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Vom Guggenheim-Lab bis zum Google Campus: Widerstände gegen große Bau-Projekte in Berlin

Verschiedene große Projekte sollten in Berlin entstehen. Aktivisten protestierten dagegen, oftmals erfolgreich.

Guggenheim-Lab

„Lösungsvorschläge für die Zukunft von Metropolen“ – darum sollte es auf dem Brachgelände an der Cuvrystraße im Sommer 2012 gehen, finanziert von der New Yorker Guggenheim-Stiftung und BMW. Linksextreme und Gentrifizierungsgegner mobilisierten von Beginn an gegen das Vorhaben und kündigten Gewalttaten an. Das Landeskriminalamt befürchtete Sachbeschädigungen und riet zu permanentem Wachschutz.

Im März 2012 erklärte das Guggenheim Lab, lieber nach Prenzlauer Berg zu ziehen. Innensenator Frank Henkel sagte, es sei „beunruhigend“, aus welchen Gründen das Projekt in Kreuzberg abgesagt sei: „Diese Chaoten sind ein Standortrisiko für Berlin.“ Bei der Eröffnung des Labs im Juni 2012 wurde der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit von Demonstranten ausgebuht.

Cuvry-Brache

Nicht nur das „Guggenheim Lab“ sollte hier entstehen – es gab schon etliche Pläne für die Cuvry-Brache an der Bezirksgrenze zu Treptow, willkommen war kaum einer. Industrie sollte angesiedelt werden, eine Shoppingmall namens „Cuvry-Center“ entstehen, 250 Luxuswohnungen in den „Cuvry-Höfen“ gebaut werden.

Der Freiluft-Club Yaam nutzte die 12000 Quadratmeter große Freifläche, das Gelände war zwischenzeitlich besetzt, es entstand ein wildes Obdachlosen- Camp, „Berlins Favela“, wie der Tagesspiegel 2014 schrieb. Das Camp wurde geräumt, mittlerweile werden Bürogebäude errichtet. Wer einzieht, ist aber unklar: Online-Händler Zalando kündigte 2018 seinen Mietvertrag.

Carlofts

Steine und Farbbeutel, mit Hämmern eingeschlagene Fenster, immer wieder. Mehr als 20 Mal wurde das Wohnprojekt „Carloft“ in der Liegnitzer Straße Ecke Reichenberger Straße attackiert, während der Bauphase und nach der Fertigstellung im Jahr 2009. Bis zu 1,6 Millionen Euro kosten die Wohnungen, in die der Besitzer sein Auto per Fahrstuhl mitnehmen kann. Der gewalttätige Widerstand gegen das Projekt bremst die Nachfrage nach den Lofts: Erst 2013, vier Jahre nach Fertigstellung, ist das letzte verkauft.

McDonald's

Autonome Aktivisten, Schulleiter, Baustadträte, sogar Hans-Christian Ströbele: Sie alle stemmten sich am Ende vergeblich gegen die McDonald’s-Filiale an der Ecke Wrangelstraße/Skalitzer Straße. Von Bauantrag bis Baubeginn vergingen sechs Jahre, Parolen wie „McDreck muss weg“ oder „Kreuzberg isst anders“ zierten Wände rund um das Grundstück.

Gegner des Schnellimbisses spähten Wachdienst-Mitarbeiter der Baustelle aus und veröffentlichen Fotos im Internet. Letztendlich eröffnet wurde die Filiale im September 2007 aber doch, Baukosten: 2,1 Millionen Euro. Seitdem ist es weitgehend ruhig geblieben, abgesehen von einem misslungenen Anschlag im Juni 2017. Unbekannte hatten einen Sprengsatz am Gebäude deponiert, der allerdings nicht detonierte.

Google Campus

Die Drohung ist unmissverständlich: „Es wird hier kein ruhiges Arbeiten in bester Kreuzberger Lage geben – wir werden stören, sabotieren, nerven und besetzen.“ Diese Botschaft hinterließen Aktivisten, die im September 2018 kurzzeitig das ehemalige Umspannwerk in der Ohlauer Straße besetzten. Eigentlich sollte hier der „Google Campus“ entstehen, der Internetkonzern will Co-Working-Räume schaffen, in denen Start-ups arbeiten, Ideen austauschen und sich vernetzen sollen.

Doch das Projekt stieß auf großen Widerstand, Anwohner befürchteten eine Beschleunigung der Gentrifizierung und steigende Mieten. Einen Monat nach der Besetzung verkündete Google das Aus des Vorhabens. Stattdessen soll an der Ohlauer Straße ein Haus für soziales Engagement entstehen, das Google weitgehend finanziert. (Tsp)

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