10,2 Prozent in einem Wahllokal: Wahlerfolg für rechtsextreme NPD in Hellersdorf
In Hellersdorf haben Rechte noch kurz vor der Wahl Parteienwerbung zerstört. Einer der Täter attackierte danach einen vermeintlich Linken. Und rund um das umstrittene Flüchtlingsheim gehen 10,2 Prozent der Stimmen an die NPD.
Landesweit spielt die NPD im Wahlergebnis erwartungsgemäß nur eine marginale Rolle: 1,5 Prozent. Im Umfeld des Hellersdorfer Asylbewerberwohnheims in der Carola-Neher-Straße, das wiederholt Ziel von Protestaktionen der extremen Rechten war, konnte sie sich aber als viertstärkste politische Kraft positionieren. Genau 913 Stimmzettel wurden im Wahllokal 601 in der Maxi-Wander-Straße abgegeben, das wenige 100 Meter von der nun als Flüchtlingsheim genutzten früheren Schule liegt. Insgesamt 93 Zweitstimmen, also 10,2 Prozent, gingen an die NPD. Im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf erreichten die Rechten um 4 Prozent.
Stärkste Kraft wurden die Linken mit 272 Stimmen, gefolgt von der SPD (171) und der CDU (153). Die AfD liegt knapp hinter der NPD mit 87 Stimmen, fast gleichauf sind Grüne (38) und Piraten (33).
Fünf Wähler machten bei der FDP ein Kreuz
Für die FPD entschieden sich gerade mal fünf Wähler. „Einige wählen bestimmt die NPD aus Protest, wie das alles gelaufen ist“, kommentierte ein Anwohner am Wahltag. Die Entscheidung, aus der alten Schule ein Flüchtlingsheim zu machen, hatte viele Anwohner überrumpelt. Die NPD und andere rechte Parteien mischten sich unter die Unzufriedenen, bestimmten zeitweise das Meinungsklima. Viele Menschen im Kiez haben Bedenken. Manche wegen der Flüchtlinge, viele aber auch, weil sich die rechte Szene in Hellersdorf ausbreitet.
Zwei Vorfälle in der Nacht zu Sonntag
Und zwei Vorfälle aus der Nacht zu Sonntag scheinen die Befürchtungen zu bestätigen. Laut Polizei zog eine Gruppe von zehn jungen Männern durch die Janusz-Korczak-Straße und zerstörte Plakate von SPD, Linken und Piraten. Als Polizisten die Gruppe stellte, wurden sie beleidigt. Die Männer weigerten sich, ihre Personalien mitzuteilen. Erst als Verstärkung eintraf, ließen sie sich kontrollieren. Angeführt wurde die Gruppe von einem 21-Jährigen, der sich selbst als „Haupttäter“ bezeichnete. Nach Tagesspiegel-Informationen stand er schon mehrfach im Verdacht, Gewalt- und Propagandadelikte begangen zu haben.
Eine Stunde nach dem ersten Vorfall trat er am Kokoschkaplatz einen 16-Jährigen zusammen, weil der für ihn der Kleidung nach zur linken Szene gehörte. Danach flüchtete er, wurde aber am U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße festgenommen.
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