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Die Sicherheitsmaßnahmen rund um den Breitscheidplatz kosten 2,5 Millionen Euro.
© Fabrizio Bensch/reuters

Breitscheidplatz: Weihnachtsmarkt eröffnet als Hochsicherheitszone

Mit Pollern und Stahlgittern wird der Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche geschützt. Am Montag wird an die Opfer des Anschlags 2016 erinnert.

Eine Atmosphäre zwischen Glühwein und Gefahrenabwehr wird Besucher des Weihnachtsmarkts an der Gedächtniskirche empfangen, der am kommenden Montag auf dem Charlottenburger Breitscheidplatz beginnt. Auffällig sind die neuen Sicherheitsmaßnahmen gegen Terroranschläge, die der Senat in einem Pilotversuch installieren ließ – im zweiten Jahr nach dem Attentat, bei dem ein Islamist mit einem geraubten Lastwagen zwölf Menschen getötet und viele weitere verletzt hatte.

Der Opfer und Hinterbliebenen wird auf verschiedene Weise gedacht. Am Montag um 10 Uhr gibt es einen Gottesdienst in der Gedächtniskirche. Am Jahrestags des Anschlags, dem 19. Dezember, findet um 10 Uhr eine Kranzniederlegung am Gedenkort neben der Budapester Straße statt; dazu werden unter anderem der Regierende Bürgermeister Michael Müller und Abgeordnetenhauspräsident Ralf Wieland (beide SPD) erwartet. Der Abendgottesdienst am selben Tag um 18 Uhr soll laut Pfarrer Martin Germer ein Gebet für die Betroffenen des Anschlags beinhalten, ansonsten aber „normal“ verlaufen. Überhaupt symbolisiert der diesjährige Markt für Germer den „Weg in das normale Leben“. Anders als 2017 wird der Betrieb nicht am 19. Dezember für einen Tag unterbrochen.

Kapelle als "geschützter Raum" für Hinterbliebene

Andererseits ist die evangelische Gemeinde weiterhin in Kontakt mit Angehörigen der Toten und Menschen, die schwer verletzt oder traumatisiert worden waren. Das jüngste Treffen gab es vor einem Monat. Für Hinterbliebene, die den Anschlagsort besuchen wollen, steht die Kapelle der Kirche während des Weihnachtsmarkts als „geschützter Raum“ zur Verfügung.

Zu den neuen Sperrmaßnahmen rund um die Verkaufsbuden gehören mehr als hundert quadratische Stahlgitterkörbe, die durch Stangen miteinander verbunden wurden und durch große Kunststofftaschen voller Sand beschwert sind. Nach Angaben des Herstellers können Lkw mit einem Gewicht von 40 Tonnen gestoppt werden. Hinzu kommen einige besonders stabile Metallpoller sowie herkömmliche Betonblöcke („Schrammbords“), wie sie auch bei anderen Weihnachtsmärkten aufgestellt werden.

Projektgruppe testet Absperrungen

Eine Projektgruppe der Senatsinnenverwaltung, die sich dem Schutz vor Terror widmet, will auf dem Breitscheidplatz testen, wie gut die Absperrungen zu handhaben sind und wie sie sich auf das Stadtbild auswirken. Die Maßnahmen seien „keine Blaupause für andere Standorte“, sagt der Sprecher von Innensenator Andreas Geisel (SPD), Martin Pallgen. Beispielsweise unterscheide sich der weiträumige Alexanderplatz stark von dem eher schmalen Bereich um den Breitscheidplatz. Außerdem gehe es stets um die Frage, ob ein temporärer oder ein dauerhafter Schutz angestrebt wird. Im zweiten Fall komme es natürlich besonders darauf an, dass die jeweilige Gegend nicht verschandelt wird.

Laut Pallgen wurde für den Breitscheidplatz auch der Einbau versenkbarer Poller geprüft, aber verworfen, weil „der Untergrund das nicht hergibt“. An manchen Stelle reichten die Decken der dortigen U-Bahntunnel bis kurz unter den Platz.

Verkehrsbeeinträchtigungen durch Sicherheitskonzept

Das Sicherheitskonzept wirkt sich auf den Verkehr aus. Die Budapester Straße darf in östlicher Richtung nur von BVG- Bussen, Lieferanten und Radlern befahren werden. Dasselbe gilt umgekehrt in der Tauentzienstraße – zwischen der Nürnberger Straße und der Joachimsthaler Straße in Richtung Westen.

2,5 Millionen Euro lässt der Senat sich das Pilotprojekt kosten. In dieser Summe sei der Kauf der wiederverwendbaren Sperranlagen enthalten, betont die Innenverwaltung. Den Marktveranstaltern – der Arbeitsgemeinschaft City und dem Berliner Schaustellerverband – entstehen keine Mehrkosten. Das wiederum nutzt den rund 200 Händlern und Gastronomen, die andernfalls mit einer höheren Miete für ihre Buden und Holzhütten hätten rechnen müssen.

„Keine Erkenntnisse über eine akute Bedrohung“

Gibt es damit eine Ungleichbehandlung der Berliner Adventsmärkte? Behördensprecher Pallgen sieht es nicht so. Es gehe nur um ein einmaliges Experiment an einem Ort, der seit dem Anschlag besondere Bedeutung habe. Grundsätzlich sei „jeder private Veranstalter“ dazu verpflichtet, für ausreichende Sicherheitsmaßnahmen zahlen.

Die Berliner Polizei hat für den Breitscheidplatz „keine Erkenntnisse über eine akute Bedrohung“, wie Polizeiobermeister Sascha Eisengräber vom Abschnitt 25 bei einer Präsentation des Weihnachtsmarkts sagte.

Dieser findet zum 35. Mal statt, dauert bis zum 6. Januar und wird offiziell am Montag um 17 Uhr im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller eröffnet. Besucher sind schon ab 11 Uhr willkommen. Als Zierde hat der Lichtdesigner Andreas Boehlke einen 400 Meter langen „Lichtteppich“ gestaltet. Für die Silvesternacht sind außerdem vier Feuerwerke geplant.

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