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Ein sogenannter Taser wird am 18.11.2013 auf dem Gelände der Landespolizeischule in Berlin im Rahmen einer Sitzung des Innenausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses präsentiert.
© dpa

Der Selbstversuch: Wie ich vom Taser gelähmt wurde

Seit Montag dürfen Polizisten in Mitte und Kreuzberg das Elektroimpulsgerät Taser probeweise einsetzen. Wie sich Wirkung anfühlt, hat unser Autor im Rahmen eines Selbstversuchs 2013 aufgeschrieben.

In kleiner Runde führte der legendäre langjährige Chef des SEK, Martin Textor, die Funktion des damals neuen Tasers vor, es muss wohl 2003 oder 2004 gewesen sein. Einige leitende Beamte aus dem Präsidium waren an dem Abend dabei und einige Berliner Polizeireporter. Textor berichtete, dass alle seine Leute den Taser am eigenen Leib ausprobiert hätten. Und dann kam plötzlich die Frage: „Einer darf, wer traut sich?“ Meine Hand ging hoch. Alle guckten.

Im normalen Einsatz schießen die Elektropistolen Pfeile ab, die mittels Drähten mit einer Batterie in der Pistole verbunden sind und beim Auftreffen starke Muskelkontraktionen und Schmerzen verursachen. Bei mir wurden die Elektroden direkt am Körper befestigt, das erspart den Pieker durch den Pfeil. Maximal fließen beim Taser fünf Sekunden lang 50 000 Volt, die Zeitdauer lässt sich einstellten. Bei mir würden zwei Sekunden genügen, meinte Textor. Dafür hier noch einmal Danke. Denn diese zwei Sekunden werde ich in meinem Leben nicht vergessen. Der gesamte Körper gefror blitzartig ein, so schnell zogen sich die Muskeln zusammen. Nur das Gehirn funktionierte noch, sonst nichts mehr. Keine Bewegung war möglich. Wie ein Sack wäre ich umgefallen, wenn mich nicht zwei Mann vom SEK untergehakt hätten. Zwei Sekunden können so lange sein, aber sie gingen doch vorbei. Hinterher war man etwas aufgedreht, vielleicht auch durch den langen Beifall und das geschätzt zweiminütige Händeschütteln durch SEK-Chef Textor. Körperlich geschadet hat der Selbsttest, wie zuvor versprochen, nicht.

Jörn Hasselmann

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