Lastwagen Radfahrern zwangsläufig in die Quere kommen, wenn sie der rechten Spur folgen. Der gestrichelte „Vorbeifahrtstreifen“ ist nur als Bitte an Kraftfahrende zu verstehen, beachtet werden muss er nicht. Es fehle der Platz, „um Radfahrenden eine vollständig eigene Verkehrsfläche zu bieten“, schrieb die Verkehrslenkung Berlin unserem Leser Thomas W. auf seinen Gefahrenhinweis. Für W. ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich dort ein schwerer Unfall ereignet. Es ist auch jene Gleichgültigkeit, gegen die Radler heute durch die Stadt fahren wollen.
Weitere Bilder mit vielen Ärgernissen für Berlins Radfahrer finden Sie in dieser Fotostrecke.