Verschlossene Türen und Videoüberwachung: Wie Berliner Grundschüler geschützt werden sollen
Nach den Missbrauchsfällen setzen die Berliner Grundschulen nicht nur auf technische Maßnahmen, um weitere Straftaten zu verhindern.
Nachdem an der Humboldthain-Grundschule in Gesundbrunnen ein achtjähriges Mädchen auf der Schultoilette missbraucht wurde, sind die Berliner Grundschulen in Alarmbereitschaft. Es gilt, Eltern und Schüler einerseits nicht in Panik zu versetzen – ihnen aber gleichzeitig einzuschärfen, stets wachsam und auf der Hut zu sein. Doch auch darüber hinaus gibt es einige Lösungsansätze, um Straftaten vorzubeugen.
„Die Schüler gehen bei uns nur noch zu zweit auf die Toilette“, sagt etwa Bernd Schubert, Ko-Rektor der Rudolf-Wissell-Grundschule in Gesundbrunnen. Schon seit Jahren sensibilisiere man die Kinder für potenzielle Gefahren, die Lehrer hielten immer die Augen offen. Genauso wird es auch an der Platanengrundschule in Blankenfelde gehandhabt. Hier ist die Schultür zur Straße nur morgens zur Ankunft der Schüler geöffnet – wenn der Unterricht beginnt, wird sie verschlossen. So soll verhindert werden, dass sich fremde Eindringlinge Zugang zur Schule verschaffen.
Trotz solcher Maßnahmen merkt Bernd Schubert aus Gesundbrunnen an, dass absolute Sicherheit nicht zu erreichen sei. Er vergleicht die Situation mit der Pausenaufsicht. „Auch unter der Aufsicht der Lehrer kann bei mehreren hundert Schülern immer etwas passieren, ohne dass es sofort entdeckt wird.“ Diese Überlegungen führen manche zur bereits in Neukölln angewandten Idee eines privaten Wachschutzes an Berliner Schulen. Laut Schubert wäre das an der Rudolf-Wissell-Grundschule eine willkommene Idee, die allerdings auch nicht alle Sorgen und Ängste nehmen könnte. Und auch das Finanzielle spielt eine Rolle: Mehrere Schulleiter sind skeptisch, ob in der Schulverwaltung für derartige Maßnahmen das nötige Geld vorhanden ist.
Als vor vier Jahren an der Katholischen Schule Sankt Paulus in Moabit Personen in den Fluren entdeckt wurden, die nichts mit der Schule zu tun hatten, reagierte die Verwaltung schnell, erinnert sich Schulleiter Christian Sprenger. Die Vorkommnisse führten auch hier dazu, dass die Türen während der Unterrichtszeit geschlossen wurden. Jetzt müssen Besucher an der Tür klingeln, wenn sie das Schulhaus betreten wollen. Eine Videokamera überträgt das Bild des Gastes ins Sekretariat. „Wenn wir die Person nicht kennen, gehe ich auch mal persönlich nach vorne und frage nach ihrem Anliegen“, erklärt Schulleiter Christian Sprenger seine Strategie.
Er findet die neue Einrichtung sehr hilfreich, sie sei nach den Vorfällen mit den Eindringlingen nötig geworden. „Zum Glück ist damals nichts passiert“, blickt er erleichtert zurück. Bevor die Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren, habe man stets die Augen offen gehalten und dazu ermuntert, bei besonderen Vorkommnissen sofort Bescheid zu sagen und um Hilfe zu bitten.
Ohne beunruhigenden Anlass ist bereits 1993 ein ähnliches Schließsystem an den Türen der Kastanienbaum-Grundschule in Mitte eingerichtet worden. Die Maßnahme war damals Teil der Schulsanierung, das System funktioniert auch heute noch. Die Freie Evangelische Grundschule in Prenzlauer Berg setzt demgegenüber auf Videoüberwachung, um die Sicherheit zu erhöhen. Wenn doch etwas passiert, müssen sich alle Schulen an den Notfallplan halten, den die Berliner Senatsverwaltung für Bildung erarbeitet hat.
Dieser mahnt dazu, Verdachtsmomente ernst zu nehmen und listet auf, was als Sofortreaktion unternommen werden sollte und welche Stellen informiert werden müssen. Außerdem lassen sich hier Anlaufstellen und Adressen für Aufarbeitung und psychologische Nachbetreuung finden.