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Sprudelnde Geldquelle. 
© Paul Zinken/dpa

Sprudelnde Geldquelle für Berlin: Wasserbetriebe machen 196 Millionen Euro Gewinn

Die Berliner Wasserbetriebe fahren 2019 viel Gewinn ein – ein Teil davon fließt in die Berliner Landeskasse. Aber auch bei den Investitionen verzeichnen sie ein Rekordhoch. 

In der Coronakrise versiegen viele Geldquellen des Landes, aber auf die Berliner Wasserbetriebe (BWB) bleibt Verlass: 113 Millionen Euro ihres Gewinns aus 2019 spülen sie in die Landeskasse – bei einem Überschuss von insgesamt 196 Millionen Euro. Der Rest bleibt als Eigenkapital im Unternehmen und wird zur Tilgung der Rekommunalisierungskredite verwendet, die für den Rückkauf der 49,9 Prozent privater Anteile durchs Land 2013 aufgenommen wurden.

Mit 220 Millionen Kubikmetern haben die Wasserbetriebe 2019 fast so viel Trinkwasser wie im extremen Dürrejahr 2018 verkauft. Die Menge des gereinigten Abwassers stieg minimal auf 255 Millionen Kubikmeter. Sie liegt traditionell über der Trinkwassermenge, weil die sechs BWB-Klärwerke auch Abwasser aus dem Berliner Umland reinigen. Die Tarife für Trink- und Schmutzwasser sollen bis Ende 2023 auf dem aktuellen Niveau bleiben, sagten BWB-Vorstandschef Jörg Simon und die Aufsichtsratsvorsitzende, Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) auf der Bilanzpressekonferenz am Montag.

Dabei spart das Unternehmen nicht an den Investitionen: Die 384 Millionen Euro von 2019 sind laut Simon Rekord – und ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Jahr davor. Das Niveau solle gehalten werden, kündigte Simon an und präzisierte: „Die Resilienz unserer Systeme zur Ver- und Entsorgung ist angesichts des Klimawandels noch stärker ins Zentrum unseres Handelns gerückt.“ 

Im Klartext: Die BWB befassen sich immer stärker damit, wie sie Starkregengüsse managen und die Wasserversorgung in langen Dürreperioden sichern können. Laut Simon wurde zeitweise bereits „im Grenzbereich operiert“ – was im Kontrast zu der bisher von den BWB verbreiteten Aussage steht, wonach die Wasserversorgung auch über mehrere Dürrejahre problemlos zu leisten ist. Auf Nachfrage erklärte Simon: „Wir haben festgestellt, dass wir mehr Ausweichmöglichkeiten brauchen“, etwa in Gestalt zusätzlicher Förderbrunnen.

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Die auf bescheidenem Niveau gestarteten Stadtwerke – eine Tochter der BWB – entwickeln sich zunehmend zum lokalen Treiber der Energiewende: Ihre Kundschaft wuchs binnen Jahresfrist um rund 70 Prozent auf etwa 16.000; ganz überwiegend Privatleute. Mehr als ein Drittel der Solaranlagen der Stadt werden inzwischen von den Stadtwerken betrieben, viele davon als „Mieterstromprojekte“. 

Das größte versorgt 4300 Haushalte in Kaulsdorf mit Strom vom eigenen Dach. Außerdem bestücken die Stadtwerke mehr und mehr kommunale Dächer mit Solarstromanlagen und errichten bei Bernau einen Windpark, der rund 31.000 Haushalte mit Ökostrom versorgen soll.

Mit der TU Dresden und der Helmholtz-Gemeinschaft forschen die Wasserbetriebe an einem Corona-Frühwarnsystem: Drei bis vier Tage vor Ausbruch der Krankheit sei das Virus im Abwasser messbar. Man sei aber noch ganz am Anfang, sagte Simon – und allein über die sechs Klärwerke für vier Millionen Menschen wäre eine genaue Lokalisierung kaum möglich.

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