Steigende Infektionszahlen: Weitere Berliner Schulen auf der Kippe zum Wechselunterricht
Der Präsenzunterricht an vielen Berliner Schulen ist in Gefahr. Die Jüdische Gemeinde bietet diese Woche Wahlfreiheit zwischen Präsenzunterricht und Lernen zu Hause.
Die hohen Inzidenzen unter den Schülerinnen und Schülern bringen an weiteren Schulen den Präsenzunterricht in Gefahr. So stieg nach Informationen des Tagesspiegels an der Hausburg-Schule in Friedrichshain die Zahl der positiven PCR- Tests von zwölf am Donnerstag auf 21 am Freitag und 30 am Montag. Zudem sind dort dem Vernehmen nach drei Beschäftigte betroffen.
Ebenfalls hohe Infektionsraten wurden etwa aus der Blumen-Grundschule im selben Bezirk berichtet. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass auch diese und andere Schulen in den Wechselunterricht geschickt werden könnten.
Diese Form des Unterrichts, bei dem immer nur die Hälfte der Klassen im Präsenzunterricht ist und die andere zu Hause, gilt bisher nur für vier Einrichtungen, darunter die Kreuzberger Reinhardswald-Grundschule. Etliche Familien dort waren über die abermalige Einschränkung – nach den vielen Monaten der Schulschließungen und des Wechselunterrichts – derart empört, dass sie am Montag gemeinsam protestierten.
Kinder trugen Plakate mit Aufschriften wie „Wir haben ein Recht auf Bildung“ oder „Schulen sollten als Letzte schließen“. Nach Elternangaben kamen rund 50 Demonstranten zusammen – mit Rasseln und Tröten.
Die Eltern wollten insbesondere wissen, warum ausgerechnet ihre Schule nur noch halbierten Unterricht anbieten darf. Die Behörden begründeten dies dem Vernehmen nach mit dem „diffusen Infektionsgeschehen“ an der Schule. "Diffus" war es aber auch anderswo - etwa an der Hausburg-Schule. Dennoch hatten sich die Gesundheitsämter bisher nur in vier Fällen für den Wechselunterricht entschieden: Neben der Reinhardswald-Grundschule in Kreuzberg betraf das zuletzt die Ecole Voltaire, eine Grundschule in freier Trägerschaft in Tiergarten, sowie in der Vorwoche die Kreuzberger Galilei-Grundschule sowie die Pankower Jeanne-Barez-Schule
Keine Eigenverantwortung, kein Geld, keine Technik
Die drei Schulen der Jüdischen Gemeinde boten den Eltern auf freiwilliger Basis an, ihre Kinder ab dem gestrigen Montag nicht zur Schule zu schicken, sondern wieder auf schulisch angeleiteten Unterricht zu Hause („saLzH“) umzusteigen. Viele Familien machten von dieser Möglichkeit Gebrauch, weil die technischen Möglichkeiten für ein Streamen des Unterrichts gegeben seien.
Die meisten öffentlichen Schulen sind davon aber noch weit entfernt, weil der Senat es versäumt hatte, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Mangels Eigenverantwortung und – damit einhergehend – mangels größerer eigener Budgets können öffentliche Schulen nicht selbst ihre technische Ausstattung beschaffen.
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Die bezirks- oder berlinweiten Ausschreibungen machen wegen ihres immensen Umfangs langwierige Abstimmungen und EU-Ausschreibungen notwendig. Diese Verfahren sind hochkomplex und dadurch fehleranfällig. Im Fall des Breitenbandabschlusses ist Berlin erst jetzt richtig gestartet.
Das Thema dürfte virulent bleiben: Die Inzidenz gemäß Corona-Lagebericht bei den Fünf- bis Neunjährigen lag am Montag bei 877, bei den Zehn- bis 14-Jährigen bei 972. Zum Vergleich: Die berlinweite Inzidenz über alle Altersgruppen hinweg liegt bei 306. Allerdings wird auch keine Altersgruppe so viel getestet wie die Kinder und Jugendlichen aufgrund des Schulbetriebs.