Ehemaliger Güterbahnhof: Wird der Rundlokschuppen in Pankow bald abgerissen?
Der alte Güterbahnhof der Reichsbahn in Pankow-Heinersdorf verfällt weiter. Ohne Nutzungskonzept droht der Abriss.
Für die Obdachlosen, die in den Ruinen des ehemaligen Güterbahnhofs Pankow übernachten, ist es eine gute Entscheidung: Das Oberverwaltungsgericht (OVG) hat eine Beschwerde des Bezirks Pankow gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichts zurückgewiesen. Der Unternehmer Kurt Krieger muss die Anordnung auf Planungsleistungen zur Grundsicherung der denkmalgeschützten Gebäude nicht befolgen. Die Anordnung sei nicht verhältnismäßig, erklärte das OVG.
Jetzt muss sich der Bezirk wohl selbst um den großen Rundlokschuppen und die anderen Bahngebäude kümmern, die seit Jahren verfallen. Dafür hat er sich bereits knapp 400.000 Euro vom Senat bewilligen lassen. Wie es jetzt weitergeht, dazu wollte sich Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) am Dienstag nicht äußern.
Der Streit ist eigentlich ein Nebenschauplatz des Bauprojekts Pankower Tor, wirft aber ein Schlaglicht auf die komplizierte Gemengelage auf dem Areal. Der Rundlokschuppen war bereits als Mensa für den künftigen Schulstandort im Gespräch. Vier bis fünf Millionen Euro wolle die Krieger Grundstück GmbH (KGG) investieren, hieß es 2011. Vorausgesetzt, es gibt grünes Licht für das Gesamtprojekt mit Wohnungen, Schulen, Möbelmärkten und Einzelhandel. Doch das lässt weiter auf sich warten.
Gebaut wurde der Rundlokschuppen 1893, als einer der letzten seiner Art. 24 Gleise konnten über die Drehscheibe bedient werden. Rundlokschuppen hatten letztlich keine Zukunft mehr, weil sie die immer länger werdenden Lokomotiven nicht mehr aufnehmen konnten. 1997 wurde der Güter- und Rangierbahnhof Pankow-Heinersdorf, einst der größte Deutschlands, endgültig stillgelegt.
Schulstandort "ist nicht so prickelnd"
Das mit der Mensa hat sich wahrscheinlich erledigt, weil der Schulstandort östlich der Prenzlauer Allee einige Probleme mit sich brächte, vor allem Lärm und Abgase vom nahen Autobahnzubringer. „Der Standort ist nicht so prickelnd“, sagt Vollrad Kuhn. Bliebe noch die Idee einer Großraumdisko. Findet sich keine wirtschaftlich tragbare Nutzung für die schwierige Immobilie, könnte Krieger den Abriss beantragen und hätte gute Chancen damit durchzukommen.
So verschwand vor einigen Jahren auch der denkmalgeschützte Auswandererbahnhof in Ruhleben. An Geld mangelt es Krieger nicht, und als Berliner mit Wurzeln in Pankow fühlt er sich dem Bezirk verpflichtet. So sagt er es zumindest bei öffentlichen Auftritten.
Fällt die Schule weg, könnte einer der geplanten Fachmärkte – zwei Möbelhäuser, ein Baumarkt – die Straßenseite wechseln. Eine historische Lokhalle als Ausstellungsfläche für Vintagemöbel wäre durchaus denkbar. „Die Möbelhäuser werden irgendwie kommen“, sagt Kuhn. Auch, wenn das vielen Grünen nicht gefällt. Wird dadurch ein Denkmal gerettet, könnte das die Kritiker besänftigen.
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Thomas Loy