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Auf Ausflügler aus Berlin wirkt der Spreewald derzeit wie eine Oase.
© Patrick Pleul/dpa

Ausflugstipps in der Mark: Wo Brandenburg schön kühl ist

Stand-Up-Paddeln unter Bäumen, Wandern durch prächtige Wälder. Brandenburg lockt Touristen mit kühlen Orten. Tipps für die heißen Ferientage.

„Hier is et doch cool“, sagt ein Mann. „Datt einzige, watt fehlt, iss´n richtiges Kölsch.“ Der Mann sitzt im Schatten neben der Bootsanlegestelle am Spreewaldhafen in Burg und lässt die Hitze Hitze sein. Mit seiner Männergruppe sei er schon drei Tage mit dem Fahrrad unterwegs, erzählt er. Allerdings täglich nur drei Stunden: von 7 bis 10 Uhr. Dann mache man Siesta im kühlen, schattigen Spreewald.

Tatsächlich ist der auch bei der gegenwärtigen Hitze bei Urlaubern und Tagesausflüglern beliebt. Schließlich liegen die Kilometer langen Kanalarme, auf denen sich Kanuten oder (Stand-Up-)Paddler tummeln, meist unter hohen schattigen Bäumen. Und die seien tatsächlich noch saftig grün, weil der Spreewald quasi ein Flussdelta sei, sagt der Sprecher des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg (MLUL), Jens-Uwe Schade. Hinzu kommen Niedrigmoorböden, die anders als die sonst in der Mark so verbreiteten Sandböden das Wasser wie ein Schwamm speichern können.

Nicht ohne Grund also ist der Spreewald seit Jahren die Nummer eins bei Brandenburg-Touristen. Aber auch andere Regionen des Landes profitieren vom diesjährigen Hitzesommer, sagt Patrick Kastner von der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB): „Das Land zieht mit seinen 3000 Seen und mehr als 33.000 Kilometern Fließgewässern seit Jahren immer mehr Gäste an. Bei den heißen Temperaturen gibt es für viele nichts Schöneres als Urlaub am Wasser. Den kann man in Brandenburg im Hotel, auf dem Campingplatz, im Ferienhaus – sogar auf dem Hausboot erleben.“

"Alles was man zur Erholung braucht"

Was vielen Gästen gefalle, sei die Tatsache, dass man einen solchen Urlaub nicht dicht gedrängt wie am Ostseestrand verbringen müsse. „Man findet oft Plätze, an denen man ganz oder fast ganz allein ist oder an denen es zumindest familiär zugeht“, sagt Kastner. Er selbst liebe zum Beispiel den kleinen Ort Wassersuppe am Hohennauener-Ferchesarer See im Landkreis Havelland: „Da gibt es eigentlich alles, was man zur Erholung braucht: Badestrand Semlin, Paddelbootverleih, Campingplatz, Essen, Trinken, Eisbecher und vor allem Natur pur.“

Immer mehr Gäste ziehe auch das Seenland Oder-Spree zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) mit Bad Saarow, mehr als 200 Seen sowie zahlreichen Flüssen und Bächen und dem Naturpark Märkische Schweiz an. Nicht weit davon entfernt liegt der Naturpark Schlaubetal, wo man 20 großteils schattige Kilometer durch eines der schönsten Bachtäler Deutschlands wandern kann. Natürlich hätten einige Flüsse und Bäche derzeit weniger Wasser als sonst, sagt Thomas Frey vom brandenburgischen Landesumweltamt. „Wir kennen die Bilder vom Niedrigwasser an Elbe und Oder, aber noch haben wir keine Extremsituation.“

Meldungen, wonach die Schwarze Elster im Süden des Landes bereits ausgetrocknet sei, seien nur die halbe Wahrheit, sagt Frey: „Es handelt sich dabei lediglich um einen Seitenarm des Flusses, der östlich um den Senftenberger See herum fließt. Das ist nicht schön, kommt aber auch nicht zum ersten Mal vor. Und der Hauptfluss der Schwarzen Elster lebt.“

Frey sorgt sich nicht um zu wenig Wasser, sondern um die Folgen der für diese Tage angekündigten Unwetter mit Starkregen. Dabei könnten auf einen Schlag so viele Nährstoffe in Gewässer geraten, dass ein Fischsterben folge. In Berlin sei diese Gefahr noch viel größer, besonders für den Teltow-Kanal.

Bunkter-Tour und Eiskeller

Generell sehe es mit dem Wassermanagement im Land aber gut aus, sagt Thomas Frey. Besonders die Situation im Spreewald, wo zur Zeit fast alle Betten belegt seien, sei durch die Talsperre Spremberg gut zu beherrschen. In der befindet sich noch genügend Wasser, um bei Bedarf etwas mehr abzugeben – für die Touristen und damit letztlich auch noch etwas in Berlin ankommt.

„Sollte es da kritisch werden, tritt die Arbeitsgruppe Niedrigwassermanagement in Aktion“, sagt Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade. Er empfiehlt nach Abkühlung suchenden Berlinern, einfach mal etwas weiter mit der S- oder Regionalbahn zu fahren als bis Wandlitz oder Königs Wusterhausen. Um Templin herum fände man beispielsweise garantiert ein wunderbares Plätzchen an einem der vielen Badeseen.

Aber auch eine Bunker-Tour in Wünsdorf, der Besuch des Eiskellers im Gutspark Glambeck oder der Gruft von Ritter Kahlbutz in Kampehl bei Neustadt/Dosse könne abkühlen oder zumindest schauern lassen.
Einer der schönsten Orte in Brandenburg dürfte (nicht nur) in diesen heißen Tagen der große Buchenwald Grumsin sein, der im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin liegt und 2011 gemeinsam mit dem Hainich in Thüringen, dem Kellerwald in Hessen und den Wäldern von Serrahn und Jasmund in Mecklenburg-Vorpommern in die Liste des Unesco-Weltnaturerbes aufgenommen wurde.

"Dort ist es von Natur aus schon mal mindestens drei Grad kälter“, sagt Michael-Egidius Luthardt, der Leiter des Landeskompetenzzentrums Forst in Eberswalde. „Es gibt zahlreiche herrliche Wanderwege und zur Zeit kaum Mücken.“

Der Wald liegt wieder im Trend

Buchenwälder haben einst einen großen Teil von Brandenburg bedeckt, sie spenden mit ihren großen Blättern viel Schatten – auch, weil sie ihre Kronen immer wieder vollständig schließen. In einer Zeit, in der aus Japan das sogenannte „Waldbaden“ nach Europa und Deutschland schwappt, liegt der Wald wieder voll im Trend.

„Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass ein dreitägiger Aufenthalt unter Bäumen viel für die eigene Gesundheit bewirken kann“, sagt Michael-Egidius Luthardt – „nicht nur wegen des Sauerstoffs. Die Bäume sondern auch Düfte ab, die wiederum die Bildung sogenannter Killerzellen unterstützen, die Krankheiten bekämpfen. Das geht übrigens auch im Kiefernwald. Besonders nach Regenfällen duftet es da unglaublich.“

Luthardts ganz persönlicher Lieblingstipp für Entdeckungslustige ist trotzdem ein Tagesausflug in den Buchenwald Grumsin: Von Berlin aus fährt man mit der RB 3 bis Angermünde und sieht schon beim Aussteigen den Biber-Bus, der nach Altkünkendorf fährt. Von hier aus kann man die Wanderung durch den Buchenwald starten und später dann das Nabu-Zentrum, den Kranichhof und die Kirche besuchen oder im etwa drei Kilometer entfernten Kaffee-Konsum in Wolletz einkehren. Von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr gibt es hier frische Wildbratwurst und jede Menge coole Speisen und Getränke, darunter auch Säfte aus einer regionalen Kellerei und Bier. Aber kein Kölsch.

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