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Wie zu Hause. Wahlkämpfer Nils Schmid und Wolfgang Thierse.
© Kai-Uwe Heinrich

Schwaben in Berlin: Wolfgang Thierse legt 'ne Schrippe drauf

"Eure Stimme wird vermisst": Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse unterstützt den Wahlkampf der Südwest-SPD – unter Berliner Schwaben.

„Ich fass’ es nicht“, sagt Alexandra Baumann: „Jetzt macht der Thierse tatsächlich Werbung für Schwaben. Das ist doch mal ein innovativer Wahlkampf!“ Die junge Frau steht an diesem Sonnabendmittag mit anderen höchst amüsierten Anwohnern vor einem ungewöhnlichen Plakat am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg. „Schwaben: Zu Hause vermissen wir Eure Stimme“ steht darauf. Der Mann davor ist derselbe wie auf dem Plakat: Nils Schmid, Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg.

Einladung in die Kulturbrauerei

Schmid tritt dort bei den Landtagswahlen am 13. März als SPD-Spitzenkandidat an und weil ja angeblich halb Schwaben nach Berlin ausgewandert ist, hat er seine Landsleute vor der Plakataktion in die Kulturbrauerei eingeladen. „Ich weiß ja, dass die meisten von Ihnen inzwischen ihren Hauptwohnsitz in Berlin haben“, sagt er: „Aber Sie kennen bestimmt noch viele Freunde zu Hause, die hoffentlich SPD wählen, damit wir die grün-rote Koalition in Stuttgart fortsetzen können.“

Dafür kann sich sogar sein Parteifreund Wolfgang Thierse begeistern. Der Ex-Bundestagspräsident hatte vor drei Jahren viel Ärger ausgelöst, als er sich beklagte, dass es beim Bäcker in seinem Kiez nur noch Wecken gab. In Berlin sage man Schrippen, wetterte er, „daran könnten sich selbst Schwaben gewöhnen“.

Es gab Weckle und Schrippen

Nils Schmid hatte denn auch diplomatisch zu „Weckle und Schrippen“ eingeladen – aber Thierse hätte es sich ohnehin nicht nehmen lassen, seine Genossen im Ländle zu unterstützen. Vor allem gegen die AfD. „Es wäre ein gespenstisches Signal, wenn eine solche Partei ausgerechnet in diesem wohlhabenden Land zulegen würde“, sagte er: „Wählen Sie demokratisch, am besten sozialdemokratisch!“

Ob der preußisch-schwäbische Schulterschluss am 13. März wirklich Stimmen bringt, ist allerdings fraglich – auch wenn Moderator Daniel Abbou augenzwinkernd anmerkte, dass sich wegen der langen Wartezeiten in den Berliner Bürgerämtern viele Schwaben noch nicht ummelden konnten. Doch nach einer auf der Veranstaltung oft zitierten Statistik des Landesamts ziehen mehr als doppelt so viele Menschen aus Hamburg, Dresden, Leipzig und Potsdam nach Berlin als aus Stuttgart.

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