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Der Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor - als Corona noch kein Thema war.
© picture alliance / dpa

Touristen-Pakete auch für Berliner: "WelcomeBackCards" sollen Tourismus in der Hauptstadt wieder ankurbeln

Um 95 Prozent schrumpften Übernachtungs- und Besucherzahlen wegen Corona. Hotels und Gaststätten öffnen nun wieder. "WelcomeBackCards" sollen Kunden locken.

Die Stadt ist voll. Kein Durchkommen. Reisebusse in langen Kolonnen wälzen sich vom Mehringdamm runter zur Leipziger Straße. Hupen, Polizei an Kreuzungen. Berlin ist in Europa auf Platz drei der meistbesuchten Städte, fanden die Werber von VisitBerlin heraus. Bis März kamen 2,7 Millionen. Jetzt soll es wieder losgehen – powered vom Staat.

Noch sind die Reisebusse nicht voller Touristen sondern verärgerter, demonstrierender Busunternehmer. Minister Andreas Scheuer (CSU) versprach ihnen am selben Tag noch Millionen. Abseits ist die Stadt leer. Nicht mal eine Schlange gibt es am Fernsehturm. Dorthin luden Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Linke) und Berlins oberster Stadtwerber, Burkhard Kieker, um Wege aus der Krise aufzuzeigen.

Ist der Fernsehturm überhaupt auf? „Ja, aber es ist ruhig“, sagen die beiden Männer am Aufzug. 6000 kämen in der Saison sonst täglich, jetzt seien es „an die 3000“. Auf die Maske, rein in die Kabine, mit Druck auf den Ohren geht’s mit Hochgeschwindigkeit nach oben. „Berlin, auch das“, flimmert auf einem Bildschirm. Der Werbeclip für die Noch-Corona-Ära zeigt eine junge Frau am Strand, viel Wald und Wiese. „Dass man schnell mal links abbiegen kann“ und schon den Häuserschluchten entkommen ist, zeigt das, ab in einen Park oder die anderen 40 Prozent des grünen oder wasserblauen Stadtgebiets.

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„Wie ein Vorschlaghammer“ habe Corona die Stadt getroffen, sagt Kieker. Von den jährlichen 13 Milliarden Euro Umsatz in Tourismus und Kultur ist in diesem Jahr nicht mal zu träumen. Doch ein Hotel habe eine sensationelle Auslastung von 90 Prozent gemeldet. Üblich seien zurzeit 15 Prozent, an guten Tagen 20. Laut Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) halfen die Soforthilfeprogramme, rund 50 000 Arbeitsplätze in der Branche „vorläufig zu sichern“. Jetzt sollen zwei Drittel aller Deutschen, so viele sind in Urlaubsfragen noch unentschlossen, in die Stadt gelockt werden mit der „Berlin: welcome back“-Karte. Die Neuauflage des erfolgreichen Berlin-Tickets bietet verlängerte Wochenenden (11. Juli sowie 18. Juli) in Hotels plus Aktivitäten zu Paketpreisen. An 1000 Standorten bundesweit werden Plakate auf die dazugehörige Website verweisen – der Senat überlässt die Werbeflächen VisitBerlin. Und auch für Berliner und Brandenburger, die mal Berliner Hotelluft schnuppern wollen, gibt es Angebote.

Sicherlich, aber nur mit Sicherheit eine Reise Wert

Dass Berlin sicher, aber nur mit Sicherheit eine Reise Wert ist, liegt auch an der bisher gut bewältigten Pandemie. „Aus Berlin wurden nicht annähernd ähnliche Bilder gesendet wie aus anderen Metropolen“, sagt Pop – und spart das Attribut (schrecklich) aus.

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Dass man hier vor Corona sicher ist, das soll ein „Hygieneleitfaden“ sicherstellen, den der Senat für das Gastgewerbe entwickelt hat. Das habe keine andere Stadt. Dem Amt für Statistik zufolge kam „im Monat April durch die Pandemie der Tourismus in Berlin fast vollständig zum Erliegen: Übernachtungen und Ankünfte schrumpften auf fünf Prozent des Vorjahresmonats.

„Es ist mehr ein Überleben als ein Geschäft“, sagt Kieker – richtig durchstarten werde man, „wenn ein Impfstoff da ist“. Pop tröstet: „Überleben ist auch schon mal wichtig“. Immerhin, bald sind wieder Veranstaltungen mit 500 Personen in Innenräume möglich.

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