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Mehr Gemeinschaft und mehr Platz für alle: Die neuen "Lern-und Teamhäuser" sollen wenig an klassische Schulen erinnern.
© Jonas Güttler/dpa

Schulpolitik: Wie finden Sie Berlins "Schulen der Zukunft"?

Teamhäuser statt Flurschulen: Die Senatorinnen Scheeres und Lompscher stellen die Schulen der Zukunft vor. Wie das Konzept umgesetzt wird, ist noch offen.

Ein "Aufbruch in eine neue Zeit", "unser Modell für die Schule der Zukunft" – die Senatorinnen für Bildung und für Stadtentwicklung, Sandra Scheeres (SPD) und Katrin Lompscher (Linke), scheuten keine großen Worte, als sie am Freitag die Ergebnisse der Facharbeitsgruppe zur Schulraumqualität vorstellten. In für Berliner Verhältnisse rekordverdächtigen sechs Monaten hat diese über 70 Personen umfassende interdisziplinäre Gruppe unter Leitung des ehemaligen Münchener Stadtschulrats Rainer Schweppe Empfehlungen vorgelegt, nach denen künftig in Berlin Schulen gebaut werden sollen.

Beteiligt waren unter anderem Vertreter von Bau-, Finanz- und Bildungsverwaltung, Bezirken, Architekten, Lehrer, Eltern und Schülern. Wie berichtet, muss Berlin bis 2024/25 dreißig neue Schulen bauen, weil die Schülerzahlen stadtweit stark steigen.

Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Sandra Scheeres, in ihrem Büro.
Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Sandra Scheeres, in ihrem Büro.
© Doris Spiekermann-Klaas

Die wichtigsten Empfehlungen: Sogenannte Flurschulen wie sie bisher vorherrschen, bei denen sich die Klassenzimmer hintereinander an einem langen Flur aufreihen, sollen nicht mehr gebaut werden. Das neue Konzept der "Berliner Lern- und Teamhäuser" sieht vor, dass Schulen in kleinere Einheiten aufgeteilt werden, in denen sich mehrere Klassen, Lehrer und Erzieher einen Bereich mit Unterrichts-, Team- und Gemeinschaftsräumen teilen. Diese neuen Schulen sollen speziell für den Ganztagsunterricht und die Inklusion geeignet sein. Und die Schüler sollen mehr Platz bekommen: Rund ein Viertel mehr Fläche als bisher sieht das Konzept vor.

GESTALTUNG

Die Schulen sollen in sogenannte "Compartments" aufgeteilt werden. In der Mitte ist eine Gemeinschaftsfläche, das sogenannte Forum, darum herum gruppieren sich Unterrichts- und Teilungszimmer, der Raum für Lehrer und Erzieher, Therapieräume, Toiletten, ein Ruheraum und eine Garderobe.

In einem solchen Compartment soll beispielsweise ein Zug einer Grundschule untergebracht sein. Das sind sechs Klassen (z.B. von 1a bis 6a) und entspricht rund 144 Schülern und 14 bis 20 Pädagogen. "Der große Vorteil ist, dass es in diesen kleineren Einheiten viel familiärer zugeht. Alle kennen sich beim Namen, und die Pädagogen können die Kinder besser im Blick behalten", sagt Bildungsforscher Jörg Ramseger von der Freien Universität Berlin.

Fachräume, Mensa, Aufführungsraum, Bibliotheken und Sporthallen sollen zentral in der Schule untergebracht und von allen genutzt werden, es soll in allen Schulen eine Lern- und eine Kochwerkstatt geben. Das Konzept sieht außerdem vor, dass bestimmte Bereiche der Schule auch für die Stadtteilbevölkerung nutzbar sein sollen, beispielsweise die Bibliotheken.

GRÖSSE UND BAUWEISE

Das bisherige Musterraumprogramm sah knapp vier Quadratmeter pro Kind vor, bundesweit werden 4,5 bis 5,5 Quadratmeter empfohlen. Das neue Konzept rechnet mit 5,21 Quadratmetern pädagogischer Nutzfläche pro Kind in der Grundschule und 4,67 Quadratmeter/Kind in der Sekundarschule. Bei einer dreizügigen Grundschule entspricht das insgesamt 600 Quadratmetern mehr pädagogischer Nutzfläche als bisher (alt: etwa 2100 qm, neu: etwa 2700 qm).

Gebaut werden soll nach den Vorstellungen der Bau- und Bildungssenatorinnen zumindest teilweise in serieller oder modularer Bauweise. Die Compartmentbauweise eigne sich dafür, so könnten Planungszeiten verkürzt werden. Dennoch seien auch individuell entworfene Schulen denkbar. Vor dem Bau soll es Architektenwettbewerbe geben, Schul- und Elternvertreter sollen früh in die Planungen einbezogen werden.

WIE ES WEITERGEHT

Die zehn Schulen, die jetzt im beschleunigten Verfahren entstehen, werden noch nicht nach dem Konzept gebaut. Auch für die übrigen Neubauten ist es noch nicht beschlossen: Ob und wie es realisiert wird, hängt maßgeblich von Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) ab, denn mehr Fläche kostet mehr Geld. Sandra Scheeres will sich für eine "schrittweise und verantwortungsvolle Umsetzung stark machen".

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