Komische Oper Berlin: Wie Siebenjährige fürs Leben gestählt werden
Der berüchtigte Regisseur will Calixto Bieito sucht nach Kinderdarstellern. Unser Autor rät eher zum Weihnachtsmarktbesuch. Eine Glosse.
Die Oper, die Komische, sucht „junge Kompars*innen“ für eine Neuinszenierung von Franz Schrekers „Die Gezeichneten“. Das sollte kein Problem sein in Berlin im Allgemeinen und der U 8 im Besonderen.
Aber in diesem Fall sind Kinder(*innen?) zwischen sieben und zwölf gefragt. In diesem Alter brauchen die meisten ja noch keinen Genderstern. Aber gute Nerven. Denn „Calixto Bieitos Inszenierungen zeigen menschliche Seelenqualen in zum Teil grenzüberschreitenden und verstörenden Bildern“, teilt die Oper mit und verspricht, das (wie auch immer) geneigte Publikum auch diesmal nicht zu enttäuschen.
Immerhin hat die „Welt“ Bieito als den „derzeit radikalsten Vertreter der Blut- und Urinfraktion“ bezeichnet.
Augen zu und durch
Die Kinder sollen „als kleine Erwachsene“ eine Beobachtergruppe darstellen. Aber: „Selbstverständlich“ will die Oper darauf achten, dass die Kinder „ausschließlich mit angemessenen Handlungen und Situationen in Berührung kommen. Das Kindswohl genießt absolute Priorität“. Klingt stark nach: Augen zu und durch. Aber das dauert. Zweieinhalb Stunden braucht der Ritt durch die Abgründe des Genueser Adels.
Falls Sie also Ihr Siebenjähriges fürs Leben stählen wollen: Casting ist Mittwoch 17 Uhr, um Anmeldung wird gebeten. Sie können aber auch einfach auf den Weihnachtsmarkt am Alex gehen. Und, quasi als Kompromiss, mit der U 8 hinfahren.
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