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Still soll es werden. Ein Modell von Landschaftsplanern zeigt die Maaßenstraße aus Richtung Winterfeldtplatz.
© Simulation: Büro Breimann-Bruun

Berliner Verkehrspolitik: Auch in der „Begegnungszone“ behalten Autos die Vorfahrt

In der Schöneberger Maaßenstraße ist ein Pilotprojekt geplant, das zum besseren Miteinander der Autofahrer, Radler und Fußgänger führen soll. Doch jetzt stellt sich heraus: Es gibt nicht nur finanzielle Hürden.

Die Schöneberger Maaßenstraße soll im zweiten Halbjahr 2014 verkehrsberuhigt werden – so viel ist klar. Zwischen Nollendorf- und Winterfeldtplatz dürfen Autos dann nur noch Tempo 20 statt bisher 30 fahren. Ob die Bezeichnung als erste Berliner „Begegnungszone“ wirklich gerechtfertigt ist, scheint dagegen etwas fraglich.

Über das Pilotprojekt diskutierten Senats- und Bezirksvertreter sowie Planungsexperten am Montag mit rund 130 Bürgern. Der Abend zeigte, dass die Straßenverkehrsordnung vieles nicht zulässt, was eigentlich zu Begegnungszonen gehört. Autofahrer, Radler und Fußgänger sollen sich Straßenraum rücksichtsvoll teilen; in der Schweiz haben Fußgänger Vorrang, in den Niederlanden sind alle gleichberechtigt. Das gehe hier nicht, sagte Eckhart Heinrichs vom Verkehrsplanungsbüro LK Argus: Außer in Spielstraßen mit Schrittgeschwindigkeit hätten Autos in Deutschland immer Vorfahrt.

Auch manchen Forderungen von Anrainern stehen Vorschriften im Weg. Zebrastreifen oder Radspuren seien in verkehrsberuhigten Straßen unzulässig, hieß es. Und aus Kostengründen könne man die Bordsteine nicht abbauen, sondern nur an manchen Stellen absenken.

Pro Richtung wird es nur noch einen statt zwei Fahrstreifen geben. Prüfen wollen die Planer temposenkende Vorschläge wie eine „Fahrbahnverschwenkung“, einen Kreisverkehr an der Ecke Nollendorfstraße, Schwellen, Farbmarkierungen oder eine enge Stelle, an der Autos stoppen müssten, um den Gegenverkehr durchzulassen. Uneins waren die Bürger über die bisher 50 Parkplätze: Manche forderten mehr, andere weniger. Einige plädierten für mehr öffentliche Sitzbänke und Fahrradstellplätze.

Die Gehwege werden breiter. Einig zeigten sich Anwohner darin, dass Lokale nicht noch mehr Tische herausstellen sollten. „Die Gastronomie bordet über“, fasste die Tempelhof-Schöneberger Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) ein Diskussionsergebnis zusammen. Der Bezirk genehmigt bereits seit dem vorigen Jahr keine Neueröffnungen mehr.

Noch bis zum 29. November kann man auf einer Onlineplattform mitdiskutieren (www.begegnungszonen.berlin.de). Anfang 2014 folgt eine weitere Bürgerversammlung. Begegnungszonen sind auch in der Bergmannstraße und am Checkpoint Charlie geplant. Die Modelle „sehen mir nicht nach Begegnung aus“, wunderte sich ein Bürger, der aus dem Bergmannkiez zur Diskussion gekommen war.

Tatsächlich werden auch alternative Bezeichnungen gesucht. Zu den ersten Ideen zählen „Kiezmeile“, „Quartierstraße“, „Freundschaftszone“ und „Schlenderstraße“.

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