Smartphone in der Bahn: Wie die "Smombies" den Berliner Nahverkehr lahmlegen
Auf den Berliner Bahnsteigen geht es vor allem um eins: Tempo! Doch der "Huch, ich bin ja schon da!-Stoffel" bringt alles durcheinander. Eine Glosse.
So, wie der Fahrgast von den Gründen für Aus- und Sonderfälle im öffentlichen Nahverkehr Berlins überrascht wird, sucht sich der Strom der Menschen, die diesen Nahverkehr regelmäßig nutzen, immer mal ein neues Bett. Nun gut, das Bild ist mächtig schief. Bett – das signalisiert Ruhe, Entspannung, Winterschlaf. Doch auf den Berliner Bahnsteigen geht es um Tempo, um Geschwindigkeit. Hier spielt schließlich die echte Sinfonie der Großstadt! Weiterkommen! Fortkommen! Überhaupt mal wohin kommen! Und so ist der Rhythmus schnell, hauptstädtisch eben, hopp, hopp, hopp, könnte man anspornend rufen.
Die Theorie: Zug fährt ein, die Masse auf dem Bahnsteig organisiert sich in Kleingruppen rechts und links der Türen, Fahrgäste steigen zügig aus, die Wartenden ebenso ein – und weiter gehts im Takt der Bahn. Doch abgesehen von den Schusseln, die immer wieder das „rein“ und „raus“ durcheinander bringen, hat die digitale Welt uns eine neue Spezies beschert: der „Huch, ich bin ja schon da!-Stoffel“.
Dieser Typ zeichnet sich während der Fahrt zunächst durch angenehme Ruhe, ja Abwesenheit aus. Sein Blick ist meist gesenkt, sein Gesicht leicht erleuchtet. Vertieft in ein Display lebt er in seiner eigenen Welt. Doch nach einiger Zeit dringt der Stillstand der Bahn auch in sein Unterbewusstsein und gerade, wenn die Bahn sich wieder füllt, ist seine Zeit gekommen: Gegen den Strom, tröpfeln die Smartphone-Junkies aus allen Ecken des Abteils gen Ausgang und verknäulen sich dort mit den Einsteigenden. Vermutlich summieren sich die dadurch entstehenden Verspätungen auf bislang ungekannte Größen. Ganz zu schweigen davon, was der „Huch“-Stoffel im Anschluss auf den Rolltreppen alles ins Stocken bringt.