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Im Land des Lachens: Die Queen freut sich 2004 im Krongut Bornstedt, Potsdam.
© dpa/dpaweb

Queen Elizabeth II besucht Berlin: Wie ich der Queen in Berlin die Hand schüttelte

Die Queen kommt. Unsere Gesellschaftsreporterin erinnert sich, wie sie bei einem vergangenen Besuch die britische Königin live erleben konnte. Und dabei einige Geheimnisse über Dinner, Knickse und Ikonen erfuhr.

Natürlich waren es bei aller gebotenen Coolness aufregende Tage. Im November 2004 kam Elizabeth II. zu ihrem vierten Staatsbesuch nach Berlin - wohin sie jetzt am 24. Juni zurückkehrt. Am ersten Abend gab der damalige Bundespräsident Horst Köhler ein Staatsbankett zu ihren Ehren im Schlüterhof. Am zweiten Abend hatte sie selber eingeladen zu einem Benefizkonzert in der Philharmonie zugunsten des Wiederaufbaus der im Krieg von britischen Bombern zerstörten Frauenkirche in Dresden.

Republikaner bei Hofe

Und nicht nur ich fragte mich: Was zieht man an? Was sagt man? Wie verhält man sich? „Werden Sie einen Hofknicks machen?“, fragte mit einem kaum merklichen Hauch der berühmten britischen Ironie der damalige Botschafter, als wir einige Zeit vor dem Termin miteinander sprachen. Darüber hatte ich bis dato noch gar nicht nachgedacht. Die Sache mit dem Hofknicks wuchs sich aber im Vorfeld des Besuchs durchaus zum veritablen Small-Talk-Thema aus bei gesellschaftlichen Ereignissen – nach dem Motto: Wie halten es aufrechte Republikaner mit höfischem Zeremoniell?

Die Sache mit dem Kleid war schnell entschieden. Der Architekt der britischen Botschaft, Michael Wilford, hatte mir mal erklärt, warum in der im Jahr 2000 von der Queen eröffneten Botschaft in der Wilhelmstraße die Farbe Lila so eine große Rolle spielt. Die Farbe entsteht, wenn man die Farben der Nationalflagge zusammenrührt. Zufällig besaß ich ein schulterfreies, fliederfarbenes Abendkleid, das nur ein bisschen umgeändert werden musste.

Die Farbe Lila

Auch die Queen trug an jenem Abend im Zeughaus ein fliederfarbenes Kleid, allerdings höher geschlossen und mit langen Ärmeln. Neben ihr standen der Bundespräsident und seine Frau und Prinz Philip. Die Queen und Prinz Philip waren von der Statur her viel kleiner, als ich es erwartet hatte. Die Frau, die alle Großen der Welt gekannt hat, die den ersten Bezwinger des Mount Everest zum Ritter geschlagen hat, die schon Königin war, als die späteren Beatles und Rolling Stones noch zur Schule gingen, deren Bild Münzen von Kanada bis Australien ziert, die Frau, die so viel Geschichte gelebt hat, und darüber zu einer Ikone der Weltgeschichte wurde, könnte vermutlich auch mit Gardemaß nicht so groß sein, wie man sie sich vorstellt.

Prinzessin Caroline von Monaco versank damals an der Spitze der Begrüßungsschlange in einem formvollendeten Hofknicks. Durch ihren Ehemann Ernst August Prinz von Hannover ist sie schließlich weitläufig verwandt. Als der Protokollchef meinen Namen aufrief, war die Nervosität plötzlich weg. Ich wartete, bis sie mir ihre weiß behandschuhte Hand entgegenstreckte, ging schon aus Sicherheitsgründen gar nicht erst das Risiko ein, als vollkommen Ungeübte bei einem Knickstraining unfreiwillig zu Boden zu gehen, begnügte mich also mit einer höflichen Andeutung, sagte, dass ich mich geehrt fühlte und vergaß auch die Anrede „Your Majesty“ nicht. Für langen Small Talk ist bei einem Defilee mit 240 Teilnehmern sowieso keine Zeit.

Warme Worte und kalte Räume

Es war feierlich beim anschließenden Dinner im Schlüterhof, ein Barockensemble spielte Händels „Einzug der Königin von Sheba“. Das Dinner, Welsfilet mit glasierten Petersilienwurzeln und in Spätburgunder pochierter Damhirschrücken, zog sich, der riesige, festlich dekorierte Raum war kalt und zugig wie ein altes Schloss. In ihrer Tischrede erzählte die Queen von der guten Erfahrung, von Krieg zu Frieden, von Partnerschaft zu enger Freundschaft zu gelangen. Offenbar war ich nicht die Einzige, die trotz der warmen Worte gefroren hat. Als der damalige Protokollchef sie am Ende des Abends verabschiedete, gab sie sich im Rahmen ihres Dankes ganz ehrlich. Es sei ein bisschen kalt gewesen, sagte sie.

Am folgenden Abend trug sie Royalblau, empfing 1850 Gäste zum Benefizkonzert der Northern Sinfonia in der Philharmonie. Allein die Einladung hatte schon höchst eindrucksvoll geklungen: „On the Occasion of the State Visit of Her Majesty Queen Elizabeth II and His Royal Highness The Prince Philip, Duke of Edinburgh, the Master of the Household is commanded by the Queen to invite …“ Beim Empfang gab es „Königin Victoriaberg“ zu trinken, von dem Weingut, das Queen Victoria und Prinz Albert bei ihrer Deutschlandreise 1845 besuchten.

Lange lebe die Königin

Im Oktober 1992 bei ihrem dritten Staatsbesuch ging sie zum ersten Mal durchs Brandenburger Tor und betrat auf dem Pariser Platz den Boden des früheren Ostens. Im regnerischen Gatow wurde sie auf dem Flughafen von Kindern mit Blumen verabschiedet. Das 50. und das 60. Thronjubiläum wurden auch in Berlin groß gefeiert. Auf das lange Leben der britischen Königin stoßen jedes Jahr im Juni die Spitzen der Berliner Gesellschaft bei der Queen’s Birthday Party an. Für viele anglophile Berliner ist das ein lieb gewordenes Ritual geworden. Diesmal ist sie vielleicht live dabei, wenn der Botschafter zum traditionellen Toast das Glas erhebt mit den Worten: „The Queen“ und alle Gäste im Chor antworten: „The Queen!“.

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