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Einer wird gewinnen: Michael Müller, Raed Saleh und Jan Stöß am Dienstagabend beim letzten SPD-Mitgliederforum.
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Die Berliner SPD nach Klaus Wowereit: "Wir gewinnen keine Wahlen, weil wir langweilig sind"

Beim letzten SPD-Mitgliederforum zur Kür eines Wowereit-Nachfolgers zeigten sich die Kandidaten kämpferischer als je zuvor. SPD-Fraktionschef Raed Saleh punktete mit Seitenhieben gegen Michael Müller und Jan Stöß.

Am Schluss wurde es noch einmal richtig lebendig. Rund 400 SPD-Mitglieder waren am Dienstagabend ins Auditorium des Pharmaherstellers Bayer in Wedding gekommen, um die letzte öffentliche Debatte der drei Kandidaten für das Amt des Regierenden Bürgermeisters zu erleben. "Ich bin hierher gekommen, weil das ja auch einen gewissen Unterhaltungswert hatte", sagte eine ältere Sozialdemokratin vor der Veranstaltung. Und sie wurde nicht enttäuscht. Denn neben sachlichen Darlegungen zu Themen wie Arbeitslosigkeit oder Wohnungsnot (die alle drei reduzieren wollen), gab es auch ein paar direkte Auseinandersetzungen, die zumindest die stilistischen Unterschiede der drei Bewerber um Klaus Wowereits Nachfolge deutlich machten.

"Neue Perspektiven in linker Mehrheit"

So punktete der oft als trockener Sacharbeiter kritisierte Stadtentwicklungssenator und frühere Partei- und Fraktionschef Michael Müller mit Selbstironie. Mit Bezug auf eine Zeitung, die ihm das Kokettieren mit seinem fehlenden Glamourfaktor attestiert hatte, sagte Müller: "Ich kokettiere damit nicht, das ist so."

Müllers Nachfolger als Fraktionschef, Raed Saleh, sparte nicht mit Kritik am derzeitigen Senat und verteilte Seitenhiebe gegen Stöß und Müller, die durchaus deutlich waren - auch wenn er die beiden Mitbewerber nicht immer namentlich nannte: "Wir werden keine Wahlen gewinnen, weil wir langweilig sind oder weil alles so bleibt, wie es ist." Ein besonderes Anliegen ist ihm die Integration benachteiligter Berliner durch Bildung und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten - und den Begriff "Migrationshintergrund" für Kinder von Einwanderern würde er am liebsten abschaffen: "Was für ein abscheuliches Wort - es sind Berliner Kinder!"

Parteichef Jan Stöß kritisierte die bisherige Politik des SPD-CDU-Senats am stärksten und warf Müller vor, zu wenig für neue, bezahlbare Wohnungen getan zu haben. Und er wagte sich am Schluss am weitesten vor in Sachen künftige Koalitionen: Sein Appell für "neue Perspektiven in linker Mehrheit nach 2016" kann man durchaus als Plädoyer für eine rot-rot-grüne Koalition verstehen - und als Absage an den jetzigen Koalitionspartner CDU.

Eher sprachlos erschienen die Kandidaten bei einem der größten Problemthemen des Landes: Gefragt, was sie denn konkret tun wollen, um den BER zu eröffnen, sprachen alle drei nur allgemein davon, dass man "neue Perspektiven" brauche, stärker Experten zu Rat ziehen müsse und "an den Strukturen etwas ändern" müsse.

Nun entscheiden die 17.000 Berliner Sozialdemokraten, am Sonnabend zwischen 14 und 16 Uhr wird mit der Bekanntgabe des Wahlergebnisses gerechnet.

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