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Still soll es werden. Ein Modell von Landschaftsplanern zeigt die Maaßenstraße aus Richtung Winterfeldtplatz.
© Simulation: Büro Breimann & Bruun / Reprofoto: Dobberke

Neues Verkehrskonzept für Berlin: „Wir wollen die Autofahrer verwirren“

Sie nennen sich „Begegnungszonen“ und folgen einem spannenden Konzept: der Gleichberechtigung des Autoverkehrs mit Fußgängern und Radlern. In Schöneberg wird aus dem Versuch nun Ernst. Doch schon jetzt zeichnen sich Probleme ab.

Auf mancher Straße ist noch Platz. Jedenfalls sollen sich Autofahrer und Fußgänger in verkehrsberuhigten Straßen miteinander arrangieren und möglichst gleichberechtigt im Verkehr sein – so lautet die Idee hinter „Begegnungszonen“, wie es sie schon in den Niederlanden und der Schweiz gibt. In Berlin wurde ein Jahr lang über das erste derartige Pilotprojekt in der Schöneberger Maaßenstraße diskutiert. Nun steht das Konzept fest: Die Umbauten zwischen dem Nollendorf- und Winterfeldtplatz sollen im Dezember beginnen und bis zum Herbst 2015 abgeschlossen sein.

Der Checkpoint Charlie und die Bergmannstraße folgen

Außerdem will die Berliner Stadtentwicklungsverwaltung im kommenden Jahr die Planung zwei weiterer „Begegnungszonen“ am Checkpoint Charlie in Mitte und in der Kreuzberger Bergmannstraße starten.

Probier's mal mit Gemütlichkeit. Große Teile der Straße sollen Passanten zum Verweilen einladen, dafür wird die Fahrbahn schmaler.
Probier's mal mit Gemütlichkeit. Große Teile der Straße sollen Passanten zum Verweilen einladen, dafür wird die Fahrbahn schmaler.
© Simulation: Büro Breimann & Bruun / Reprofoto: Dobberke

In der Maaßenstraße werden als Erstes die Radwege auf den Gehwegen entfernt, künftig sollen sich Fahrradfahrer eine Fahrbahn pro Richtung mit den Autos teilen. Über die Radwege gab es viele Beschwerden, weil sich Fußgänger und Radler auf den Bürgersteigen oft in die Quere kommen.

Für Autos gilt bisher eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h und künftig Tempo 20. Wann genau die entsprechenden Schilder aufgestellt werden, ist noch unklar.

Grünes Straßenpflaster und ein Aussichtspunkt

Zum Konzept gehört noch einiges mehr. So wird die Fahrbahn an mehreren Stellen verschwenkt und mit Aufpflasterungen versehen, um Raserei zu erschweren. Querungen sollen Passanten das Überqueren erleichtern, dafür werden Teile der Gehwege verbreitert und Bordsteine abgesenkt. An der Kreuzung zur Nollendorfstraße und am südlichen Ende am Winterfeldplatz ist grünes Straßenpflaster geplant. Zebrastreifen erlaubt die Straßenverkehrsordnung in verkehrsberuhigten Zonen nicht, aber es wird ähnliche Markierungen mit um 90 Grad verdrehten Streifen geben.

„So wollen wir die Autofahrer verwirren“, damit sie langsam fahren, sagte Horst Wohlfahrt von Alm, der in der Stadtentwicklungsverwaltung für die „Fußgängerstrategie“ des Senats zuständig ist, jetzt bei einer Führung für Anwohner.

Auch bei der Beschilderung improvisieren die Planer ein bisschen. Neu entworfene Tafeln sollen an Stelen angebracht werden und verkünden, dass „hier die Begegnungszone beginnt“. Auf dem Mittelstreifen am Nollendorfplatz ist eine Aussichtsplattform geplant. Die künftig breiteren Gehwege sollen nicht den Wirten der vielen Lokale für noch mehr Freiluftausschank überlassen werden. Stattdessen sind unter anderem öffentliche Sitzbänke und Fahrradstellplätze geplant.

Die Bürgerbeteiligung hatte im November 2013 mit einem Diskussionsabend begonnen, dem im Januar ein zweiter folgte; außerdem wurde ein Online-Forum geschaffen.

Alle Parkplätze müssen weg

Viele Anwohnerwünsche bleiben allerdings unverwirklicht. So fallen die 50 Parkplätze in der Straße ersatzlos weg, nur Lieferzonen sind geplant. Immerhin gebe es im Umkreis von 500 Metern rund 1000 Parkplätze, heißt es aus der Senatsverwaltung.

Die Tempelhof-Schöneberger Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) sagte bei der Führung, die BVV habe das Bezirksamt aufgefordert, eine Parkraumbewirtschaftung in der Umgebung zu prüfen. Darüber sei noch nicht entschieden. Viele Bürger haben kritisiert, es entstehe gar keine „Begegnungszone“.

Autos haben fast immer Vorfahrt

Tatsächlich werden Autofahrer und Fußgänger nicht gleich behandelt, nach dem deutschen Straßenverkehrsrecht haben Autos auf gerader Strecke immer Vorfahrt – außer in Wohn- und Spielstraßen mit Schrittgeschwindigkeit. Daran könne man leider nichts ändern, hatten Experten eines beteiligten Verkehrsplanungsbüros bedauert.

Die voraussichtlich 600 000 Euro teuren Umbauten bezahlt der Senat. Derzeit hält sich die Stadtentwicklungsverwaltung mit Auskünften zurück. Denn erst am 28. November will sie ihre stadtweite Fußgängerstrategie vorstellen und dann auch alle Details zur Umsetzung in Schöneberg nennen.

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