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Langstreckenflieger. Philipp Bouteiller, Chef der Tegel Projekt GmbH, hat einen „unendlich langen Atem“, schließlich plant er das Projekt nach dem Flughafenbetrieb für 30 Jahre.
©  Jörg Carstensen/dpa

Statt Baubeginn des Technologieparks: Weiterbetrieb von Tegel kostet Millionen

Mit dem Start des BER hätten auch die anderen Flughäfen schließen sollen. Statt des geplanten Technologieparks muss Tegel nun erstmal renoviert werden.

Heute vor drei Jahren sollte der Flughafen BER eröffnet und die Flughäfen Schönefeld und Tegel geschlossen werden. Weil alles anders kam, muss die Flughafengesellschaft nun nochmals Millionenbeträge investieren, um vor allem Tegel in Betrieb halten zu können. Die Flughafengesellschaft sucht jetzt Projektsteuerer für Ausbauten auf den Alt-Flughäfen – mit einem Umfang von 200 000 Euro bis 40 Millionen Euro.

Der Vertrag soll für zwei Jahre abgeschlossen werden – mit einer Verlängerungsoption um zwei Mal ein Jahr. Nach derzeitigem Stand soll der BER in der zweiten Jahreshälfte 2017 in Betrieb gehen; zumindest Tegel würde dann geschlossen, während die Flughafengesellschaft plant, die Alt-Anlagen in Schönefeld weiter zu nutzen, weil die BER-Kapazität bereits zur Eröffnung ihre Grenzen überschritten haben wird.

Parallel zum Noch-Flug-Betrieb in Tegel gehen die Arbeiten an den Nachnutzungsplänen mit einem Forschungs- und Industriepark auf dem heutigen Flughafengelände weiter. Ende dieses Jahres könnten die ersten Bebauungspläne festgesetzt werden, sagte der Geschäftsführer der landeseigenen Tegel Projekt GmbH, Philipp Bouteiller. „Wir rechnen damit, dass wir Anfang 2018 auf das Gelände kommen.“ Bouteiller sagt aber auch: „Ein paar Monate Verschiebung nach vorn oder hinten sind uns egal. Wir haben einen unendlich langen Atem, wir planen unser Projekt für 30 Jahre.“

Gründer, Studenten, Investoren, Industrielle und Wissenschaftler

Die Gesellschaft will auf dem insgesamt 495 Hektar großen Areal nordwestlich der Innenstadt Gründer, Studenten, Investoren, Industrielle und Wissenschaftler zusammenbringen. Die Baufläche ist mit gut 200 Hektar so groß wie der Tiergarten. Platz ist – in mehren Ausbaustufen – für 800 kleine Unternehmen und Institute auf gut 200 Hektar. Der Senat hofft auf 15 000 Arbeitsplätze, die dort entstehen könnten.

Fest geplant ist, dass die Beuth-Hochschule für Technik in das sechseckige Gebäude einzieht. „Wir brauchen zwingend einen Wissenschaftskern, um die Entwicklung zu starten“, sagte Bouteiller. Vorbild ist Adlershof, der Technologiepark im Südosten der Stadt, wo mittlerweile mehr als 16 000 Menschen arbeiten.

Interesse für Ansiedlungen ist groß

In Tegel stehen Technologien aus Energie, Mobilität, Recycling, Wasserversorgung, Werkstoffe und Informationstechnik im Blickpunkt. Das Interesse für Ansiedlungen sei groß, sagte Bouteiller, ohne jedoch Namen oder Zahlen zu nennen. Denn die Projektgesellschaft kann im Moment nicht mehr ausrichten, als Interessenten zu werben und sie möglichst bis 2018 bei der Stange zu halten. Zusätzlich sollen – am Rand des Geländes – Wohnhäuser entstehen. Auch das Olympische Dorf wäre hier gebaut worden, wenn Berlin den Zuschlag für die Spiele 2024 oder 2028 erhalten hätte, um die sich Deutschland jetzt mit Hamburg bewerben wird.

Unklar ist auch, wie das Gelände an den Nahverkehr angebunden werden soll. Vorläufig müsste die BVG diese Aufgabe weiter mit Bussen übernehmen. Per Schiene könnte man den neuen Stadtteil über die sogenannte Siemensbahn ans Netz der S-Bahn anbinden, die von Gartenfeld aus verlängert werden müsste. Auf der Siemensbahn fährt zwar seit 1980 kein Zug mehr; die Trasse ist aber noch vorhanden und Eisenbahngelände. Bouteiller schwebte schon vor Jahren auch der Bau einer Seilbahn vor. (mit dpa)

Klaus Kurpjuweit

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