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Das Stadtbild von Salt Lake City. Im Mittelpunkt: Temple Square mit der wichtigsten Glaubensstätte der Mormonen.
© Judith Langowski

Zwischen Salt Lake City und Berlin: Wie Zeitungen besser zuhören können

Mit Lesern reden: Die „Salt Lake Tribune“ in der Hauptstadt der Mormonen will durch ein neues Geschäftsmodell mehr Unabhängigkeit erlangen.

Mehr als 8000 Kilometer Luftlinie trennen Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah von Berlin. Die eine Stadt ist geprägt vom Haupttempel der Mormonen, an dem die Struktur der Stadt ausgerichtet ist. In der anderen zählt höchstens das Berghain als Tempel der Clubkultur.

Doch ein Besuch bei der städtischen Tageszeitung „Salt Lake Tribune“, kurz „Trib“ genannt, war auch für die Berliner Journalistin aufschlussreich. Und nicht nur, weil das E-Scooter-Problem auch in der dortigen Berichterstattung eine wichtige Rolle spielt.

[Diese Reise ist Teil des Förderprogramms „Engaging Communities“ der Robert-Bosch-Stiftung und der University of Oregon. Unser monatlicher Newsletter „Ehrensache“ entstand ebenfalls im Rahmen dieser Förderung. Den Newsletter für alle, die sich in und für Berlin engagieren, können Sie hier abonnieren: ehrensache.tagesspiegel.de.]

Unabhängig von der Kirche

Die „Trib“ wurde 1871 gegründet und ist die einzige unabhängige Tageszeitung der Stadt – eine zweite in der Stadt erscheinende Zeitung ist die kircheneigene „Deseret News“. Bei den olympischen Winterspielen 2002 war das Redaktionsgebäude der „Trib“ eine wichtige Anlaufstelle für Journalist*innen aus aller Welt. Mittlerweile ist die Redaktion geschrumpft, viele Schreibtische stehen leer.

Die Tageszeitung „Salt Lake Tribune“ erscheint kontinuierlich seit 1871.
Die Tageszeitung „Salt Lake Tribune“ erscheint kontinuierlich seit 1871.
© Judith Langowski

Der Sohn einer der reichsten Mormonenfamilien, Paul Huntsman – sein Vater hat unter anderem die Pappschachtel für den Big-Mac erfunden –, kaufte die „Trib“ vor drei Jahren, um sie zu retten. Die Zeitung soll damit kirchenunabhängig bleiben. Huntsman merkte aber bald, das sich mit einer Zeitung nicht mehr so wie früher Geld drucken lässt.

Eine Zeitung für die ganze Stadt

Ein neues Modell soll helfen: Seit diesem November ist die „Trib“ als erst US-amerikanische Tageszeitung in ihrer Gemeinnützigkeit anerkannt. Die Zeitung kann sich nun über Spenden und Mitgliedschaften der Leser*innen unabhängig vom Eigentümer finanzieren. Das bedeutet auch, dass die Journalist*innen nun einen engeren Kontakt zu den Leser*innen suchen müssen, um sie stärker an die Zeitung zu binden.

Salt Lake City wächst, die Zugezogenen sind selten Mormonen, weniger Weiße und mehr queer. Das Blatt muss deshalb nicht mehr nur ihre traditionelle Leserschaft weiter an sich binden, sondern auch einen Zugang zu dieser neuen Stadtbevölkerung finden, die sich bisher durch die „Trib“ kaum angesprochen fühlte.

Welche Themen und Debatten beschäftigen die Menschen im Westteil der Stadt, der weiter entfernt ist vom Haupttempel und weniger gut an die öffentliche Infrastruktur angeschlossen? Um dem Gemeinwohl von Salt Lake City tatsächlich zu nützen, müssen die Journalist*innen von nun vor allem eines: zuhören.

Engagierte junge Menschen im Tagesspiegel

Und in Berlin? Auch der Tagesspiegel findet neue Wege, um mit den Leser*innen in Kontakt zu kommen und die Leserschaft zu erweitern. Diese Woche war eine Gruppe engagierter Jugendlicher aus Berlin zu Gast, die über digitales und analoges Engagement diskutierten, sich über Bezirksgrenzen hinweg austauschen und vernetzen konnten.

Welche Zukunftsvisionen diese jungen Leute für ihr Ehrenamt haben und welche Unterstützung sie sich wünschen, lesen Sie bald im Tagesspiegel und auf tagesspiegel.de.

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