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Bleibt viel zu tun. Das stillgelegte Gleisbett der Siemensbahn.
© Klaus Kurpjuweit

Berlin-Spandau: Wird die Siemensbahn reaktiviert?

Mit dem Ausbau der Siemensstadt könnte Spandau um 10.000 Menschen wachsen. Das stellt neue Anforderungen an die Infrastruktur.

Es ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte von Siemens in Berlin. Und es geht nicht nur um Schlüsseltechnologien und innovative Produktion auf historischem Industriegelände, der Konzern will das großflächige Areal in den kommenden Jahren in einen „Stadtteil der Zukunft“ wandeln. Auch der Bezirk Spandau steht deshalb vor großen Veränderungen im Stadtbild und der Infrastruktur.

Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD) begrüßte am Mittwoch die Rückkehr des Konzerns. „Diese Entscheidung ist gut für Siemens, für Berlin und für Spandau. Damit wird die Siemensstadt wieder das, was sie einmal war: Ein Ort für Erfindergeist in Verbindung mit wirtschaftlichem Erfolg.“ Kleebank sei außerdem froh, dass das Dynamowerk als Standort und damit mindestens die Hälfte der Arbeitsplätze nun gesichert sei, sagte er dem Tagesspiegel.

Allerdings bedeute das Vorhaben auch eine „große Herausforderung“ für Spandau. So soll Siemensstadt nach Plänen des Konzern um etwa 70 Hektar vergrößert werden. Im nördlichen Teil des Gebiets würden im Moment schon neue Wohnquartiere entwickelt. Der nächste Schritt wäre es daher nun, Vorstellungen und Pläne des Bezirksamts mit denen des Konzerns abzugleichen. Auch Spandaus Baustadtrat Frank Bewig (CDU) begrüßte das angekündigte Siemens-Engagement. „In den nächsten zehn Jahren wird es einen Strukturwandel in Siemensstadt geben“. So könne der Bezirk ein echter „Zukunftsort“ werden.

Die alte Siemensbahn könnte reaktiviert werden

Für die Ansiedlung in Berlin hatte Siemens vom Senat Zugeständnisse verlangt, etwa beim Denkmalschutz und bei Baurechten auf dem Gelände, auf dem das alte Dynamowerk und das Schaltwerk stehen. Zudem müsse die Ausstattung mit Breitband-Internet sichergestellt werden und die Verkehrsanbindung verbessert werden.

Im Gespräch ist derzeit vor allem eine Reaktivierung der Siemensbahn, einem stillgelegten Streckenstumpf der Berliner S-Bahn. Der Abschnitt ist fast fünf Kilometer lang und führte bis zur Schließung 1980 vom S-Bahnring ins Industriegebiet der Siemensstadt. Der Konzern-Forderung nach einer besseren Anbindung verschloss sich am Mittwoch auch Bezirksbürgermeister Kleebank nicht. Aus gutem Grund: Mit dem geplanten Ausbau des Areals würden mehr als 10 000 Menschen in den Bezirk ziehen. Der neue Endhaltebahnhof würde laut Kleebank auf der Insel Gartenfeld liegen. Diese würde im Rahmen der kommenden Projekte mit 3000 bis 4000 Wohneinheiten bebaut werden. Schon in den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Gespräche zum Verkehrsausbau gegeben, die jedoch allesamt im Sande verliefen. Allerdings sei auch hier viel zu tun, unter anderem würden Brücken und Tunnel gebaut werden müssen, sagte Bewig.

Campus soll an das Entwicklungsgebiet Tegel angeschlossen werden

Wer die Verantwortung für die Planung und den Bau der neuen Strecke übernehmen wird, steht derzeit allerdings noch nicht fest. Auf Anfrage wollte sich auch die Deutsche Bahn dazu am Mittwoch nicht nicht äußern.

Bezirksbürgermeister Kleebank sieht deshalb jetzt nicht zuletzt die Landesverwaltung in der Pflicht. „In den Fragen der Infrastruktur erwartet Spandau nun vom Berliner Senat, dass die offenen Fragen des öffentlichen Personennahverkehrs für das gesamte Entwicklungsband West schnell beantwortet werden und die notwendigen Maßnahmen mit höchster Priorität vorangetrieben werden.“ Dazu zählen neben dem Wiederaufbau der Siemensbahn auch ein schneller Anschluss des Innovationscampus an das zukünftige Entwicklungsgebiet Tegel.

Senat will städtebaulichen Wettbewerb

Die Landesverwaltung wollte sich ihrerseits am Mittwoch nicht konkret zu möglichen Erschließungsplänen in Spandau äußern: Die Reaktivierung der Siemensbahn sei eine Möglichkeit zur Verkehrsanbindung der neu entstehenden Wohnungsbaugebiete, sagte eine Sprecherin von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne). „Die weitere Planung wird jetzt anlaufen.“

Der Konzern kündigte am Mittwoch an, in Abstimmung mit dem Berliner Senat einen städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen, der Grundlage für die weitere Entwicklung des Projekts sein solle. „Der Senat von Berlin hat uns überzeugend dargelegt, dass er ein solches Großprojekt will. Und er hat sehr gute Voraussetzungen dafür geschaffen, um die Entwicklung für beide Seiten zu einem Erfolg zu führen“, sagte Siemens-Chef Joe Kaeser.

Ella Simon

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