Der Notar des Vertrauens: Wie Frank Z. beinahe eine Schrottimmobilie erwarb
Frank Z. fiel auf einen Wohnungsvermittler herein. Der warb nach Angaben von Z. auch mit Notar Michael Braun - und damit, dass dieser für die CDU im Abgeordnetenhaus sitze.
Es war ein „heißer Tipp“ eines Arbeitskollegen, den Frank Z. (Name geändert) erhielt. Nun ist es ein weiterer Fall in der Affäre um Schrottimmobilien und die Verwicklung von Verbraucherschutzsenator Michael Braun (CDU). Er solle sich doch mal an Tom T. wenden, hörte Frank Z. von seinem Arbeitskollegen. Der habe ihm eine Wohnung vermittelt, ein Steuersparmodell. Frank Z. Mitte 20, Facharbeiter, fasste sich ein Herz und rief T. an. Er sei freundlich gewesen, fragte nach den Lohnauszügen, die Z. ihm zuschickte. Innerhalb einer Woche kam es zu einem Termin in dessen Büro am Sonnabend, den 19. November.
T. zeigte Frank Z. und dessen Freundin Zahlen von „Sparmodellen mit Steuervorteilen“. Und er habe schon ein gutes Objekt für ihn: eine Wohnung in der Badenschen Straße in Schöneberg. Nur müsse der Vertrag wegen anderer Interessenten unbedingt heute abgeschlossen werden. „Er hat mir gesagt, er kennt da einen Notar Braun. Der ist CDU-Fraktionsmitglied, mit dem arbeite er schon lange zusammen. Da habe ich Vertrauen gefasst.“
Z. wandte ein, er wolle sich die Wohnung eigentlich gerne vor dem Kauf anschauen. „Das sei bei Kapitalanlagen nicht üblich, hat T. gesagt“, erzählt Z. Stattdessen zeigte T. ihm einen Wohnungsgrundriss und die Außenansicht eines Hauses. Und er solle beim Notar einfach sagen, dass er dieses Angebot schon zwei Wochen kenne. Das sei eine „reine Formalität“.
Z. solle sich mit der Finanzierung auch keine Sorgen machen. „Er hat mir gesagt, dass er Leute von der Bank kennt, die mehr als normale Angestellte entscheiden können. Der T. hat mich weichgequatscht“, sagt Z. In T.s Mercedes fuhren die drei am selben Samstag direkt zu Brauns Kanzlei am Kurfürstendamm.
Michael Braun habe ihn gefragt, ob ihm das Angebot zwei Wochen zuvor zugegangen sei. „Ich habe Ja gesagt, so wie mir das T. vorher gesagt hatte.“ Dann habe Braun den Text zügig vorgelesen. „Ich habe ja gedacht, es kann nichts drinstehen, was nicht rechtens ist“, sagt Z. Nach 20 Minuten unterzeichnete er.
Am Abend des 19. November sagte ein Freund zu Frank Z., er hoffe nicht, dass er sich eine „Schrottimmobilie“ habe andrehen lassen. Z. informierte sich im Internet. „Und da wusste ich, dass ich reingefallen bin.“ Er wartete auf die Urkunde. Eine Woche später telefonierte er mit T. und sagte ihm, er wolle vom Vertrag zurücktreten. „T. war kurz angebunden und sagte barsch, er wickle das Geschäft zurück.“
Am 30. November erhielt Frank Z. einen Brief von Michael Braun, datiert vom 21. November, in dem ihn Braun informierte, dass „dieses Kaufangebot seitens der Verkäuferin nicht angenommen wird und somit ein Vollzug nicht stattfindet“. Am 1. Dezember wurde Michael Braun als Senator vereidigt.
Braun schreibt in einer Stellungnahme, er habe „im Regelfall“ nicht gewusst, wie auf die beurkundeten Angebote reagiert wurde. Noch am Vortag hatte er im Parlament versichert, nicht einmal „in Einzelfällen“ zu wissen, „ob die Sachen, die ich beurkundet habe, tatsächlich aufgehoben wurden, und ob das Schrottimmobilien waren“. Er dürfe wegen der Verschwiegenheitspflicht zu Einzelfällen keine Auskunft geben.
Die Verkäuferin ist eine GmbH mit Sitz am Kurfürstendamm. Ob sie vom Verkauf zurückgetreten sei, beantwortete deren Geschäftsführer nicht: „Ich kenne den Vertrag nicht.“ Auch Wohnungsvermittler Tom T. hat auf Anfrage nicht geantwortet. Michael Braun ließ die Anfrage, ob er Tom T. aus seiner beruflichen Tätigkeit kenne, bisher unbeantwortet.
Frank Z. hat die Notarkosten über 486,48 Euro einschließlich einer Gebühr von 30 Euro für die Beurkundung außerhalb der Geschäftszeiten an Braun überwiesen. Z.s Arbeitskollege will über Anwalt Jochen Resch seinen Wohnungskauf rückabwickeln.
Sabine Beikler
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