Müller zu Besuch in der Charité: Wie sich Berlins größtes Krankenhaus auf den Corona-Ernstfall vorbereitet
Bei einem Besuch in der Charité schaut sich Berlins Regierender die intensivmedizinische Versorgung vor Ort an – und ist beeindruckt.
Das Coronavirus breitet sich weiter in der Stadt aus – und Berlins Krankenhäuser rüsten auf. Bei einem Besuch in der Charité wollte sich der Regierende Bürgermeister am Freitag ein Bild von der intensivmedizinischen Versorgung in der Universitätsklinik machen. Natürlich alles mit Mundschutz, den Michael Müller (SPD) ebenso trug wie die ihn begleitenden Charité-Mitarbeiter.
Charité-Chef Heyo Kroemer und der Ärztliche Direktor Ulrich Frei führten Müller durch die neue Campus-Klinik. In dem früheren Bürogebäude werden Räume für die intensivmedizinische Versorgung hergerichtet, die Verwaltungsmitarbeiter sind größtenteils im Homeoffice. 135 Betten sollen hier entstehen, elf Patienten werden in der dritten Etage bereits betreut.
Die Campus-Klinik musste schnell für die Covid-19-Patienten geräumt werden
Eilig musste das Haus für den neuen Zweck geräumt und vorbereitet werden, der Umbau begann am 16. März. Je ein Beatmungs- und ein Infusionsgerät sowie mehrere Monitore stehen in jedem Raum. Zusätzlich gibt es eine Vorrichtung, um die Patienten auf dem Bauch liegend beatmen zu können.
Müller zeigte sich auf der Tour durch die Klinik interessiert, stellte Fragen – und war zufrieden mit dem Tempo, in dem die Charité sich auf das Virus einstellt. „Mich hat sehr beeindruckt, dass es offensichtlich innerhalb einer Woche möglich war, aus einer Klinik, die dann als Bürohaus genutzt wurde, wieder eine Klinik zu machen“, sagte Müller hinterher. „Und zwar mit allen Versorgungsmöglichkeiten, die dafür gebraucht werden.“
364 Intensivbetten gibt es in der Charité
Die Charité verfügt über insgesamt 364 beatmungsfähige Intensivbetten, die für Covid-19-Fälle geeignet sind. Aktuell werden 45 positiv auf das Coronavirus getestete Patienten intensivmedizinisch behandelt, bei weiteren sechs Patienten steht das Testergebnis noch aus.
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65 zusätzliche Betten könnten auf dem Gelände des Benjamin-Franklin-Krankenhauses in Steglitz entstehen, sagte der Ärztliche Direktor Frei – das sei aber die letzte Reserve. „So hätten wir im Zweifel einen echten Zuwachs von 199 Betten“, sagte Frei. Etwa die Hälfte der bereits vorhandenen Betten könne für Covid-19-Patienten freigehalten werden. Die übrigen würden für andere Notfälle gebraucht.
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Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hatte am Mittwoch gesagt, dass es derzeit an Berliner Kliniken insgesamt 1045 Intensivbetten gebe. Die Zahl soll bis Ende April auf 2267 erhöht werden. 1857 Betten sollen mit Beatmungsgeräten ausgestattet sein. Nach Kalaycis Vorstellung soll dabei jedes Krankenhaus die Anzahl seiner Intensivbetten mit Beatmungsgeräten nahezu verdoppeln. Das stelle Kliniken mit vielen Intensivbetten, wie eben die Charité, vor Herausforderungen, sagte Frei.
"Wir diskutieren jetzt nicht, wer welche Rechnung bezahlt"
Die Finanzierung der Umrüstungen im medizinischen Bereich soll dabei unbürokratisch ablaufen. „Wir werden jetzt nicht diskutieren, wer welche Rechnung bezahlt. Jetzt geht es darum, schnell zu helfen“, sagte Michael Müller. „In einer entspannteren Situation werden wir dann die Rechnungen nebeneinander legen und schauen, was von den Ländern, Bund und den Institutionen selbst übernommen wird.“
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Charité-Chef Kroemer betonte, dass man sich jetzt schon langfristige Gedanken machen müsse. „Nach der Pandemie ist vor der nächsten Pandemie und wir sollten unbedingt darüber nachdenken, wie wir uns in der Zukunft aufstellen.“ Zu 92 Prozent seien die Betten der Charité im Januar ausgelastet gewesen – ohne einen einzigen Covid-19-Patienten. „Zu diesem Zeitpunkt war unser Krankenhaus bereits mehr als voll“, sagte Kroemer.
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Der Ärztliche Direktor Frei ist derweil besorgt über mögliche Infektionen beim Krankenhauspersonal. „In Madrid sind 20 Prozent des medizinischen Personals infiziert. Das ist bei uns nicht der Fall, aber die Zahl macht uns Sorgen.“ Man werde deshalb kommende Woche damit beginnen, alle Mitarbeiter zu testen. Wie viele Mitarbeiter der Charité bereits positiv getestet wurden, wollte er jedoch nicht sagen.