Öffentlicher Nahverkehr: Das 700-Meter-Dilemma zwischen Berlin und Brandenburg
Brandenburger parken in Berlin, dabei gibt es eine einfache Lösung. Hier erklärt Heiko Müller, SPD, seine Idee für Falkensee und Spandau.
In unserem neuen Spandau-Newsletter - kostenlos zu bestellen unter www.tagesspiegel.de/leute - meldet sich diesmal auch Heiko Müller, SPD. Er ist Bürgermeister in Falkensee.
Ihm hatten wir einen Satz von Verkehrsstaatssekretär Holger Kirchner (Grüne) über die Landesgrenze gemailt: "Für P&R-Parkplätze für Brandenburger sind die Brandenburger Kommunen zuständig" (Quelle: hier).
Bei uns in Spandau gibt's nämlich Ärger am Bahnhof Albrechtshof. Dort parken Autos mit Brandenburger Kennzeichen in den Spandauer Straßen. Logisch: Das AB-Ticket ist ja auch billiger. Nur: Fünf Meter neben dem Bahnhof liegt Brandenburg - und gaaaaaaaanz viel Wiese (Foto).
Bauen Sie dort 2018 einen P&R-Parkplatz, Herr Müller? "Planungen für die Schaffung von Stellplätzen am Berliner Bahnhaltepunkt Albrechtshof hat Falkensee nicht." Müller nimmt aber eine Forderung aus anderen Stadtteilen auf (z.B. Reinickendorf) und schlägt vor, die Tarifzone B um einen Bahnhof nach Brandenburg zu erweitern - in unserem Fall um 700 Meter nach Westen.
Dann läge der Regionalbahnhof Seegefeld ("Herlitz"-Werke) in der B-Zone. Müller: "An diesem Haltepunkt stehen große P&R-Flächen zur Verfügung." Alle wären happy: Pendler könnten dort parken. Und günstiger abfahren. Und Anwohner in Spandau hätten ihre Ruhe. Lehnt der Verkehrsausschuss in Berlin aber ab.
Lesen Sie hier den kompletten Brief von Heiko Müller:
"Nach unserer Wahrnehmung unterscheiden sich Zielsetzungen in Hinblick auf die Nutzungsbedingungen für den schienengebundenen Nahverkehr zwischen Berlin und Brandenburg. In Berlin sollen in der Regel keine größeren P&R-Angebote an den Bahnhöfen bereitgestellt werden, während in Brandenburg und auch in Falkensee gezielt auf P&R-Angebote gesetzt wird um KFZ-Verkehr nach Berlin zu reduzieren. Nach unseren Informationen geht Berlin davon aus, dass die Nutzer der Bahn zu Fuß oder mit dem übrigen ÖPNV zu den Bahnhöfen kommen. Auch dort sind leistungsfähige Radabstellbereiche kaum vorhanden.
Diese unterschiedlichen Auffassungen sind exemplarisch an den Bahnhöfen entlang der Strecke Nauen-Spandau zu erkennen.
"Wir haben investiert und schaffen weitere Flächen"
Falkensee, Brieselang und Nauen haben erheblich in P&R-Angebote investiert. Dazu wurden bereits erhebliche Flächen in der Vergangenheit erworben. Auch wurden die notwendigen planerischen Voraussetzungen geschaffen. Zusätzlich hat Falkensee bereits Grundstücke (ca. 50.000 m²) in Bahnhofsnähe erworben, um perspektivisch weitere Stellplatzanlagen für KFZ und Fahrräder schaffen zu können.
"Spandau hat geeignete Grundstücke verkauft"
Berlin bzw. Spandau hat dagegen geeignete Grundstücke in direkter Bahnhofslage weder planerisch als Stellplatzanlagen gesichert noch eine entsprechende Grundstückssicherung vorgenommen. Im Gegenteil: Geeignete Grundstücke wurden als Bauland für Wohnungen gewidmet und entsprechend verkauft.
"Albrechtshof ist attraktiv, weil es zum billigeren B-Tarif gehört"
Die Stadt Falkensee konzentriert sich auf die drei im Stadtgebiet liegenden Bahnhöfe bzw. Bahnhaltepunkte. Dort sollen zukünftig signifikant bessere Stellplatzangebote für KFZ und Fahrräder geschaffen werden. Die notwendigen Flächen sind gesichert und ein Parkraumentwicklungskonzept ist in Arbeit.
"Es kann nur eine Lösung geben"
Die Attraktivität des Bahnhaltepunktes Albrechtshof für Fahrgäste aus Falkensee basiert im Wesentlichen auf der Zugehörigkeit zum Tarifbereich B. Fahrkarten und insbesondere Monatskarten für die Tarifbereiche AB sind entsprechend billiger als für den Tarifbereich ABC.
"Dort haben wir große P+R-Flächen"
Allein eine Ausweisung des Bahnhaltepunktes Seegefeld für den Tarifbereich B würde diesen Konflikt lösen. An diesem Haltepunkt stehen große Flächen für P&R-Angebote zur Verfügung.
Planungen für die Schaffung von Stellplätzen am Berliner Bahnhaltepunkt Albrechtshof hat Falkensee nicht. Die Stadt Falkensee ist auch nicht Eigentümer der dafür geeigneten Flächen. Zudem existieren weder in Brandenburg noch in Berlin die planungsrechtlichen Grundlagen für derartige Anlagen. Die Anbindung müsste über Straßen im Land Berlin erfolgen. Ungeklärt ist, ob die dortigen Straßen die notwendige Leistungsfähigkeit für eine große Stellplatzanlage haben."