Die aufgeteilte Stadt: Wer in Berlin die Direktmandate gewinnt
Mancherorts war die Bundestagswahl schon früh gelaufen, aber es gab auch Wahlkreise, in denen die Spannung bis zum späten Abend anhielt. Ein Überblick über alle zwölf Wahlkreise und die direkt gewählten Abgeordneten.
MITTE
Die Sozialdemokraten siegten klar mit 26 Prozent der Zweitstimmen und 28 Prozent der Erststimmen für Direktkandidatin Eva Högl. Die CDU legte bei den Zweitstimmen auf 23 Prozent zu, Direktkandidat Philipp Lengsfeld schaffte mit 24 Prozent der Erststimmen einen beachtlichen zweiten Platz. Besser als erwartet schnitt die Linke mit 19 Prozent der Zweitstimmen ab, Direktkandidat Klaus Lederer bekam aber nur knapp 17 Prozent der Erststimmen. Die Grünen fielen auf knapp 17 Prozent der Zweitstimmen, bei den Erststimmen bekam Direktkandidat Özcan Mutlu 19 Prozent.
PANKOW
Kann Stefan Liebich sein Direktmandat verteidigen? Das war die politisch spannendste Frage in Pankow. Am Abend war klar: Mit 29 Prozent der Erststimmen zieht der einstige Berliner Parteichef zum zweiten Mal in den Bundestag ein, auch bei den Zweitstimmen führt die Linke mit knapp 26 Prozent. Überraschend stark folgen die CDU und Direktkandidat Lars Zimmermann. Die SPD verbesserte sich leicht auf 22 Prozent sowie 21 Prozent für Direktkandidat Klaus Mindrup. Die Grünen sackten von 19,8 auf 14 Prozent der Zweitstimmen.
REINICKENDORF
In Reinickendorf konnte sich der CDU-Abgeordnete Frank Steffel um 5,9 Punkte auf 44,9 Prozent steigern. SPD-Konkurrent Jörg Stroedter legte zwar um zwei Punkte auf 29,4 Prozent zu, schaffte mangels Listenplatz aber erneut nicht den Einzug in den Bundestag. Bei den Zweitstimmen blieb die FDP auch hier unter der Fünf-Prozent-Hürde, während sechs Prozent für die AfD stimmten. Deutliche Einbußen gab es auch hier für die Grünen und die Linken.
SPANDAU/CHARLOTTENBURG-NORD
In Spandau konnte CDU-Landesgeschäftsführer Kai Wegner sein Ergebnis gegenüber 2009 auf 39,2 Prozent steigern. Sein SPD-Konkurrent Swen Schulz legte zwar um 4,2 Punkte zu, blieb mit 37,4 Prozent aber unterlegen. Beide Parteien konnten auch bei den Zweitstimmen deutlich punkten, während Grüne und Linke klar in der Wählergunst zurückfielen. Die FDP brachte es gerade einmal auf 3,9 Prozent, die AfD schaffte 5,9 Prozent.
STEGLITZ-ZEHLENDORF
Die Hochburg der CDU ist zur Festung geworden: Noch klarer als der Zweitstimmenvorsprung fällt der des Direktkandidaten Karl-Georg Wellmann aus, der mit gut 42 Prozent rund 13 Prozentpunkte vor SPD-Konkurrentin Ute Finckh-Krämer durchs Ziel lief. Doch auch die SPD legte deutlich zu, während die FDP von fast 17 auf 6 Prozent stürzte. Ein interessantes Detail ist der leichte Zugewinn der im Südwesten bisher schwachen Linken.
CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF
Der CDU-Direktkandidat und bisherige Vize-Bezirksbürgermeister Klaus-Dieter Gröhler wurde mit gut 37 Prozent der Erststimmen gewählt, bei den Zweitstimmen kam die CDU auf knapp 33 Prozent. Ülker Radziwill von der SPD kam nur auf gut 31 Prozent der Erststimmen, bei den Zweitstimmen legte die SPD aber leicht auf 27 Prozent zu. Grünen-Kandidatin Lisa Paus muss mit dem Verlust ihres Bundestagsmandats rechnen, da ihr Landeslistenplatz angesichts des schlechten Grünen-Ergebnisses wohl nicht ausreicht.
Und wer gewann in Neukölln?
TEMPELHOF-SCHÖNEBERG
Am Ende war von einem Kopf-an-Kopf-Rennen nichts mehr zu spüren. Ganz souverän wiederholte der CDU-Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak seinen Wahlerfolg und gewann das Direktmandat klar mit knapp 35 Prozent. Damit konnte er sogar ein paar Prozentpunkte mehr einfahren als die Union im Bezirk. Vor vier Jahren war die Bundestagsabgeordnete Renate Künast noch auf dem zweiten Platz gelandet, jetzt lag sie mit rund 20 Prozent nur noch an dritter Stelle: SPD-Kandidatin Mechthild Rawert konnte sich vorschieben.
NEUKÖLLN
SPD-Kreischef Fritz Felgentreu hat es im zweiten Anlauf geschafft. Gegen den Bundestrend entschied er den Wahlkreis für sich, mit knappem Vorsprung vor seiner Gegenkandidatin Christina Schwarzer von der CDU. Zum ersten Mal seit 35 Jahren habe die SPD den Wahlkreis gegen den Bundestrend geholt, freute sich Felgentreu. Auch bei den Zweitstimmen konnte die SPD ein Plus von fünf Punkten gegenüber 2009 einfahren. Die durch langwierige Querelen geschwächte Bezirks-CDU konnte nur um vier Punkte auf knapp 30 Prozent wachsen.
FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG/PRENZLAUER BERG OST
Christian Ströbeles Erststimmenkampagne hat erneut verfangen, allerdings auf geringerem Niveau. 2009 hatte Ströbele mit 46,7 Prozent gewonnen, diesmal lag er mit knapp 40 Prozent vor der Linken Halina Wawzyniak und SPD-Frau Cansel Kiziltepe (je 18 Prozent). Insgesamt brachen die Grünen in ihrer Hochburg bei den Zweitstimmen tiefer ein als im Bundesdurchschnitt. Die Linke liegt bei den Zweitstimmen mit 25 Prozent vor den Grünen, die knapp 21 Prozent holten.
TREPTOW-KÖPENICK
Einmal mehr hat Gregor Gysi die Erst- und Zweitstimmenergebnisse hier entkoppeln können: Mit gut 42 Prozent der Erststimmen lag der Linken-Promi knapp hinter seinem bisherigen Rekord von 2009. CDU-Mann Fritz Niedergesäß folgt mit rund 20 Prozentpunkten Abstand, liegt aber immerhin klar vor Matthias Schmidt. Der Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksverordnetenversammlung wollte die einstige Hochburg seiner Partei zurückerobern – und scheiterte noch deutlicher als SPD-Bundesgeschäftsführer Kajo Wasserhövel 2009.
MARZAHN-HELLERSDORF
Trotz massiver Verluste hat die Linke Petra Pau ihr Direktmandat verteidigt. Zulegen konnte CDU-Spitzenkandidatin Monika Grütters, die mit rund 26 Prozent der Erststimmen einen respektablen zweiten Platz in der tiefroten Hochburg erreichte. Abgeschlagen mit etwa 17 Prozent folgt Iris Spranger (SPD). Grüne und NPD sind mit jeweils knapp vier Prozent zwei gleich starke Splitterparteien im Bezirk. Anders als in anderen Bezirken konnte die Neonazitruppe offenbar von ihrer Hetzkampagne gegen das Hellersdorfer Asylbewerberheim profitieren.
LICHTENBERG
Linken-Abgeordnete Gesine Lötzsch hat Lichtenberg wieder für sich entschieden, aber mit einem deutlich schlechteren Ergebnis als 2009. Damals holte sie 47,4 Prozent. Diesmal liegt sie mit 40 Prozent immer noch deutlich vorne. Zweiter wird Martin Pätzold (CDU) mit 23 Prozent, gefolgt von Erik Gührs (SPD) mit knapp 20 Prozent. Die CDU holte immerhin 23 Prozent der Zweitstimmen (plus 7), die Linke büßte etwa ebenso viel ein.