Jugendgewalt in Berlin: Wer will neue Hochhaussiedlungen?
Der neue Bericht zur Jugendgewalt zeigt: Am Stadtrand kommt viel zusammen. Es wäre Zeit für eine menschenfreundlichere Stadtentwicklung. Ein Kommentar
Die Jugendgewalt in Berlin geht zurück. Soweit die gute Nachricht. Seit acht Jahren schon hält diese Tendenz an. Das kann man sogar getrost als sehr gute Nachricht verbuchen. Über die Gründe kann man nur rätseln – ob die sinkende Arbeitslosigkeit dazu gehört, vermehrte Präventionsangebote oder die gewonnene Stabilität im Nachwende-Berlin. Darum ist es schwer, aus den neuen Zahlen Schlüsse zu ziehen. Anders verhält es sich bei einem weiteren Befund des aktuellen Berichts zur Jugendgewalt: Er offenbart nämlich, dass die Großsiedlungen am Stadtrand nicht an der positiven Entwicklung teilhaben.
Vielmehr begegnen sich hier eine hohe Arbeitslosigkeit, eine triste Stadtrandlage und eine Architektur, die desto menschenfeindlicher wirkt, je mehr der Zeitgeschmack sie überholt hat. Wenn jetzt die Zuwanderung der Flüchtlinge und die mietpreisbedingte Verdrängung aus der Innenstadt verstärkt dazu führen, dass neue Hochbauvisionen in den Blick genommen werden, sollte man sich rechtzeitig überlegen, ob man wirklich neue Märkische Viertel möchte und neue Versionen von Hellersdorf-Nord. Oder ob die Zeit nicht reif ist für eine menschenfreundlichere Stadtentwicklung.