Schnee an den Feiertagen?: "Weiße Weihnachten in Berlin wären längst überfällig"
Der Winter fing nicht vielversprechend an - und geht mild weiter. Aber ein Meteorologe sieht gute Chancen, dass er noch frostig und weiß wird.
Herr Riemann, können Sie uns an dieser Stelle bitte weiße Weihnachten in Aussicht stellen, damit am Ende dieses vermurksten Jahres noch was Erfreuliches passiert?
Oje. Nächste Woche stellt sich die Wetterlage um – allerdings mit der Konsequenz, dass vom Atlantik mildere Luft kommt. Es wird also ein bisschen wärmer, zeitweise auch etwas windiger und wechselhaft. Die Tagestemperaturen werden sich bis Heiligabend so bei sechs bis zehn Grad einpendeln. Auch Nachtfrost bleibt eher die Ausnahme. Tut mir leid für die Kinder.
Das letzte Mal, dass es in Berlin an den Feiertagen geschneit hat, war 2010. Statistisch müssten wir demnach doch längst überfällig sein, oder?
Und wie! Weiße Weihnachten – definiert als geschlossene Schneedecke früh um sieben an allen drei Weihnachtstagen – haben wir in Berlin etwa alle sieben Jahre. Die Statistik bis zurück ins Jahr 1908 zeigt allerdings, dass komplett grüne Weihnachten der Normalfall sind. Die größte Lücke war zwischen 1986 und 2001. Danach hat es ein paar Mal nacheinander geklappt mit Schnee, nun wieder lange nicht. So ist Statistik eben.
Während Südtirol in Schneemassen versinkt, hat es hier seit Anfang November weder nennenswert geregnet noch geschneit. Hat das eine mit dem anderen zu tun?
Eindeutig ja. Über Westeuropa hing wochenlang ein Tief, das Mittelmeerluft angezapft hat. Diese feuchtwarme Luft hat sich an der Südseite der Alpen gestaut und abgekühlt, sodass dort diese Schneemassen herunterkamen. Weiter im Norden kamen mit südlichem Wind nur noch Reste der Feuchtigkeit an. Die haben gerade noch für ein bisschen Schnee in Bayern und Böhmen gereicht.
Am 3. Dezember gab es sogar in der Lausitz noch vier Zentimeter Neuschnee, aber für Berlin waren auch an jenem Tag nur ein paar wenige Flocken drin. Das muss einen aber nicht betrüben, denn die Zeit mit dem typischen Winterwetter beginnt erfahrungsgemäß erst im Januar. Wenn sich die Verhältnisse in der Atmosphäre bis zum Dreikönigstag noch gar nicht auf Winter umgestellt haben, wird es schwierig – aber noch ist alles offen.
Da wir ja aller Voraussicht nach auch keine Chance auf Winterurlaub haben: Können wir wenigstens darauf hoffen, nach Neujahr mal von, sagen wir, einer überzuckerten Bahndammböschung oder gar vom Teufelsberg herunterzurodeln?
Ich wäre selbst todunglücklich, wenn es wie im vergangenen Winter überhaupt keinen Schnee geben sollte. Um mal einen etwas weiteren Ausblick zu wagen: Zwischen Weihnachten und Silvester dürfte sich wieder mehr Hochdruck einstellen. Dann wird es zwar kälter, aber nach Schnee sieht es eher nicht aus, soweit sich das schon absehen lässt.
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Aber ich bin ziemlich sicher, dass es noch mal eine winterliche Phase gibt. Wir haben dieses Jahr immer abwechselnd warme und kalte Phasen von jeweils ungefähr drei Wochen gehabt. Die Chancen, dass das Pendel im Januar Richtung Frost und Schnee ausschlägt, sind durchaus vorhanden.
Am Südostzipfel von Berlin stand die Messstation Kaniswall, die der Deutsche Wetterdienst nun stillgelegt hat, nachdem Einbrecher zwei Mal die Technik geklaut haben. Ist der Verlust dieser Station schmerzlich?
Für Wetterprognosen braucht man diese Station nicht. Aber schade ist es schon, wenn sie fehlt – gerade weil Berlin so groß ist und die Unterschiede zwischen West und Ost entsprechend deutlich. Davon abgesehen wundere ich mich, wer sowas klaut. Diese verkabelten Geräte sind eigentlich nur für Profis interessant.